Jedermann-Sandale
Sie sind fixer Bestandteil des Urlaubsgepäcks und die demokratischste Fußbekleidung aller Zeiten – Flipflops. Mittlerweile ist das Schnalzen der Badelatschen – abseits der Strände – auch Teil der urbanen Geräuschkulisse. Der brasilianische Schriftsteller Jorge Amado formulierte es treffend: "Sie passen zum Ärmsten wie zum Reichsten." Ob Staatsoberhäupter, Hollywoods A-Liste (Havaianas sind fixer Bestandteil der Goddie-Bags bei der Oscar-Verleihung) Sportler, Manager, Teenager oder der Fischer im Dorf, die Jedermann-Sandale ist gefragt. In diesem Jahr feiert die Urmutter der Flipflops, die Marke Havaianas, ihr 50-Jahre-Firmenjubiläum.
Als "Produto Popular" (Produkt fürs Volk) verächtlich auch "Coisa de Pobre" (etwas für arme Leute) genannt, wurden in Brasilien 1962 die ersten Flipflops hergestellt. Die Hauptidee: eine Sandale, die den Fußrücken unbedeckt lässt, übermäßige Transpiration verhindert und geruchsfrei bleibt. Als Vorbild diente die japanische Zori-Sandale aus Reisstroh, die auch heute noch von Bauern und Geishas getragen werden.
Das erste Modell aus Naturkautschuk in Weiß-Blau wurde unter dem Markennamen Haivaianas patentiert – in Anlehnung an die Lebensfreude auf Hawaii. Bald schon wurde die Zehensandale zum inoffiziellem Nationalschuh der Brasilianer und die Touristen kauften sie als beliebtes Mitbringsel. In den 1980er-Jahren erließ die Regierung schließlich eine Preiskontrolle und erklärte die Zehentreter zum elementaren Gebrauchsgegenstand (analog zu Lebensmitteln), um die Preisentwicklung zu regulieren und die Inflation zu verhindern.
Der Erfolg
Erst 1994 kam es zur ersten Produktveränderung der Firmengeschichte. Man tunkte Flipflops in bunte Farben. Damit avancierten sie endgültig zum Kultobjekt. Allein 2011 (Jahresumsatz eine Milliarde Euro) wurden 210 Millionen Paar verkauft, davon mehr als 15 Prozent in 80 Länder exportiert. Das Label wurde als Erfolgsprodukt von der US-Zeitung Wall Street Journalin einem Atemzug mit Boeing und Volkswagen gereiht.
Imitationen ließen nicht auf sich warten, Gummischlapfen bekommt man an jeder Ecke. Einige aber sind laut Experten gesundheitlich bedenklich. (siehe unten)
Von Leder über Stoff bis Plastik
Wir präsentieren: Vier eigentümliche Sommerschuhe, die dauerhaft unsere Herzen eroberten oder sich als kurzlebiger Trend erwiesen.
Einer der traditionellen Gesundheitsschuhe. Vor einigen Jahren mauserte sich die Birkenstocksandale durch Modellvarianten und der Heidi Klum-Linie zum Trend. Spätestens ab dann war der Schuh mit unterstützendem Fußbett nicht mehr nur an Ärzten zu sehen, sondern bevölkert auch die Straßen.
Espadrilles
Der Stoffschuh besteht aus luftiger Baumwolle oder Leinen und der typischen – aus Flachs oder Leinen geknüpften – Sohle. Schon in den 1950er-Jahren zierten Espadrilles die Füße von Filmlegenden wie etwa Grace Kelly. Damals noch schlicht gehalten, sind sie heute in allen Farben und Mustern erhältlich.
Clogs
Waren optimale Arbeitsschuhe, da sie aus Leder und einer massiven Holzsohle bestehen. Ihr markantes Aussehen verdanken die Clogs den sichtbar verarbeiteten Nägeln. In skandinavischen Ländern weit verbreitet, findet der Holzpantoffel auch bei uns Anklang. In den 1970er- und frühen 1980er- Jahren erlebten die Clogs ihr modisches Comeback. Heute verändern Marken wie Swedish Hasbeens, das allgemeine Bild der pantoffelartigen Schuhe.
Die Kunststoffschuhe feiern heuer Zehn-Jahre-Jubiläum. Der Name leitet sich vom Krokodil ab und deutet auf die Eigenschaften Widerstandsfähigkeit, Wasser- und Landtauglichkeit hin. Ursprünglich waren die Schuhe für Wassersportler gedacht. Ausgehend vom Beach-Crocs erweiterte sich die Produktpalette zunehmend.
VKI: Weichmacher und Schwermetalle in Plastik-Schuhen
Wenn es stinkt, sollte man die Finger davon lassen." Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) machte bereits 2009 darauf aufmerksam, dass einige Flipflop-Modelle gesundheitsschädliche Weichmacher und Schwermetalle enthalten. Diese greifen laut einer Studie aus Schweden das Hormon- und Immunsystem an und können sogar bis zur Impotenz führen. Konrad Brunnhofer vom VKI rät zum Geruchstest vor dem Kauf: "Gestank bedeutet zwar nicht unbedingt, dass es ein gesundheitsschädlicher Schuh ist, er ist aber zumindest ein Hinweis auf schlechte Qualität."
Hans-Jörg Trnka, Orthopäde und Oberarzt an der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Göttlicher Heiland, rät auch davon ab, wenn eine Knickfuß-Fehlstellung besteht. Knickt die Ferse beim Gehen nach innen, bietet der Flipflop zu wenig Halt.
Ist der Fuß aber gesund und das Material in Ordnung, könne man laut Trnka ruhig zu den Zehenstegsandalen greifen. Die Abwechslung zu eng anliegenden Schuhen sei sogar gesund. Zudem ist der Fuß gut belüftet – ein Segen bei hohen Temperaturen.
Ein weiterer Vorteil: Die Riemen zwischen großer und zweiter Zehe verhindern in manchen Fällen sogar eine Fehlstellung der Großzehe und verlangsamen eine Verschlechterung. "Besonders in Japan, wo die traditionellen Sandalen den Flipflops sehr ähnlich sind, war diese Fehlstellung früher viel seltener zu beobachten", erklärt Trnka. Aber auch die besten Modelle sollten dennoch möglichst nur auf ebenem Gelände getragen werden. – Katrin Derler
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