Handyverbot an allen Schulen? Vorstoß von Bildungsminister Wiederkehr

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Smartwatches und Handys an Österreichs Schulen sollen bis zur 8. Schulstufe verboten werden, eine entsprechende Verordnung soll noch im März in Kraft treten.

Zusammenfassung

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  • Bildungsminister Wiederkehr plant eine Verordnung, um Schulen in Österreich zur handyfreien Zone zu machen und digitale Ablenkung zu minimieren.
  • Die genaue Ausgestaltung der handyfreien Zone obliegt den Schulen, wobei Unterricht und Pausen jedenfalls handyfrei sein sollen.
  • Laut einer Umfrage wünschen sich 74% der befragten Lehrer ein generelles Handyverbot an Schulen.

Als Wiener Bildungsstadtrat spricht sich Christoph Wiederkehr vor wenigen Wochen für ein Handyverbot an Volksschulen aus. In seiner zweiten Woche als pinker Bildungsminister widmet er seine erste Pressekonferenz erneut dem Thema und lässt nach einem runden Tisch u.a. mit Schüler-, Lehrer-, Elternvertreter mit Umweltmediziner Hans-Peter Hutter aufhorchen.

Wiederkehr will "Schulen grundsätzlich zur handyfreien Zone machen". Eine entsprechende Verordnung soll bald - nämlich noch im März -  in Kraft treten und für die ersten acht Schulstufen gelten.

Betroffen sind Handys und Smartwatches. Das gilt für den Unterricht ebenso wie für die Pausen

INTERVIEW: BILDUNGSMINISTER CHRISTOPH WIEDERKEHR (NEOS)

BILDUNGSMINISTER CHRISTOPH WIEDERKEHR (NEOS)

Es gehe darum, das digitale Lernen zu fördern, so der Bildungsminister - die digitale Ablenkung solle minimiert werden. 

Im Rahmen der Schulautonomie/Schulgemeinschaftsausschuss soll organisiert werden, wie mit anderen elektronischen Geräten künftig umgegangen werden wird. 

Auf Nachfrage, wie die Handyfreie Zone ausgestaltet sein wird, sagt Wiederkehr dies obliege den Schulen. Der Unterricht und die Pausen sollen jedenfalls handyfrei werden. Ob die Handys in "Handygaragen" abgesperrt werden oder andere Vorrichtungen geschaffen werden, das sei im Rahmen der Schulautonome zu organisieren.

Handy-Verbot an Schulen bis zur achten Schulstufe

Dass sich real letztlich nicht viel ändert, da ja Schulen jetzt schon entsprechende Regelungen aufstellen können, sieht der Minister nicht so. Es sei eine ganz andere Herangehensweise, wenn man sage, dass die Schule eine handyfreie Zone sei. Damit werde auch der Rücken der Direktoren gestärkt. 

"Riesen-Stärkung"

80 Prozent haben jetzt schon Handy-Verbot Genauso sah dies Karin Spahn, die als Vertreterin der Schulleitenden an der Pressekonferenz teilnahm. Zwar hätten schon 80 Prozent der Schulen Regelungen, die einem Verbot gleich kämen. Doch sei eine entsprechende Verordnung des Ministeriums eine „Riesen-Stärkung“. Probleme mit den Handys werden ihr zu Folge vor allem aus Mittelschulen berichtet. Klare Unterstützung für Wiederkehrs Vorstoß kam vom Umweltmediziner Hans Peter Hutter. Aus medizinischer Sicht habe die Maßnahme nur Vorteile. Die exzessive Handy-Nutzung habe sehr viele negative Effekte. Dies beginne bei erhöhter Reizbarkeit und gehe über Angst- bis zu Schlafstörungen. Überdies nehme der ohnehin vorhandene Bewegungsmangel weiter zu.

Smartphone-Nutzung Schulen
Smartphone-Nutzung Schulen

Laut einer österreichweiten, nicht repräsentativen Studie des Österreichischen Bundesverlags Schulbuch (öbv) in Kooperation mit der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), für die949 Lehrkräfte aus allen Schultypen und Bundesländern befragt wurden, wünschen sich 44 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer ein generelles Handyverbot an Schulen, weitere 30 Prozent stimmen diesem Wunsch „eher“ zu – in Summe also 74 Prozent. 26 Prozent lehnen ein Verbot ab. 

FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl sieht in der Verordnung  nur eine Symptom-Bekämpfung seitens der Regierung. Stattdessen sollte die Politik die tieferliegenden Ursachen schwindender Bildung und Lernerfolge anpacken: „Dazu gehören etwa der massive Lehrermangel, aber vor allem die hochproblematische Zuwanderung in unser Schulsystem.“ Kritisch reagiert auch die Grüne Bildungssprecherin Sigrid Maurer auf die Ankündigung. Bereits bisher hätten die meisten Schulen Handy-Regelungen in ihren Hausordnungen festgelegt und dies funktioniere gut. „Jetzt sind die Schulleitungen nicht mehr für die Verbote zuständig, sondern für die Ausnahmen - das riecht ein bisschen nach Scheinpolitik“, so Maurer in einer Aussendung.

Der Artikel wurde aktualisiert, um Reaktionen von Grünen und FPÖ ergänzt.

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