Ein teurer Sieg der Taxler über Uber

Ein teurer Sieg der Taxler über Uber
Taxi und Mietwagen werden ein einheitliches Gewerbe. Die niedrigeren Uber-Preise wären damit passé.

Theoretisch wirkt ein Taxitarif auf zwei Seiten: Zum einen verhindert er, dass Fahrpreise bei starker Nachfrage steigen – und Kunden draufzahlen müssen. Zum anderen unterbindet er, dass Taxifahrer einander im Kampf um Kunden unterbieten – und in der Folge möglicherweise in die Insolvenz schlittern.

Das Einheitsgewerbe für Taxi- und Mietwagen, das 2020 kommen soll, hat trotzdem nur einen Gewinner: die Taxibranche.

Grauzone

Ihre Freude ist verständlich: Uber, der Konkurrent aus Amerika, hat den Taxifahrern und -unternehmern in den vergangenen fünf Jahren das Geschäft abgegraben. Gelungen ist das dem US-Unternehmen mittels Ausnutzung einer Grauzone: Uber hat salopp gesagt Taxidienste angeboten, aber mit Mietwagenfahrern gearbeitet und dadurch den Preis selbst festgesetzt.

Mit Inkrafttreten der Novelle geht das nicht mehr. Uber muss dann denselben Tarif verrechnen wie Taxis.

Uber vor dem Aus?

Das könnte das Aus für Uber in Österreich bedeuten. Ohne die Möglichkeit, auf Angebot und Nachfrage zu reagieren, funktioniert das System des Unternehmens nicht. Gleichzeitig werden Uber auch die Fahrer fehlen: Denn ein Großteil der aktuell rund 3.000 Lenker müssten erst die dann verpflichtende Taxilenkerprüfung absolvieren.

Uber-Österreich-Chef ließ daher bereits am Freitag wissen: Sollte das Gesetz in der aktuellen Form kommen, schließt er einen Komplettrückzug nicht aus.

Fraglich ist jedoch, wie lange Uber auch ohne Gesetzesänderung noch weiter in Österreich tätig sein kann. Österreichische Gerichte haben das System mehrfach für rechtswidrig erklärt. Mittlerweile sind deshalb Strafen in der Höhe von 1,2 Millionen Euro anhängig.

Start in Graz, Linz und Salzburg angekündigt

Das hielt Uber allerdings nicht davon ab, noch vor wenigen Tagen den Markteintritt in Graz, Salzburg und Linz anzukündigen.

Die zweite Gruppe, die sich über die Reform nur bedingt freuen dürfte, sind die Fahrgäste. Denn für sie bedeutet das Einheitsgewerbe eigentlich nur eins: teurere Fahrten. Uber hat den Taxitarif im Schnitt um ein Drittel unterboten.

Konkurrenz belebt

Darüber hinaus hat die Konkurrenz das Geschäft auch belebt. Natürlich hätten die Taxifunkzentralen auch ohne Uber ihre Systeme vorangetrieben. Auffallend ist jedoch, dass sich in den vergangenen fünf Jahren viel getan hat: Die Bankomat-Zahlung wurde vereinfacht, die Autos wurden sauberer, neue Produkte wie das Seniorentaxi eingeführt und die Apps aufgerüstet, sodass man nun den Fahrpreis vorab berechnen und die Lenker vergangener Fahrten problemlos ausfindig machen kann.

Wie Weiterentwicklung ohne Konkurrenz aussehen kann, wird sich vielleicht schon ab kommendem September weisen.

Personenbeförderung neu: Mietwagen wird Taxi

FPÖ, ÖVP und SPÖ haben am Donnerstag ein Gesetzesvorhaben zur Zusammenlegung des Taxi- und Mietwagengewerbes im Nationalrat eingebracht. Der nächste Verkehrsausschuss soll das Thema bereits am 19. Juni behandeln. Inkrafttreten soll die Novelle laut Initiativantrag im September 2020.

Vereinfacht gesagt, sollen  für das neue Einheitsgewerbe  „Personenbeförderungsgewerbe mit Pkw“ die aktuellen Bestimmungen des  Taxigewerbes  weitgehend übernommen werden.  Die Eckpunkte dabei sind: Taxischein für alle Lenker sowie einheitlicher Tarif für alle Fahrten. Dieser wird  vom Landeshauptmann bzw. der Landeshauptfrau festgelegt.

Ausnahmen gibt es nur mehr für Patienten- oder Schülerbeförderung, Anrufsammeltaxis, Fahrten über die Landesgrenze hinaus  und Pauschalfahrten für Ereignisse wie Hochzeiten.

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