„Ich outete mich vor allen Kollegen“
In meinem Leben gab es gleich zwei Veränderungen, die sehr viel Mut erforderten.
Nach der Matura begann ich zu studieren und musste nebenbei auch Geld verdienen. Ich arbeitete als Erzieher in Internaten, danach als Beamter beim Magistrat Wien und dem Land NÖ. In diesen Jahren lernte ich meine damalige Frau kennen und heiratete. Meine Frau war Lehrerin in der Volksschule und ich entdeckte durch sie meinen eigentlichen Wunsch zu unterrichten. Ich fasste daher den Entschluss, mein Leben zu ändern: Ich war bereits 23 Jahre, als ich an der PÄDAK zu studieren begann und meinen Beruf aufgab. Nach erfolgreichem Studium erhielten meine Frau und ich eine Anstellung in NÖ an derselben Volksschule. Bereits neun Jahre später war ich Direktor dieser Schule.
Privat ging es mir mit den Jahren nicht so gut, da ich zwar bereits Vater eines Sohnes war, doch nun immer mehr meine homosexuelle Neigung leben wollte. Meine Frau und ich ließen uns scheiden und ich war nun alleinerziehender Vater. Mein Leben mit einem Mann sollte sich aber nicht so leicht erfüllen lassen, da ich in einer kleinen Schule am Land Direktor war und die gesellschaftliche Akzeptanz eher gering zu sein schien.
Doch erneut fasste ich Mut und outete mich vor Eltern, Kollegen und der Schulbehörde. Erstaunlich war die totale Akzeptanz der Menschen am Land!
Keine bösen Worte oder Nichtbeachtung. Im Gegenteil, viele wünschten mir und meinem inzwischen erwachsenen Sohn alles Gute. Die Schulbehörde tat sich da etwas schwerer und ließ mich beruflich im Abseits stehen. Während viele KollegInnen Titel oder angestrebte Posten erhielten, blieb mir dies versagt.
Doch mein Leben als Schulleiter meiner kleinen Schule erfüllte mich und zusätzlich erwarb ich viele Zeugnisse in diversen Akademie- und Hochschullehrgängen.
Mein Sohn führt heute ein zufriedenes Leben mit seiner Freundin und hat einen interessanten Job, der ihm Freude macht. Ich bin seit 18 Jahren liiert und seit 4 Jahren verpartnert. Vor 2 Jahren ging ich in den Ruhestand.
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