Stilfrage: Wieviel Sinn für Mode haben Wiener?

Stilfrage: Wieviel Sinn für Mode haben Wiener?
Den Österreichern sagt man nicht das größte Mode-Bewusstsein nach. Stimmt das?

So ganz ist der modische Geschmack des Wieners auf den ersten Blick nicht festzumachen. In anderen Städten fällt das schon leichter: New York steht für himmelhohe Schuhe, figurbetonte Kleider und viel Schwarz. In Paris setzt man am liebsten auf das Streifen-Tshirt und Ballerinas zur Jeans. Sogar die Stockholmer haben sich mit ihren minimalistischen Looks in dezenten Tönen einen Namen in der Modewelt gemacht. Und wie steht es mit den Bewohnern der österreichischen Hauptstadt?

Das Motto: Nicht anecken

Kommt auf den Bezirk an, würden viele auf diese Frage antworten. Wer am "Schwarzen Kameel" oder "Fabios" in der Innenstadt vorbeiläuft, erhascht nicht selten einen Blick auf Handtaschen im Wert eines Kleinwagens. "Es unterscheidet sich teils extrem", sagt Jean-Claude Mpassy, Gründer des Streetstyle-Blogs "New Kiss On The Blog" im Gespräch mit dem KURIER. Im ersten Bezirk sei das Motto oft "mehr ist mehr".

"Im fünften, sechsten und siebten Bezirk geht es hipper zu, dort sind dementsprechend viele coole Läden und gut angezogene Menschen." Designerin Eva Poleschinski sieht den typischen Wiener als wenig risikofreudig: "Der Wiener mag es gern klassisch. Man geht lieber auf Nummer sicher, um nicht anzuecken."

Stilfrage: Wieviel Sinn für Mode haben Wiener?
Warum hat in Wien Mode nicht denselben Stellenwert wie in anderen Metropolen? "Die Textilbranche spielt in Österreich keine wirtschaftlich große Rolle", sagt Mpassy. Deshalb habe sich ihr Stellenwert nicht so entwickelt wie beispielsweise in Mailand.

Das gilt laut Poleschinski aber nur für den Alltag. Für traditionelle Anlässe wie den Opernball holt man noch immer sein bestes Ballkleid aus dem Kleiderschrank. "Außerdem ist Wien multikulturell. Das sieht man oft auch an der Wahl der Kleidung."

Auch Balazs Iosif, der auf citycatwalk.at von Innsbruck bis Wien Modefans fotografiert, mag das, was manch einer bekriteln mag: Ein kunterbunter Mix an verschiedenen Stilrichtungen. Dass das sehr wohl gut aussehen beweisen Mpassy und Iosif mit ihren Fotografien von modischen Menschen, die sie spontan auf der Straße ablichten.

Stilfrage: Wieviel Sinn für Mode haben Wiener?

Trotzdem besteht noch Nachholfbedarf. Männer greifen laut Mpassy, der auf seinem Blog auch seine eigenen Outfits veröffentlicht, zu oft zu Anzügen, die ihnen schlichtweg nicht passen. "Frauen setzen zu oft auf 'Fast Fashion', von der sie zu viel kaufen anstatt auf Wertigkeit zu setzen", sagt der Mode-Experte. Sein Fazit: "Modisch identifizieren kann man den Wiener derzeit nicht." Aber das kann ja noch kommen.

Vor allem ein Österreicher eckt mit seinem Stil derzeit an:

Richard Lugner und sein Palmen-Sakko in der ZIB2

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