Wie Wiens Straßen weiblicher werden sollen

Wiener Grüne vor dem Dusika Stadion
Nur 200 von 4000 Wiener Straßen gedenken Frauen. Aspern ist das erste weibliche Grätzel.

Gläserne Decke, Gehaltsschere und wenig Frauen in Führungspositionen – bis zur Gleichberechtigung ist es auch in Österreich noch ein weiter Weg. Ein Blick auf Wiens Straßennamen verdeutlicht das: 200 von rund 4000 personenbezogenen Straßennamen sind weiblich.

Die Wiener Grünen nahmen den bevorstehenden Weltfrauentag (8. März) zum Anlass, um diesen Fakt zu thematisieren. Mit Transparenten und Straßenschildern fanden sie sich vor dem Dusika-Center (2. Bezirk) ein, um dieses symbolisch in das "Elise-Steininger-Stadion" umzubenennen. Für Martina Wurzer, Frauensprecherin der Wiener Grünen, ist nicht nachvollziehbar, weshalb das Radrennstadion nach NSDAP-Mitglied Ferry Dusika benannt ist. Sie fände Frauenfahrradverein-Gründerin Elise Steininger passender. Der Überhang an Männernamen auf Wiens Straßen sei geschichtlich bedingt, heißt es aus dem Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Tatsächlich wird derzeit aber versucht, dieses Ungleichgewicht zu verändern.

Frauen in der Seestadt

Konkretes Beispiel sei die Seestadt Aspern. Denn die personenbezogenen Straßen in diesem Grätzel werden ausschließlich Frauennamen tragen. So wird im 22. Bezirk künftig beispielsweise Kaffeehausbesitzerin Josefine Hawelka oder Sängerin Maria Trapp gedacht.

Wie Wiens Straßen weiblicher werden sollen
IG Kultur Osterreich, Wustenhaus
Doch nicht nur in Aspern, allgemein wird bei Neubenennungen in Wien vermehrt auf berühmte Frauen zurückgegriffen. Ein Wien-Bezug scheint dabei nicht immer notwendig zu sein. So wurden im Gemeinderat bereits eine Edith-Piaf-Straße, eine Janis-Joplin-Promenade oder ein Astrid-Lindgren-Park beschlossen. Eine Tatsache, die Marty Huber von der IG Kultur nicht nachvollziehen kann: "Es gibt doch genug interessante österreichische Frauen." Auch die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings in Universitätsring sieht Huber als "vertane Chance". Feministin und Politikerin Johanna Dohnal wäre eine passende Patin gewesen.

In Graz gibt es gerade einmal 40 Straßen, die nach Frauen benannt wurden das sind 2,5 Prozent aller Bezeichnungen. Die meisten sind noch dazu bei Neubauten am Stadtrand zu finden. Insgesamt sind von diesen 40 "neun Sackgassen, acht Privatwege und sechs nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar", zählt Ina Mastnak auf, die sich für das Projekt "Lost Space?" auf Spurensuche gemacht hat.

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