74 Prozent für Verbot: So stehen Lehrer zur Handynutzung in Schulen

Frankreich, Italien, Griechenland, Belgien – in diesen Ländern ist es Schülerinnen und Schülern verboten, im Unterricht zum Handy zu greifen. In Österreich liegt diese Entscheidung im Rahmen der Schulautonomie bei den Schulen, wobei einige Bundesländer ein entsprechendes Verbot bereits vorbereiten oder diskutieren. Auch der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) plädierte erst vor wenigen Tagen für ein Handyverbot an Volksschulen. Und er steht damit nicht alleine da: Auch Lehrkräfte sprechen sich mehrheitlich für ein Handyverbot an Schulen aus.
Das ergab eine österreichweite, nicht repräsentative Studie des Österreichischen Bundesverlags Schulbuch (öbv) in Kooperation mit der Johannes Kepler Universität Linz (JKU). Für die Studie wurden 949 Lehrkräfte aus allen Schultypen und Bundesländern befragt.
Bereits stark geregelt
Demnach wünschen sich 44 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer ein generelles Handyverbot an Schulen, weitere 30 Prozent stimmen diesem Wunsch „eher“ zu – in Summe also 74 Prozent. 26 Prozent lehnen ein Verbot ab.
Und noch etwas macht die Umfrage deutlich: Bereits jetzt gibt es an über 90 Prozent der Schulen der befragten Lehrerinnen und Lehrer zumindest während des Unterrichts ein Verbot oder Regeln zur Handynutzung. Auch in Freistunden (in 70 Prozent der Schulen) sowie in den Pausen (80 Prozent) ist die Handynutzung bereits genau geregelt.

Schultypen
Es gibt jedoch Unterschiede: An Volks- und Mittelschulen sind Smartphone-Verbote und -Regelungen häufiger als an anderen Schultypen. Während an 80 Prozent der Volksschulen und 58 Prozent der Neuen Mittelschulen ein Handyverbot herrscht, sind es an den Berufsschulen (BS) und Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) jeweils nur 23 Prozent.
Außerhalb des Unterrichts werden die Handy-Zügel dann auch in den Volksschulen gelockert, hier gibt es nur in 40 Prozent der Schulen Verbote.

Pädagogischer Nutzen
Smartphones werden aber nicht von allen als Störfaktor im Unterricht gesehen, sondern auch für schulische Zwecke genutzt. So geben 14 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an, dass ihre Klassen das Handy häufig zum Lernen nutzen, weitere 27 Prozent antworten „manchmal“. Diese Ergebnisse hängen wiederum stark mit dem Schultyp zusammen: In AHS, BS und BMHS werden die Geräte deutlich häufiger im Unterricht eingesetzt als in Volks- und Hauptschulen.
Dabei spielt es auch eine Rolle, mit welcher technischen Ausstattung die Lehrkräfte an ihrer Schule arbeiten können. Wird beispielsweise ein Tablet von der Schule zur Verfügung gestellt oder verwenden die Lehrkräfte selbst ihr Smartphone im Unterricht, zeigt sich auch eine höhere Smartphone-Nutzung in ihren Klassen.
„Smartphones sind nicht unbedingt eine Gefahr oder Ablenkung, sondern können durchaus sinnvoll für schulische Zwecke eingesetzt werden. Insbesondere dort, wo Schülerinnen und Schüler noch nicht mit Laptops oder Tablets ausgestattet sind, kann das Smartphone helfen, pädagogische Potenziale zu nutzen, die durch die Digitalisierung möglich werden“, sagt Philipp Nussböck, Geschäftsführer des öbv.
Die Ergebnisse der Studie legen vor allem nahe, dass der Wunsch nach einem generellen Handyverbot vor allem von der Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer zu digitalen Technologien abhängt. Sehen sie einen pädagogischen Nutzen im Umgang ihrer Schülerinnen und Schüler mit digitalen Medien und KI, wünschen sie sich seltener ein Smartphone-Verbot.
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