Gen Z konsumiert politische Inhalte am stärksten über Social Media

Ein junger Mann, der auf sein Handy Instagram geöffnet hat.
Zeitung, Fernsehen und Schule sind nicht mehr die wichtigsten Politikvermittler: Junge informieren sich vor allem über TikTok und Instagram.

Laut einer aktuellen Untersuchung der Bertelsmann Stiftung sind soziale Netzwerke inzwischen die wichtigste Quelle politischer Informationen für Jugendliche in Deutschland.

TikTok und Instagram auf Platz 1

Rund 74 Prozent der Befragten zwischen 16 und 26 Jahren gaben an, sich vor allem über Instagram und TikTok über politische Themen zu informieren. Damit liegen die Plattformen deutlich vor klassischen Vermittlern wie Schule, Familie oder Freunden. Auch Zeitungen und Fernsehen spielen in dieser Altersgruppe eine untergeordnete Rolle.

Welche Themen werden konkret konsumiert?

Während Themen wie Migration im Untersuchungszeitraum besonders viele Klicks brachten, erwiesen sich klassische Politikfelder wie Soziales, Umwelt oder Bildung als Reichweiten-Killer. Interessant ist auch der Blick auf die Formate: Besonders gut kommen etwa politische Influencer an, die ihre Videos im Selfie-Modus aufnehmen. Auch Politiker, die sich vor der Kamera in Szene setzen sind beliebt, vor allem dann, wenn auch persönliche Einblicke gegeben werden.

Selbstdarstellung und Angriff

Direktheit und die Mischung aus Fakten und Nähe gehört laut Studie übrigens zu den am häufigsten gewählten Strategie. Knapp 70 Prozent der Beiträge drehen sich um Eigenlob oder Inszenierung. Vor allem auf Instagram dominiert dieses Muster. Auf TikTok dagegen wird häufiger attackiert: Etwa 35 Prozent der Beiträge enthalten Angriffe auf politische Gegner – und diese Clips erzielen messbar mehr Aufmerksamkeit. Im Schnitt werden angreifende Videos rund 40 Prozent häufiger angesehen als neutrale Inhalte.

Was sich die Jungen noch mehr wünschen

Laut Untersuchung wünschen sich junge Menschen in Deutschland mehr Daten, Zahlen und Statistiken in politischen Videos - auch wenn die Auswertungen deutlich zeigen, dass Inhalte mit Infografiken weniger Reichweite erzielen. Noch wichtiger als Infografiken oder Show-Effekte ist der Generation Z jedoch etwas anderes: Authentizität. Sie legt Wert auf einfache Sprache, technisch saubere Videos und ehrliche Botschaften. 

Kritik an Streitkultur

Dass Attacken für hohe Reichweite sorgen, heißt nicht, dass die Gen Z sie positiv bewertet. Im Gegenteil: Viele Befragte äußerten sich kritisch über den rauen Ton, der vor allem in populistischen oder extremen Videos an den Tag gelegt wird. Allerdings gilt auch hier das Gesetz der Plattform-Algorithmen: Streit und hitzige Diskussionen erzeugen Interaktion – und werden daher bevorzugt ausgespielt.

Wie sieht die Situation in Österreich aus?

Die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf Deutschland. Für Österreich gibt es derzeit keine vergleichbare Untersuchung. Ob TikTok und Instagram dort in ähnlichem Maße zur wichtigsten politischen Informationsquelle für junge Menschen geworden sind, bleibt offen, ist aber stark anzunehmen. 

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