"Disco-Uber": Wie Fahrer versuchen, Gästen Trinkgeld zu entlocken

Smartphone mit der Uber-APP auf dem Bildschirm
Immer mehr Fahrdienst-Unternehmer greifen zu fragwürdigen Mitteln, um Fahrgästen Trinkgeld zu entlocken.

Seit Jahren schwelt in Österreich ein offener Konflikt zwischen klassischen Taxiunternehmen und Plattform-Anbietern wie Uber oder Bolt. Trotz einer Reform im Jahr 2021 fühlen sich zahlreiche Fahrer und Fahrerinnen benachteiligt. 

Der Konflikt dreht sich dabei um weit mehr als nur App-Technologie: Es geht um Preise, Arbeitsbedingungen und das Überleben ganzer Berufsgruppen.

Was ist seit der Gesetzesreform passiert?

2021 wurde das sogenannte Gelegenheitsverkehrsgesetz reformiert. Damit wurden Taxidienste und Plattformdienste rechtlich im Wesentlichen gleichgestellt. Seither benötigen auch Uber-Fahrer eine Taxilenkerprüfung und einen Gewerbeschein, was zunächst als Sieg der Taxibranche gefeiert wurde. Doch in der Praxis bleibt vieles laut zahlreichen Fahrern unausgeglichen. Vor allem dynamische Preismodelle sorgen für Unmut.

Taxi vs. Uber

Viele Taxilenker werfen Uber & Co. vor, den Markt zu verzerren. "Wir müssen uns an feste Preise halten – Uber kann verlangen, was es will. Das ist kein Wettbewerb, das ist Willkür", so Taxifahrer Murat D. gegenüber dem KURIER. An diesem Punkt muss betont werden, dass seit der Novelle auch beim Preisthema nachgeschärft wurde. Wird eine Fahrt spontan gemacht (bspw. an einem Taxistand oder Heranwinken eines Autos auf der Straße), muss nach Taxameter abgerechnet werden. Für alle vorbestellten Fahrten (über Uber, Bolt, 40100 & Co) gilt ein Preisband, an das sich alle Anbieter halten müssen. In Wien dürfen vorbestellte Fahrten 20 Prozent über und 20 Prozent unter dem Taxitarif liegen.

Kritik an Bezahlung

Viele Fahrer sind unterdessen generell mit der Bezahlung unzufrieden. Ohne zusätzliche Einnahmen wie Trinkgeld oder Boni lohne sich die Arbeit kaum. Wie Fahrer Mustafa gegenüber dem KURIER erklärt, hat sich die Branche grundsätzlich zu einem harten Pflaster entwickelt. Oft müsse er weite Strecken zurücklegen und dann Leerfahrten ins Zentrum zurück - für die er natürlich Sprit benötigt - in Kauf nehmen. "Das ist nicht gerecht", betont er.

"Disco-Uber" und KI zur Trinkgeld-Optimierung

Trotz kollektivvertraglicher Regelung klagen also viele Fahrer über magere Einnahmen und greifen auf kuriose Mittel zurück. In sozialen Netzwerken häufen sich Berichte über sogenannte "Disco-Ubers", bei denen die Innenbeleuchtung blinkt, Musikboxen verbaut sind und sogar Minikameras für Selfies zur Verfügung stehen – alles, um Fahrgäste zur Trinkgeld-Vergabe zu animieren. Diese "Maßnahme" sorgt für gemischte Reaktionen. "Mein Uber hatte heute Diskolicht und Bass – beste Heimfahrt ever! 😍“, so TikTok-Userin @lucyfromvienna. "Ich hatte einen langen Arbeitstag und wollte einfach meine Ruhe – stattdessen blinkt's wie auf der Donauinsel", berichtet ein anderer Nutzer hingegen.

Ein besonders fragwürdiger Trend: Das Abspielen von KI-generierten Songs mit dem Namen des Fahrgasts. Dabei wird mithilfe von Sprach-KI ein personalisierter Song erzeugt, in dem der Name der Kundin oder des Kunden besungen wird. Ziel ist es wohl, einen besonders emotionalen Moment zu schaffen, der im besten Fall mit einem großzügigen Trinkgeld endet. Lenker Mustafa kann mit diesen Trends nur wenig anfangen. "Also ich finde das sehr übertrieben (...) mein Job ist es, den Kunden sicher von einem Ort zum anderen zu bringen und mehr nicht!". 

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