Internationaler Tag der Jogginghose: "Sie ist die neue Jeans"
Die Strumpfhose ausziehen, raus aus dem Anzug, rein in die gemütliche und innen schön kuschelige Hose: Das ist für viele der perfekte Abend. Manche mögen das gar nicht. Es ist schon ein paar Jahre her, dass Karl Lagerfeld sein Urteil fällte: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."
Am Montag (21. Jänner) gibt es für alle Freunde dieser Mode wieder den "International Sweatpants Day". Der entstand 2009 aus einer Faschingslaune heraus, ins Leben gerufen von Schulfreunden aus dem österreichischen Graz. Seitdem wird er jedes Jahr begangen, mittlerweile weltweit. Wer mitmachen will, trägt dann Jogginghose im Restaurant oder in der Arbeit.
Athleisure weiter im Trend
Auf der Berliner Fashion Week war gerade ein schon länger anhaltender Trend zu sehen: Designer wie Kilian Kerner interpretieren die Jogginghose neu und machen daraus hippe Mode. In den Fitnessstudios gibt es Leute, die viel Wert auf gepflegte Kleidung und Hightech-Materialien legen. Sport, Büro und Alltag vermischen sich - der Trend dazu heißt "Athleisure". Rapper wie Kanye West und Models wie Pamela Reif tragen zum Hype um Sportmode bei. Und bei Dior kostet die Trainingshose aus Kaschmir fast 2.000 Euro.
Ist die gute alte Jogginghose, wenig gewaschen und ausgebeult, da nur noch was für den Schrebergarten oder den Gang zum Altglas-Container? Viele Eltern würde das freuen: In manchen Familien wird hart verhandelt, wie oft in der Woche die Kinder in Jogginghose in die Schule gehen dürfen. Eine Schule in Schwaben machte 2015 mit ihrer Hausordnung Schlagzeilen: Darin wird "angemessene und ordentliche Kleidung" gefordert. Ein Zeichen gegen den Schlabberlook.
Wie steht es also 2019 um die Jogginghose? Der Berliner Modeunternehmer Andreas Murkudis klingt nicht so streng wie Lagerfeld. Mit den ausgebeulten Hosen auf der Straße kann er sich zwar nicht besonders anfreunden, aber zuhause mag er es gemütlich. Das beobachtet er auch bei den Kunden in seinem Geschäft, wo es feinere Jogginghosen für 170 Euro gibt. "Die Leute kaufen es meistens für zu Hause."
Designer Michael Michalsky findet: "Die Jogginghose ist die neue Jeans." Ob mit Streifen an der Seite, mit Karoprint oder in Pastelltönen, da seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt. "Gut gestylt, ist die Jogginghose sogar bürotauglich. Zum Beispiel in Kombination mit einer Seidenbluse und Pumps oder Hemd und Sakko."
Hybride boomen
Gerd Müller-Thomkins, der Geschäftsführer des Deutschen Mode Instituts in Köln, sieht das Kleidungsstück stark im Wandel: "Die Jogginghose ist so was von durch - wenn man berücksichtigt, was man früher darunter verstanden hat." Sie hat sich demnach sehr entwickelt, sie ist ein Hybrid, der vieles vereint - bis hin zur Luxusvariante aus Seide, die für den roten Teppich taugt. Müller-Thomkins sieht generell den Trend zu weiten Hosen, sehr viel Einfluss aus dem Sport, eine sportlich inspirierte Alltagsmode gemischt mit Eleganz.
Für das Berliner Streetstyle-Geschäft "Overkill" sagt Fachmann Daniel Kokscht: "Was wir auf jeden Fall feststellen, ist der Trend weg von der Schlabberhose hin zu engeren Varianten mit Bündchen." Manche der Hosen seien nicht mehr zwingend als Jogginghose erkennbar, sondern eher wie eine Stoffhose, etwa ausgestattet mit Reißverschluss im Schritt, ähnlich wie bei Jeans.
In der Sneakerszene wird dann auch gerne Knöchel gezeigt, wie Kokscht erklärt. Dafür seien Bündchen am Beinende gut. Dann sehe man die optische Grenze besser. Damit könnte auch das Rätsel gelöst sein, warum junge Leute so gerne nackte Knöchel zeigen: Der Schuh kommt besser zur Geltung.
Was Farben angeht, glaubt Kokscht, dass das klassische Grau vorbei ist. Bei der Berliner Modemesse Seek sah das noch anders aus: Dort gab es noch diverse graue Modelle, etwa von Fila oder Hummel. Was den angeblichen Jogginghosen-Hasser aus Paris angeht, da fällt Kokscht ein: Lagerfeld schloss sich 2018 für eine Kooperation mit Puma zusammen - für eine Sportkollektion inklusive einer Jogginghose.
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