Wien erlässt "dringende Aufforderung" für Handyverbot an Schulen

Handys in der Schule sind seit geraumer Zeit Thema. In Österreich liegt die Entscheidung, wie mit den Smartphones umgegangen wird, im Rahmen der Schulautonomie bei den einzelnen Schulen. Einige Bundesländer aber bereiten schon ein entsprechendes Verbot vor oder diskutieren es - etwa Kärnten.
In Wien lud Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos)dagegen zu einem Rat aus Expertinnen und Experten, um gemeinsam Lösungen im Umgang mit Smartphones oder Smartwatches im Schulalltag zu erarbeiten. "Die bildungswissenschaftliche Evidenz ist eindeutig: Das Handy ist ein echter Konzentrationskiller im Klassenzimmer", sagt Wiederkehr dazu. In Volks- und Mittelschulen werde es deshalb für alle Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts und in den Pausen klare Regeln für den Umgang mit Handys geben.
Am Mittwoch wurden deshalb Handlungsempfehlungen kommuniziert, für mehr brauche es eine bundesweite Regelung. In Wien forder man die Schulen aber "dringend" zur Umsetzung auf, hieß es zum KURIER auf Nachfrage.
Diese "klaren Regeln" äußern sich in drei "empfohlenen Maßnahmen", die wie folgt lauten:
- Vorgabe an Schulen die Regelung von handyfreier Unterrichtszeit und Pausen in die Hausordnung aufzunehmen
- Mögliche Folgen sind Verwarnung, Mitteilung an die Eltern, Eintrag ins Klassenbuch
- Stärkung der Medienpädagogik wird hervorgehoben
Schon jetzt gilt in vielen Schulen ein Handyverbot
Dass das Thema relevant ist, zeigte eine Anfang Februar veröffentlichte Befragung von Bundesverlag Schulbuch (öbv) und Uni Linz, die allerdings nicht repräsentativ ist. Die Schulen hätten schon jetzt fast flächendeckend autonom die Handynutzung beschränkt. 53 Prozent berichten von einem Verbot im Unterricht, weitere 40 Prozent von Regeln.
Die Vorgaben unterscheiden sich dabei je nach Altersgruppe deutlich: So berichteten bei der Erhebung 80 Prozent der Volksschullehrerinnen und -lehrer, dass an ihrer Schule die Handynutzung im Unterricht verboten ist. Weitere 16 Prozent berichteten von Regeln. Beim befragten Mittelschul-Lehrpersonal waren es 58 bzw. 42 Prozent. Deutlich seltener sind Verbote hingegen bei den älteren Schülerinnen und Schülern: An den Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) etwa gaben nur 23 Prozent an, dass das Mobiltelefon im Unterricht nicht genutzt werden darf. 52 Prozent berichteten von Regeln. In den Pausen gibt es über alle Schulformen hinweg laut 63 Prozent der Befragten ein Handyverbot, 16 Prozent berichteten von Regeln.
Die Wiener Grünen sind zwar ebenfalls der Meinung, dass Handys in Schulklassen keinen Platz haben, orten aber "Wahlkampf-PR" bei Wiederkehrs Vorstoß. "„Die Schulen brauchen nicht noch mehr Verordnungen. Den Umgang mit Handys können die Schulen selbst viel einfacher lösen, auch dafür gibt es die Schulautonomie“, so Parteichefin Judith Pühringer.
Das Lehrpersonal ist vorwiegend für Handyverbote
Von den befragten Lehrern werden die Handyverbote bzw. Regeln zur Mobiltelefonnutzung an ihren Schulen überwiegend befürwortet. 73 Prozent sehen derartige Vorgaben im Unterricht positiv, 16 Prozent neutral und acht Prozent negativ. Etwas weniger sind es bei einem Verbot bzw. einer Einschränkung in den Pausen (65, 20 bzw. 13 Prozent). Ein generelles Handyverbot an den Schulen würden sich laut Befragung drei Viertel der Lehrer wünschen (44 Prozent ja, 30 eher ja), auch hier wieder vor allem Lehrkräfte an Volks- und Mittelschulen.
Insgesamt sehen Lehrer, die ältere Schüler unterrichten, weniger Bedarf nach Einschränkungen bei der Handynutzung. Auch Lehrkräfte, die den pädagogischen Nutzen digitaler Medien und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz durch Schüler positiv bewerten, wünschen sich laut Aussendung seltener ein Smartphone-Verbot bzw. Regeln bzw. befürworten das.
In der Befragung gehen 14 Prozent der Lehrkräfte davon aus, dass ihre Schülerinnen und Schüler ihr Smartphone oft für die Schule oder zum Lernen nutzen und 27 Prozent manchmal. Auch hier macht das Alter den Unterschied: Während von den Volksschullehrkräften angegebenen Werte noch relativ gering sind (vier Prozent oft, 13 manchmal), gehen an BMHS und Gymnasien die Befragten von einer Mehrheit aus, die das Smartphone auch für schulische Zwecke nutzt (BMHS: 29 Prozent oft, 41 manchmal; AHS: 16 bzw. 46 Prozent).
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