Lokalaugenschein: Wo das Handyverbot bereits gelebt wird

Sechs Stunden ohne Smartphone in der Hand – wer kann sich das heute noch vorstellen?
Doch in etwa so lange müssen Schülerinnen und Schüler in Österreich künftig ohne ihr Mobiltelefon auskommen, wenn das vom neuen Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) angekündigte Handyverbot in Kraft tritt.
Für die Schüler der Bertha-von-Suttner-Schule, auch bekannt als Schulschiff, im 21. Wiener Gemeindebezirk ist das nichts Neues. Dort gilt bereits ein solches Verbot für die Klassen der Unterstufe. Und wie finden die Betroffenen das?
Verbot umgehen
„Ich glaube, es wird nicht viel bringen, weil es dann einfach heimlich gemacht wird“, ist Dana-Sophia (16) beim KURIER-Lokalaugenschein überzeugt.
Für den Fall, dass man das Mobiltelefon in Zukunft abgeben müsse, würden viele einfach auf ein Zweithandy zurückgreifen, ist sie sich sicher. Derzeit wird das Handy in der Unterstufe nämlich entweder im Spind oder in den Schultaschen verwahrt. „Das wird mit dem Verbot aber sicher strenger gehandhabt“, sagt Lehrerin Claudia.
Vorgaben gewünscht
Die Physik- und Mathematiklehrerin vermisst aktuell konkrete Vorgaben: „Man muss eine Lösung anbieten, was mit den Geräten in der Schule passieren soll.“ Ein Schulweg ohne das Handy dabei zu haben, sei nicht optimal und auch für den Unterricht sei die Nutzung für Recherchezwecke oft sinnvoll. Ein Verbot helfe aber sowohl Kindern als auch dem Schulbetrieb, ist sie sich sicher.
Ganz ohne Handy läuft der Schulbetrieb nicht immer, berichtet Benjamin (15). Die Oberstufenschüler dürfen es in den Pausen nutzen. Dennoch sei er kein Fan vom Verbot: „Ich finde es nicht so toll.“ Abgesehen von erlaubten Handy-Recherchen im Unterricht, sollen Jüngere nicht in Versuchung kommen: „Wir sollen Mobiltelefone in den Pausen trotzdem vermeiden, damit es die Kinder aus der Unterstufe nicht sehen“, sagt Leona (17).
"Ich finde ein Verbot fair"
Unterstufenschüler Athos (11) ist einer davon. In Versuchung gerät er allerdings auch in den Pausen nicht. Er verwende sein Gerät auch zu Hause ohnehin eher zum Musik hören, wie er am Heimweg mit seiner Mutter erzählt. „Handys lenken schon sehr ab im Unterricht, deshalb finde ich ein Handyverbot gut“, sagt er über die Schulregel.
Auch Osama (14) kann sich ein Leben ohne Smartphone – zumindest in der Schule – vorstellen: „Ich finde ein Verbot fair, weil es viele Kinder gibt, die das Handy unerlaubt im Unterricht benutzen.“ Er selbst gehöre nicht dazu.
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