Schwammerlsuchen: Österreichs Gen Z zieht es wieder in die Wälder

Steinpilze im Waldboden: Junge hat das Schwammerl-Fieber gepackt.
Schwammerlsuchen liegt wohl wieder voll im Trend: Vor allem Junge können sich dabei gut entspannen.

Immer mehr junge Menschen in Österreich entdecken das Schwammerlsuchen für sich. Ob im Wienerwald, im Salzkammergut oder in den Wäldern der Steiermark: An freien Tagen sieht man immer öfter junge Leute mit Körben durch den Wald streifen. Doch warum gewinnt gerade dieses "altmodische" Hobby bei den Gen Z wieder an Bedeutung?

Wir haben mit vier jungen Menschen gesprochen und vor allem eine Ursache ausfindig gemacht.

"Fast wie Meditation"

Die 22-jährige Aylin R. lebt in Wien und hat das Schwammerlsuchen erst vor kurzem durch Freundinnen entdeckt. Seither war sie bereits mehrmals im Wienerwald auf der Suche. "Für mich ist das fast wie eine Meditation", sagt sie. "Man konzentriert sich auf den Waldboden, schaut genau hin und ist ganz im Moment. Alles andere wird nebensächlich". Zudem betont sie, dass sich ihre Augen dabei vom Scrollen am Handy erholen würden. "Ich fühlte mich wie neugeboren". 

"Perfekte Digital-Detox"

Auch Lukas K. aus Niederösterreich schwört auf den Ausgleich in der Natur. Der 25-Jährige arbeitet als Softwareentwickler und verbringt den Großteil seiner Woche vor Bildschirmen. "Im Job dreht sich alles um Codes, Meetings und Deadlines. Da ist es umso wichtiger, am Wochenende etwas zu tun, das mit Technik nichts zu tun hat", sagt er. Schwammerl suchen sei für ihn das perfekte Digital-Detox.

"Highlight meiner Woche"

Der 24-jähriger Matthias T. aus Linz ist erst seit ein paar Monaten leidenschaftlicher Schwammerlsucher. "Ich schau mir fast jeden Abend Videos von Pilz-Profis auf YouTube an", erzählt er. Erst kürzlich hat er sich ein kleines Handbuch gekauft, das er bei jedem Wald-Besuch bei sich trägt. Letzte Woche hat er zum ersten Mal mehrere Steinpilze gefunden: "Das war echt ein super Gefühl, echt das Highlight meiner Woche", so der Linzer. 

"Seit Jahren kein echtes Vogelzwitschern gehört"

Leas Vater sammelt schon seit Jahren Pilze im Wienerwald. Diesmal ist die 23-Jährige selbst mitgegangen. "Eigentlich mag ich Schwammerl nicht so gern, aber das Erlebnis im Wald war super", sagt sie. Gefunden hat sie im Endeffekt Eierschwammerl und Maronenröhrlinge, die ihr Vater später als Pasta zubereitete. "Man hört nur den Wind und die Vögel, keine Autos, kein Stress. Ich glaube ich hab seit zwei Jahren kein echtes Vogelzwitschern gehört – wenn, dann nur über Spotify in meiner Meditationsübung". 

Studien bestätigen: Natur als Entschleuniger

Auch wissenschaftlich lässt sich belegen, dass der Wunsch nach Entspannung und Natur bei jungen Leuten kein rein subjektives Phänomen ist: Eine experimentelle Feldstudie der Medizinischen Universität Wien etwa hat gezeigt, dass schon 20 Minuten Aufenthalt in einem Waldgebiet, in der Studie waren es die Wiener Wäldern, zu messbaren Entspannungseffekten führen. Die Cortisolwerte (ein Stresshormon) sanken deutlich, negative Gefühle nahmen ab und das allgemeine Wohlbefinden verbesserte sich.

Auch kurze Aufenthalte 

Darüber hinaus ergab eine Metaanalyse an der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, dass jüngere Menschen (unter 30 Jahren) besonders stark von kurzen Naturkontakten profitieren: Schon unter einer Stunde Aufenthalt im Grünen lässt sich eine signifikante Reduktion von Angstgefühlen beobachten. Die Forschenden betonen, dass gerade die Generation Z besonders empfänglich für solche Effekte sei, da sie im Alltag stark digital geprägt ist. Regelmäßige kleine "Naturdosen" könnten daher einen wichtigen Beitrag zu ihrem mentalen Wohlbefinden leisten.

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