Modetrend "Normalo": Bitte ganz durchschnittlich
Normcore" schwimmt im Fahrwasser von Anti-Fashion-Statements und ist doch nur der nächste Trend mit eigenen Mode-Codes.
Zuerst hatte es das New York Magazine bemerkt. Die Autorin Fiona Duncan stellte im Februar 2014 fest, dass im hippen Soho plötzlich alle modischen Hipster aussahen wie Touristen. Die Fashion Victims waren nicht mehr von Besuchern des Big Apples zu unterscheiden. Kein Stoffsackerl mehr, kein Vollbart oder Schnauzer, ja nicht mal mehr ihre hautengen Jeggings trugen die Szenetypen in New York. Stattdessen gibt es Trekkingsandalen oder Gesundheitsschuhe, Windjacken und weite Baggy Hosen – diese sind also nicht erst seit dem neuen, größerem iPhone6 ein neues Must Have, um das Smartphone in die Hosentasche zu bekommen – aber das ist eine andere Geschichte.
Trend-Stücke
Die jungen Modemenschen sind müde geworden: Auffallen und mit Outfits seine Individualtiät zeigen? Darauf gepfiffen. Mit Extrem-Mode ist heute keine Aufmerksamkeit mehr gesichert. Alles schon da gewesen, alles schon gesehen. Deswegen geht es zur Abwechslung jetzt schnurstracks in die Durchschnittlichkeit. Kleidung im Supermarkt kaufen und aussehen wie ein 0815-Tourist ist das Modediktat der Stunde, das gerne mit den Namen "Normcore" betitelt wird – eine Wortmix aus "Normal" und "Hardcore".
Jerry Seinfeld bis Steve Jobs
Das Mitschwimmen in der Masse ist en vogue und kein Tabu mehr. Nur keinen Status mit Mode zeigen, bitte. Die neuen Modevorbilder sind Jerry Seinfeld - der als erfolgloser Comedian in seiner Kult-Serie mit Blue Jeans und T-Shirt herumlief und im wahren Leben - als einer der reichsten Comedians weltweit - ebenfalls Blue Jeans und T-Shirt trägt. Auch der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs gilt mit seiner "Turnschuhe - Jeans -schwarzer Pulli"-Uniform als Paradebeispiel des Normcores.
Promis, die uns Normcore vorzeigen
Schon längst ein Trend wie jeder andere
Dass das Anti-Fashion-Statement aber schon längst zum Mode-Trend umfunktioniert wurde, sieht man nicht zuletzt auch an den Kollektionen von Celiné, die Luxusschlapfen à la Birkenstock an ihren Models zeigen, oder Karl Lagerfelds Kulisse für die Herbst/Winterkollektion. Models wie Cara Delevingne schickte er in (sündteuren) Turnschuhen durch einen Supermarkt – viel mehr Normcore geht nicht.
Längst gibt es eigene Codes und bestimmte Marken, die einem im Handumdrehen zum (modischen) Normalo werden lassen. Der unscheinbare, schwarze Rollkrangenpulli kommt dann von Helmut Lang. Gesundheitsschuhe von Birkenstock, die hässlichen aber umso gemütlicheren Trekking-Sandalen von Teva und beim Windbreaker darf's Patagonia sein.
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