Salzburger Unternehmen verbietet Privathandys in der Arbeit

Keine Handys mehr am Arbeitsplatz? So geht es Betroffenen.
Der Fahnenhersteller "Fahnen Gärtner" in Mittersill (Pinzgau) sorgt derzeit mit seinem Handyverbot am Arbeitsplatz für Aufsehen im Netz.
Die rund 100 Mitarbeiter müssen zu Beginn eines jeden Arbeitstages ihre privaten Smartphones in einem Spind verstauen. Das sagen Personalabteilung und Mitarbeiter zum drastischen Schritt.
"Schutz der Mitarbeiter"
Der Grund dafür ähnelt dem Handyverbot an Schulen, das ab 1. Mai 2025 in Kraft treten wird. Auch hier begründet das Personalbüro, dass man Konzentration und Leistung fördern wolle. "Weil es eine Ablenkungsproblematik ist, weil wir festgestellt haben, dass die Mitarbeiter, allein wenn das Handy am Tisch liegt, sich schon gar nicht mehr so konzentrieren können", erklärte Personalleiterin Heide Deutsch gegenüber dem ORF.
Junge Mitarbeiter im Fokus
Wie auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr, der im schulischen Kontext betonte, dass Handys vor allem bei Jugendlichen "echte Konzentrationskiller" sind, berichtet auch Deutsch davon, dass vor allem bei jungen Menschen die Merkfähigkeit negativ beeinflusst wird, "wenn das Handy irgendwo in Sichtweite ist oder sogar die Benützung erlaubt ist."
Wie geht es den Mitarbeitenden damit?
Und wie kommt das Verbot und die schützende Maßnahme bei den Beschäftigten an? "Ungefähr 90 Prozent geht es wirklich gut. Und bei anderen merkt man, sie vermissen das Handy", so Deutsch. Auch eine Mitarbeiterin äußerte sich positiv: "Das war schon eine Umgewöhnung, aber ich finde es voll gut. Ich denke, ich bin viel klarer und bei der Arbeit dabei".
Mit Suchtproblematik konfrontiert
Im Zuge der Umsetzung ist der Chefetage die Schattenseite der Smartphone-Nutzung drastisch vor Augen geführt worden. "Wir haben auch zwei, dreimal Suchpotenzial gehabt. Wirklich das Thema, dass das Handy da sein musste, sonst ist die Arbeit nicht gegangen. Eine Dame, die hat auch gezittert, und da haben wir was machen müssen. Da waren Gesprächstherapien und generelle Therapien notwendig."
Debatte in sozialen Medien
Im Netz hat das Thema nicht zuletzt wegen des Handyverbots an Schulen eine Debatte losgelöst. Das sagen einige Nutzer zum Verbot am Arbeitsplatz:
- "Handyverbot ist absoluter Schwachsinn, weil's das Problem nicht lösen wird und nur 10 neue Probleme erschafft."
- "Ich verstehe beide Seiten: Einerseits den Chef, der möchte, dass die Arbeit im Vordergrund steht, andererseits die Mitarbeiter, die das Handy als Teil ihres Alltags sehen. Es ist wichtig, hier eine gesunde Balance zu finden."
- "Bei uns gibt es auch ein Handyverbot. Wird konsequent von so ziemlich allen ignoriert."
- "Ich persönlich finde es gut, wenn man nicht ständig aufs Handy schaut, man bringt mehr weiter und hat auch mal Pause."
Handyverbot: Wie ist die rechtliche Lage?
In Österreich darf der Arbeitgeber die Handynutzung am Arbeitsplatz einschränken, vor allem aus Sicherheits- oder Produktivitätsgründen. Ein komplettes Verbot während der Arbeitszeit ist zulässig, jedoch nicht in Pausen. Das Verbot muss durch eine Betriebsvereinbarung oder Dienstanweisung geregelt werden und verhältnismäßig sein. Private Handys dürfen grundsätzlich nicht ohne Grund kontrolliert werden.
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