Tragbarkeit ist kein Schimpfwort

Urbanes Design. Lala Berlin trifft den Zeitgeist – angenehme Materialien und weiche Schnitte.

Mitte November, trotzdem herrschen in Hallein bei Salzburg strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Direkt vor dem Modetempel Reyer telefoniert eine zarte Frau in der Sonne. Sie trägt einen lässigen Hosenanzug und saugt die Sonne auf. Als sie auflegt lächelt sie und stellt sich vor: „Ich bin Leyla.“

Leyla Piedayesh ist die Gründerin und Designerin des Kult-Labels Lala Berlin. In Salzburg präsentiert sie ihre Frühjahrskollektion bei Reyer. Von der ersten Sekunde an beobachtet sie ihr Umfeld akribisch, auch ihr Gegenüber – es wirkt fast, als wolle sie nichts übersehen. Und tatsächlich erklärt sie im Interview: „Ich bin wie ein Schwamm und sauge alles auf.“ Es scheint ihr Erfolgsrezept zu sein. Die Deutsche mit persischen Wurzeln wird nicht etwa von Ehrgeiz angetrieben, sondern von ihrer Intuition und einem gehörigen Selbstvertrauen.

Erfolgsgeschichte

Tragbarkeit ist kein Schimpfwort
Leyla, Spitzname Lala, wird 1970 in Teheran geborgen, mit neun Jahren übersiedelt sie mit ihrer Familie nach Wiesbaden in Deutschland. Ihre Eltern wünschen sich für ihre Lala – „typisch persisch“ – einen angesehenen Ehemann, am besten „Ich bin wie ein Schwamm und sauge
alles auf.“ Leyla Piedayesh Designerin Arzt oder Anwalt. Doch das passt nicht in ihr Konzept. Sie studiert Betriebswirtschaft an der International Business School in Bad Homburg, macht spontan ein Praktikum bei einer Filmproduktion in London und München und arbeitet als Redakteurin für RTL und Pro7. Schließlich landet sie bei MTV in Berlin, kündigt jedoch nach zwei Jahren von heute auf morgen. Warum? „Es hat keinen Spaß mehr gemacht. Ich wusste nicht genau, was als nächstes kommt.“ So etwas liegt der impulsiven Frau gar nicht, sie lässt Dinge gerne „passieren“. Während sie damals über den Flohmarkt schlendert, fallen ihr gestrickte Pulswärmer in die Hände. Sie strickt drauf los, präsentiert ihre handgestrickten Teile auf der Berliner Modemesse „Premium“, plötzlich trudeln Bestellungen aus Japan und Amerika bei ihr ein. „Das war mein Schlüsselmoment, ich dachte, mir gehört die Welt.“ Es folgten Pullover aus Kaschmir, Mohair und Merino und eine Lala Berlin Prêt-á-porter-Kollektion.

"Ich bin wie ein Schwam und sauge alles auf." Leyla Piedayesh

Die Quereinsteigerin wurde zur gefeierten Newcomerin, die One-Woman-Show zum imposanten Unternehmen. Ihr Erfolgsrezept? Sie bleibt sich treu, ist authentisch und packt einfach an. Wenn Schauspieler Johnny Depp ein Tuch trägt, macht Leyla daraus ein Palästinensertuch mit innovativem Muster. Lässig, tragbar, qualitativ hochwertig. Darum tragen es Hollywood-Beautys wie Reese Witherspoon, Cameron Diaz oder Jessica Alba. Ohne je Mode studiert zu haben, erschuf sie ein urbanes Trendlabel. In renommierten Modemagazinen wie der UK-Vogue wird Lala Berlin-Mode gezeigt. Es heißt „sie trifft den Zeitgeist, wie kaum eine andere.“

Tragbar und schön

Leyla ist mit der Mode der 1980er- Jahre groß geworden – Jil Sander dominierte, die Mode war streng, klassisch und reduziert. Leyla wird impulsiv: „Wer braucht denn noch mehr davon? Meine Sachen sind eklektisch, gehorchen keinen Regeln. Wer sagt denn, das ein Business-Anzug nicht sexy sein kann? Oder Jeans nicht in den Büro-Alltag passen? Das Geheimnis liegt im ‚Mix & Match‘ – Tragbarkeit ist doch kein Schimpfwort.“ Leyla ist diszipliniert und zugleich Freigeist. Spontan und aufmerksam, dabei völlig unaufgeregt – „Verbissenheit blockiert nur“. Sie saugt Details aus ihrer Umwelt auf und entwickelt daraus den Lala-Style. Sie will nichts Neues erfinden, hat keine hochtrabenden Vorbilder wie Coco Chanel oder Yves Saint Laurent – sie folgt ihrem Instinkt, macht High End Mode, die gleichermaßen schick und bequem ist: „Eben keine Kunstkreationen.“

Ihr Erfolg liegt in der Expansion: Lala Berlin wird mittlerweile in 250 Läden weltweit verkauft, bei Harrods in London und jetzt bei „Das war mein Schlüsselmoment, ich dachte, mir gehört die Welt.“ Leyla Piedayesh Unternehmerin Reyer in Salzburg. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die stolze Unternehmerin drei Millionen Euro Umsatz mit nur 30 Mitarbeitern.

Ist der Alleinerzieherin einer vierjährigen Tochter bewusst, dass sie ein Beispiel für gelungene Integration ist? „Ich bin unpolitisch. Ich schäme mich nicht meiner Wurzeln, ich liebe vieles aus unserer Kultur, will das auch meiner Tochter mit auf den Weg geben. Darum habe ich eine persische Nanny und meine Mutter kocht oft persisch.“

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