Einladende Auslagen
Barneys und Macy’s in New York, Harrods oder Liberty in London und Lafayette und Printemps in Paris: Seit Jahren locken die renommierten Kaufhäuser gerade in der Vorweihnachtszeit Besucher und Schaulustige an. Denn dort werden die Schaufenster mit aufwendigen Konstellationen zum Kunstwerk hochstilisiert. Vier Wochen vor Weihnachten beweisen nun auch die ersten Auslagen in der österreichischen Bundeshauptstadt, dass sie auf internationalem Niveau mithalten können.
Das Tiroler Kristallunternehmen Swarovski begeistert seit 10. November mit der neuen Schaufensterinstallation „Silence“ – einem nach Tradition des Hauses funkelnden Wunderland. Auf Innovation setzt in diesem Jahr das österreichische Traditionshaus Palmers mit dem neuen Top-Trend „Paper-Art“ und inszeniert dreidimensionale Papierkreationen (mehr über die britische Papier-Künstlerin Ivana Nohel siehe unten). Auch das Goldene Quartier im ersten Wiener Bezirk hat sich für die Adventzeit herausgeputzt und den Tuchlaubenhof verziert. Für die außergewöhnliche Tanneninstallation zeichnet der Blumenladen „Zweigstelle“ verantwortlich. Die imposante Girlande aus Tannen und kleinen Lichtern ist das Herzstück, ab Donnerstag, dem 28. November, gesellt sich eine Bar mit Austern und Champagner dazu. Zu DJ-Klängen kann man dort bis 21. Dezember jeweils Donnerstag, Freitag und Samstag von 15 bis 21 Uhr flanieren und gustieren.
Kreativität ist gefragt
Experten am Werk
Die Auslagengestaltung erfordert viel Aufwand, sie wird von einem professionellem Team ein Jahr im Voraus geplant. Auch Köckeritz hat den Fensterplan für das kommende Jahr 2014 schon fast abgeschlossen: „Das Schaufenster ist der erste Berührungspunkt mit der Laufkundschaft und eine Visitenkarte. Zudem kann man sich dadurch von seinen Mitbewerben abgrenzen, im besten Fall sich sogar abheben. Man muss das Angebot des Hauses sowie die aktuellen Trends kompakt präsentieren und damit den Kunden in den Store hineinziehen.“
Die Entstehung einer Auslage ist ein langwieriger Prozess. Scouts werden damit beauftragt, internationale Trends aufzuspüren. In der Regel gestalten Kaufhäuser ihre Fenster zu jedem Anlass neu. Oft werden unterschiedliche Künstler gemeinsam mit dem Dekorationsteam mit der Umsetzung betraut. Das Kaufhaus Steffl beispielsweise steht in regem Austausch mit der Kunstszene und bietet auch jungen Talenten, etwa Studenten der Universität für angewandte Kunst, eine Plattform für Kreativität. Kreativdirektor Köckeritz ist der Überzeugung, dass sich Kunst und Mode gegenseitig befruchten. „So fungiert ein Schaufenster als eine öffentliche Galerie und erzählt im Optimalfall auch immer eine Geschichte.“
Apropos: In der ersten Jännerwoche präsentiert das Kaufhaus auf der Kärntnerstraße bereits die Sale-Auslage. Der Ausverkauf eingebettet in eine erfrischend ironische Geschichte.
In diesem Jahr setzt auch das österreichische Textilunternehmen Palmers auf Innovation. Das Dessous-Label beauftragte die gebürtige Tschechin Ivana Nohel (Bild) mit der Inszenierung der Weihnachtsauslage in der Wiener Kärntner Straße. Die Ausnahmekünstlerin, die unter anderem in London als Illustratorin für die Walt Disney Company tätig war, hat sich vor geraumer Zeit auf die Arbeit mit Papier spezialisiert: „Papier ist ein magisches Medium. Ich habe es schon in meiner Kindheit geliebt und wie verrückt gezeichnet. Prinzipiell ist es flach, aber wirklich faszinierend ist, dass man daraus ohne großen Aufwand dreidimensionale Werke erschaffen kann – ein Kleid oder Kopfschmuck, es ist fast alles möglich. Zudem sind die Materialkosten niedrig.“
Heute lebt Ivana Nohel in London, doch ihr Herz schlägt für Wien. Mit sieben Jahren war sie mit ihren Eltern zum ersten Mal zu Besuch in der Bundeshauptstadt. Mittlerweile kommt sie regelmäßig: „Die Architektur ist besonders in ihren Details eine Quelle der Inspiration.“
Passend zur aktuellen Wäsche-Kollektion „Once upon a time“ dekorierte Ivana Nohel die Palmers-Weihnachtsschaufenster mit zwei fantasievollen Märchengeschichten. Neben dem kunstvoll gestalteten, filigran perforierten Papier für Kleider, Kopfschmuck und Verzierungen gibt es auch Spezialeffekte. Mit neuartigem Sound und Videoinstallationen und viel Schnee, der leise rieselt.
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