Mollige Models erobern die Modewelt

Mollige Models erobern die Modewelt
Models müssen endlich nicht mehr dünn sein. Frauen finden sich in Vorbildern mit Normalfigur eher wieder und Männern gefällt’s sowieso prall und drall.

Voller Busen, großzügige Kurven am Popo, üppige Hüften und Schultern, die weit entfernt von eckig sind. Diese Frauen haben Gewicht. Sie sind schön, selbstbewusst, gefallen sich selbst und anderen. Sie sind die Antwort auf die Diskussion über „Magermodels“. Unbeschreiblich weiblich. Milina – Oberweite 91, Hüfte 105 – war schon in der Vogue und Elle zu sehen, sie warb für Ralph Lauren und Elena Miro. „Ich begann als sehr dünnes Mädchen“, erzählt sie. Mit 18 nahm sie zu, wurde zum „Supersize-Model“. Damals war sie unglücklich, hungerte. Auch ihre damalige Agentur machte Druck. Sie nahm ab, legte wieder zu. Heute ist Milina erfolgreich und glücklich mit ihrem Körper. Ihr Credo: „Schau weg, wenn dir nicht gefällt, was du siehst.“

Aber den meisten gefällt es ohnehin. Sogar Karl Lagerfeld hat aufgehört zu ätzen. „Da sitzen dicke Muttis mit Chipstüten vor dem Fernseher und sagen, dünne Models sind hässlich“, meinte er noch vor zwei Jahren. Der Kosmetikkonzern Dove war schon damals gescheiter. 2004 hatte er für seine Kampagne Models eingesetzt, die aussehen, wie ganz normale Frauen – und für großes Aufsehen und höhere Umsätze gesorgt.

Motivforscherin Helene Karmasin weiß, warum: „Damit kann man Aufmerksamkeit erregen. Im Vergleich zu den Hungerhaken sehen die üppigeren Models eher wie Frauen aus. Dass Männern so etwas gefällt, ist offensichtlich. Und für Frauen sind solche Models am Horizont des Erreichbaren.“

Für Gerald Scheichenberger, Chef von tempo models, sind die extrem molligen Models weiterhin die Ausnahme. Zu dünn kommt für ihn aber auch nicht in Frage: „Wenn ein Mädchen zu mager ist, sage ich ihm, nimm zu und dann komm wieder.“

Dass ausschließlich XXL-Models die Zukunft sind, glaubt Helene Karmasin nicht. „Es gab immer zwei Extreme. Die extrem androgyne Frau mit fast kindlichem Körper und das pralle Vollweib. Beide sind für Frauen und Männer anziehend.“

Die deutsche Frauenzeitschrift „Brigitte“ hatte vor Kurzem Angst vor der eigenen Courage. Zweieinhalb Jahre bebilderte man die Modestrecken nur mit Laienmodels, weil man, so die Argumentation, keine Rollenbilder mehr vorgeben wollte. Seit September ist alles wieder wie gehabt. Angeblich weil Leserinnen sich beklagten, dass sie „Minderwertigkeitskomplexe bekommen hätten, weil die Frauen von der Straße so schön aussehen.“

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