Deichmann vs. ProSieben: TikTok-Beef mündet in Live-Kampf 2025
Unternehmensidentität und Auftritt in den sozialen Netzwerken klaffen bei einigen Marken mittlerweile weit auseinander. Auf Social Media gelten andere Spielregeln. Als seriöse Brand auf TikTok, Instagram & Co. erfolgreich zu sein, ist gar nicht so einfach, denn die vorwiegend junge Zielgruppe im Alter zwischen 18 und 24 Jahren möchte vor allem eines: unterhalten werden.
Und mit trockenen Inhalten gelingt das nun mal schwer. Also ist bei den Social-Media-Verantwortlichen Kreativität gefragt. Der Account der UniCredit Bank Austria beispielsweise setzt auf ein junges Duo, das den Kanal mithilfe von humoristischen, selbstironischen Videos beliebter denn je gemacht hat.
Doch dann gibt es noch eine Strategie, auf die in den letzten Monaten immer mehr Marken setzen: Sich einen verbalen Schlagabtausch in TikToks Kommentarspalten zu liefern.
Wiener Linien und Badner Bahn haben es in Österreich vorgemacht, Deichmann und ProSieben setzen in Deutschland dem inszenierten Beef die Krone auf.
Live-Event "Beat the Brand": Was, wann und wo?
Die Pöbeleien zwischen bekannten Marken gingen so weit, dass Deichmann ein Live-Event namens "Beat the Brand" plant, welches Anfang Februar 2025 stattfinden soll. Bei der ersten Social-Media-Game-Show werden sechs Marken in Challenges gegeneinander antreten.
Übertragen wird das Spektakel im Livestream auf Social Media. Ab 15. Dezember wird bekanntgegeben, welche sechs Marken teilnehmen.
- Was? Sechs Marken treten gegeneinander in einem Live-Event an.
- Wann? 5. Februar 2025.
- Wo? Live auf Twitch, TikTok und Instagram.
- Wer? Bisher stehen Oreo Kekse, Kleinanzeigen und Glückspilz Burger als Herausforderer fest.
Doch wie kam es eigentlich so weit?
Besuch beim Hauptquartier der Konkurrenz
Die Darbietung des Markenstreits nahm ungeahnte Ausmaße an und mündete darin, unangekündigt die Hauptquartiere der Konkurrenten zu besuchen, das ganze Spektakel zu filmen und in den sozialen Netzwerken hochzuladen.
Mit Pauken und Trompeten (im wahrsten Sinne des Wortes) tauchte Deichmanns Social-Media-Team Mitte Oktober vor der Zentrale von ProSieben auf – als Reaktion auf etliche Seitenhiebe des Senders. Dort ansässige Mitarbeiter reagierten aber alles andere als amüsiert ob der tobenden Deichmann-Meute, die mit Dudelsackspielern, Megafon und Schildern vor der Zentrale nach Aufmerksamkeit verlangten.
Man könnte meinen, die Aktion sei vollkommen überzogen, doch das eigentliche Ziel wurde erreicht: Das Video wurde millionenfach angesehen, die Popularität der Marke gesteigert und das Interesse der jungen Generation gewonnen.
Und auch die Social-Media-Beauftragten des Senders ProSieben stechen mit ihrem Internetauftritt besonders heraus, und zwar mit provokanten Sprüchen der Extraklasse. Dass ProSieben auf TikTok frech agiert, kommt bei dem Großteil der Community gut an – immerhin sind die Sprüche unterhaltsam und witzig.
- Xiaomi: "Hä? ProSieben existiert noch?" // ProSieben: "Digga, habe deinen Namen noch nie gehört. Hast du den blauen Haken gekauft?"
- Aldi Nord: "Immerhin habt ihr hier mehr Follower als Zuschauer im TV." // ProSieben: "Seit Aldi Girl nicht mehr da ist, gehe ich eh nur noch zu Lidl."
- Conrad Electronics: "Bitte nicht so doll, ok?" // ProSieben: "Der kleine Conrad möchte im Kinderparadies abgeholt werden."
- Vodafone: "Vielleicht bekommen wir hier endlich gute Unterhaltung." // ProSieben: "Mein Nokia von 2003 funktioniert besser als euer Internet."
- Polizei Niedersachsen: "Nicht streiten!" // ProSieben: "Deichmann wählt direkt 110."
- Wolt: "Finde Joyn auch nicht schlecht." // ProSieben: "Musste googeln, was Wolt ist."
Wie kommt der Marken-Beef bei den Usern an?
Die meisten User amüsieren sich über den humorvollen Wettbewerb um Aufmerksamkeit ("Hahaha, ProSieben auf die eins" oder "ProSieben haut Sprüche raus, herrlich, hatte einen Lachflash"), so manche äußern aber auch ihren Unmut: "Ganz ehrlich, von so großen Firmen erwartet man was anderes, geht gar nicht sowas", kommentiert eine Nutzerin auf TikTok.
Reichweite und Engagement steigern
Die Strategie der inszenierten Konflikte hat sich als effektiv erwiesen, um Reichweite und Engagement zu steigern. Allein Deichmann erreichte mit seiner Kampagne mehrere Millionen Views und zehntausende neue Follower. Insbesondere die Generation Z fühlt sich von der Leichtigkeit dieser vermeintlichen Streitereien angesprochen.
Dennoch birgt eine solch gewagte Social-Media-Präsenz ein gewisses Risiko, da Grenzüberschreitungen das Image der Marke schädigen können.
Laut einer Studie, bei der 1.000 junge Menschen der Gen Z befragt wurden, standen außerdem Faktoren wie Freundlichkeit, Seriosität, Inspiration und Authentizität ganz hoch im Kurs, wenn es um die Kommunikation von Marken geht. Nicht jede Marke muss einen Streit anzetteln, um in den sozialen Medien erfolgreich zu sein.
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