Befragung enthüllt: So viele Menschen lesen die AGBs tatsächlich

AGBs: So wenige Menschen lesen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Kaum jemand liest sie, fast alle stimmen zu: AGB sind ein blinder Fleck des digitalen Alltags.

Eine aktuelle Befragung im Auftrag vom Nahrungsmittel-Unternehmen Delidia zeigt, wie wenig Beachtung Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) im Alltag finden – und wie groß die Diskrepanz zwischen Zustimmung und Verständnis ist.

Nur 3,2 Prozent lesen AGBs

Nur 3,2 Prozent lesen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen beim Onlinekauf fast immer vollständig. 82,5 Prozent haben schon einmal behauptet, AGB gelesen zu haben, obwohl das nicht stimmte. Mehr als die Hälfte (55,8 Prozent) stimmen AGB sogar zu, obwohl sie mit den Inhalten nicht einverstanden sind.

AGBs lesen: 100 Stunden pro Jahr

Forschungen von Prof. Dr. Jeanette Hofmann und Benjamin Bergemann vom Wissenschaftszentrum Berlin zeigen: Wer alle Datenschutzerklärungen und AGB gewissenhaft lesen wollte, bräuchte dafür hunderte Stunden pro Jahr. Schon 2017 klagte der damalige deutsche Justizminister Heiko Maas über die Praxis – geändert hat sich bis heute nichts.

129 Seiten für eine Zugfahrt

Wie absurd die Lage inzwischen ist, zeigen Beispiele aus dem Alltag: Wer mit der Deutschen Bahn fährt, muss 119 Seiten AGB akzeptieren. Bei PayPal sind es 76 Seiten. Auch in Österreich ist die Situation ähnlich: Das neue "Handbuch für Reisen mit den ÖBB in Österreich – Tarifbestimmungen mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen" gültig ab 15. September 2025 hat z. B. 129 Seiten

Was sich Verbraucher wünschen

Die Delidia-Studie zeigt deutlich den Veränderungswillen der Konsumenten:

  • 65,4 Prozent wünschen sich kurze und verständliche AGB.
  • 33,8 Prozent sind sogar der Meinung, sie sollten "auf eine Postkarte passen“.
  • 39,3 Prozent fordern eine EU-weit einheitliche, verbraucherfreundliche Regelung.
  • Nur 15,6 Prozent sehen AGB als Sicherheitsgarantie beim Einkauf.

Von möglichen Lösungen bis zu kuriosen Experimenten

Die Frage ist also: Wie lässt sich das AGB-Dilemma lösen? Expertinnen und Experten bringen unterschiedliche Ansätze ins Spiel. So könnte der Staat Unternehmen verpflichten, ihre Vertragsbedingungen in klarer und einfacher Sprache abzufassen. Auch ein Zertifizierungssystem ist denkbar, bei dem Verbraucherzentralen Siegel für faire und verständliche AGB vergeben. 

Wie dringend solche Maßnahmen wären, zeigen nicht zuletzt Experimente, die das Problem humorvoll auf die Spitze treiben. In Großbritannien versteckte ein Beratungsunternehmen den Hinweis auf eine kostenlose Weinflasche in seinen AGB – erst nach drei Monaten fand jemand die Passage. Ein WLAN-Anbieter baute testweise die Bedingung ein, dass Nutzer 1.000 Stunden Gemeindienst leisten müssten. Über 22.000 Menschen akzeptierten die Klausel, ohne sie zu bemerken.

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