Deutsche Millennials: Zwei Drittel der 30-Jährigen sind ledig

Frau mit oranger Jacke sitzt mit Handy in der Hand auf dem Bürgersteig
Zwei Drittel der 30-Jährigen in Deutschland sind ledig. Damit hat sich das Verhältnis im Vergleich zu 1990 um 180 Grad gedreht.

Laut Daten des Statistischen Bundesamts sind 68  Prozent der 30-jährigen Deutschen ledig, also nicht verheiratet, nicht geschieden oder verwitwet. 

Im Vergleich dazu waren 1990 zwei Drittel dieser Altersgruppe verheiratet – das Verhältnis hat sich also genau umgekehrt. Warum ist das so?

Hauptgrund: Finanzielle Unabhängigkeit der Frauen

Gründe für diese Situation sind vielfältig. Viele Studien sehen jedoch die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen als Haupttreiber des Wandels an. Frauen sind heute deutlich häufiger erwerbstätig und finanziell unabhängig von ihren Partnern. Laut einer Mastercard‑Studie (2022) betrachten 63 Prozent der befragten Frauen finanzielle Unabhängigkeit als wichtigstes Lebensziel. Das stärkt ihre Verhandlungsposition in Beziehungen und ermöglicht es ihnen, selbst zu entscheiden, ob und wann sie heiraten möchten.

Gesellschaftlicher Wertewandel

Laut einer sozialwissenschaftlichen Analyse, die im Zeit-Magazin veröffentlicht wurde, ist Ehe nicht mehr der einzige Weg für Partnerschaft und Familie. Zusammenleben ohne Trauschein wie "wilde Ehe", Co-Parenting, Sologamie oder alleinerziehende Lebensmodelle sind mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert. Das mindert den Druck, früh zu heiraten.

Steigende Wohn- und Lebenshaltungskosten

Wohnungsmangel, steigende Mieten und prekäre Arbeitsverhältnisse erschweren frühe Familienplanung. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) führte hierzu eine qualitative Untersuchung durch. Der Tonus lautete dabei: "Erst die Existenz sichern – dann Beziehung festigen". 

Bindungsangst und Scheidungserfahrungen

Viele junge Menschen wachsen in Familien auf, in denen sie Scheidungen oder Trennungen erlebt haben, was ihr Vertrauen in langfristige Bindungen nachhaltig prägt. Eine Studie der Universität Mannheim (2021) zeigt, dass Scheidungskinder eine geringere Heiratsbereitschaft als andere Gleichaltrige aufweisen. 

Kritik an Institution Ehe

Für viele gilt die Ehe als unzeitgemäß oder ungerecht. Kritisiert werden unter anderem das Ehegattensplitting, der historisch patriarchale Charakter oder die religiösen Wurzeln der Ehe. Viele junge Menschen bevorzugen Gleichberechtigung auf Augenhöhe und das unabhängig vom Trauschein.

Wie sieht die Situation in Österreich aus?

In Österreich gibt es keine exakten offiziellen Zahlen speziell zum Familienstand von Millennials. Allerdings lässt sich die Gesamtsituation mit jener von zahlreichen westlichen Ländern vergleichen. Basierend auf offiziellen Mikrozensus-Daten der Statistik Austria lässt sich schlussfolgern, dass beide Länder einen klaren Trend aufzeigen: immer spätere Heiraten, weniger Ehen insgesamt, und bei Österreich zusätzlich eine steigende Scheidungsrate und ein hohes Erstheiratsvolumen.

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