Finger-Test: Ist ein langer Ringfinger Anzeichen für eine Glatze?

Bekommt man eine Glatze, wenn der Ringfinger größer als der Zeigefinger ist?
Ein Social-Media-Trend stellt eine kuriose Behauptung auf: Die Fingerlänge soll Auskunft über Haarausfall bei Männern geben.

Auf TikTok und Instagram geht aktuell ein fragwürdiger Selbsttest viral: Männer vergleichen ihre Ring- und Zeigefinger, um herauszufinden, ob ihnen eines Tages die Haare ausfallen könnten. Was steckt dahinter?

Ist der Ringfinger länger als der Zeigefinger?

Zahlreiche Clips zeigen junge Männer, die überrascht oder panisch auf ihre rechte Hand starren. Der Grund? Eine viel diskutierte Studie, die behauptet: Wer einen längeren Ring- als Zeigefinger hat, hat ein erhöhtes Risiko für erblich bedingten Haarausfall

Was die Finger über Haarausfall verraten soll

Die These: Während der Schwangerschaft wirkt Testosteron auf das Wachstum des Fötus ein. Ist ein Ungeborenes besonders hohen Testosteronwerten ausgesetzt, wächst der Ringfinger länger als der Zeigefinger. Dabei steht Dihydrotestosteron (DHT), das Abbauprodukt von Testosteron, im Verdacht, die Hauptursache für erblich bedingten Haarausfall bei Männern zu sein. Ein längerer Ringfinger bedeutet nach diesem Ansatz mehr Testosteron, was wiederum mit mehr DHT und somit einem höheres Risiko für Haarausfall einhergeht.

Signifikanter Zusammenhang gefunden

Dieses Resultat lieferte eine türkische Studie an der Gazi University in Ankara, welche hierfür 189 Männer mit erblich bedingten Haarausfall und 171 gesunde Kontrollpersonen (Alter 19–65 Jahre) untersuchte. Dabei wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen Haarausfall und dem Ring- sowie Zeigefinger der rechten Hand festgestellt. Andere größer angelegte Studien (z. B. in Iran mit 1.200 Männern) hingegen fanden keinen signifikanten Zusammenhang.

Was sagt die Wissenschaft wirklich?

"Die Studie ist weltweit bekannt“ und habe natürlich für großes Aufsehen gesorgt, erklärte Remo Lageder, Trichologe und Leiter mehrerer Haarkliniken in der Schweiz. Dennoch warnte er vor Panik: "Ein längerer Ringfinger kann ein Hinweis sein – aber mehr nicht." Denn die entscheidende Frage ist nicht nur, wie viel Testosteron der Körper produziert, sondern vor allem, wie stark die Haarfollikel auf das Hormon DHT reagieren. Diese Empfindlichkeit ist genetisch bedingt und nimmt mit dem Alter zu.

Mythos Bartwuchs

Viele der gängigen Theorien, etwa dass starker Bartwuchs oder eine tiefe Stimme auf späteren Haarausfall hindeuten, bezeichnet Lageder als "Mythen". Eine gewisse Aussagekraft habe dagegen eine starke Körperbehaarung – sie könne tatsächlich mit einem erhöhten DHT-Spiegel einhergehen. Wichtig zu wissen: Selbst ein niedriger Testosteronspiegel kann ausreichen, um Haarausfall auszulösen, wenn die genetische Empfindlichkeit gegenüber DHT vorhanden ist.

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