Interview: Lagerfelds Tanz auf dem Vulkan

Interview: Lagerfelds Tanz auf dem Vulkan
Die schönsten Kleider. Die tollsten Shows. Und Karl Lagerfeld, der dem KURIER das einzige Interview gab.

Als einzige österreichische Tageszeitung bekam der KURIER nach der grandiosen Chanel-Show ein Interview mit Karl Lagerfeld.

KURIER: Gratulation zur neuen Kollektion und zu einer weiteren, exzeptionellen Präsentation, die mich an den Tanz auf einem Vulkan erinnert hat.

Karl Lagerfeld: Ist das nicht genau das, was die Welt momentan macht?

Wie kam es zu dem fabelhaften Bühnenbild?

Ich habe eines Morgens davon geträumt. Woraus diese Vision entstanden ist, kann man jetzt analysieren. Ein Bild von Anselm Kiefer. Casper David Friedrich sehe ich auch darin. Das ist alles in meinem Kopf.

Ein bisschen Bayreuth?

Genau. Siegfried auf dem Weg zu Brunhilde. Es ist einfach ein Reflex darauf, was man liest und hört.

Sie haben eine Kollektion für das italienische Label Hogan vorgestellt, mit Blake Lively die Chanel-Taschenwerbung fotografiert und gefeiert. Jetzt diese Kollektion. Schlafen Sie jemals?

Täglich sieben Stunden.

Und im Traum arbeiten Sie offenbar auch. Warum im Übrigen Blake Lively?

Ich finde sie so toll, wie ein Sonnenstrahl für Chanel. Sie ist eine gute Schauspielerin, dazu ist sie warmherzig, frisch, nett, offen.

Sie entwerfen endlich auch Männermode für Chanel. Machen Sie das lieber als Damenmode?


Die Grenzen zwischen Männer- und Damenmode haben sich ja sehr verwischt. Ich liebe Elemente der Männermode bei den Frauen, das macht die Sachen bequemer und umgekehrt. Bei der Damenmode bin ich mit Herzblut dabei, die Männermode betrachte ich eher als Kunde.

Sie tragen nie Chanel.

In Tweed sehe ich aus wie meine Mutter.

Die Höhepunkte der Pariser Fashion Week

Interview: Lagerfelds Tanz auf dem Vulkan

Er liebt es zu provozieren. Wenn auch auf elegante Art. Auch für Louis Vuitton schickte Marc Jacobs eine von Sado-Maso-Gelüsten und anderer sexuellen Obsessionen inspirierte Kollektion über den Laufsteg. Sicher die provokanteste Präsentation der gestern zu Ende gegangenen Herbstmodeschauen in Paris.

Noch nie dagewesen die Art, wie die Models den Laufsteg betraten. Vier Lifte, die jeweils von einem Boy in Livree geöffnet wurden, beförderten sie sozusagen aus dem Keller vor die Augen des Publikums, ehe sie ihren Rundgang absolvierten. Supermodel Kate Moss, die als letzte und rauchend den Laufsteg betrat, fühlte sich in ihrer Rolle unübersehbar nicht ganz wohl.

Haider Ackermanns Präsentation war die berührendste von allen. Der in Kolumbien geborene, in Afrika aufgewachsene und in Antwerpen geschulte Modeschöpfer ist en vogue. Wegen seiner grandiosen Kollektion. Weil Karl Lagerfeld ihn als einen potenziellen Nachfolger bei Chanel genannt hat. Weil er als Nachfolger von Galliano bei Dior im Gespräch ist.

Apropos Chanel. Mit einfachen Mitteln ist es Lagerfeld gelungen, die tollste Kulisse für seine Show zu schaffen. Unter dem Laufsteg stieg Rauch auf - als würden Lavasteine glühen: Styropor-Klumpen gemischt mit echter Lava-Asche. Die Wände schmückte ein düsterer Wald. Wunderbar dazu die coole Kollektion in Schwarz, Weiß und Grau.

Das erfolgreichste Debüt feierte Christophe Lemaire bei Hermès. Hochelegant und einfühlsam, seine Modelle in Weiß, Hèrmes-Orange und Schwarz. Das interessanteste Debüt legte die junge Holländerin Steffie Christiaens hin. Dazu gab es auch die originellste Einladung, aus weißem Wachs, das zur Kerze gerollt werden konnte.
Albert Kriemler (Akris) ließ sich vom Wiener-Secession-Mitbegründer Joseph Maria Olbrichs inspirieren: "Das ist meine luxuriöseste Kollektion." Weicheres Material gab es noch nie: Kaschmir, Leder, Pelz.

Im kleinen Rahmen wurde John Gallianos Kollektion ohne den von Dior entlassenen Designer gezeigt. Die schwärzesten Modelle führte Gareth Pugh vor, die edelsten Dries Van Noten, die weiblichsten Alber Elbaz fuer Lanvin. Talbot Runhof bewies Klasse im Drapieren. Zum Abschluss gab's Miucca Pradas Nobellinie Miu Miu zu sehen.

Kommentare