Die Macht der schönen Helena

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Madame Rubinstein gilt als Legende des Beauty-Geschäfts. Das Porträt einer kleinen Frau mit großem Geschäftssinn.

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"Arbeit war meine beste Beauty-Behandlung." Der Frau, die das sagte, verdankt die Welt eine wunderbare Idee – die Automatik-Mascara. Mit solchen Erfindungen prägt Helena Rubinstein die Schönheitsrituale bis in die Gegenwart. Fast jede Frau tuscht sich täglich ihre Wimpern.

Dass hinter diesem alltäglichen Make-up-Werkzeug ein zartes Wesen mit Porzellan-Teint und unscheinbarer Statur von nur 147 cm steckt, wissen nur wenige. Rubinstein galt zu ihren Zeiten als Pionierin mit revolutionären Ideen. Schließlich waren es um das Jahr 1900 fast ausschließlich Männer, die Gesellschaft und Wirtschaft beherrschten. Doch dann kam sie, die schöne, starke Helena. Eine Mutige, die mit ihrer Idee, Schönheit als "Produkt" zu vermarkten, legendär wurde. Sie baute einen Weltkonzern auf – und gilt als erste Selfmade-Millionärin der Welt. Damit bewies sie, dass auch Frauen Karriere machen können. Bis heute ist die Marke Helena Rubinstein ein Begriff, den jeder kennt.

Von Cremen und Erfolgen

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Chaja – später bekannt als Helena – wird als älteste von acht Töchtern einer orthodox-jüdischen Familie 1872 im österreich-ungarischen Krakau geboren. Im Alter von 20 Jahren verlässt sie ihre Heimat und wandert nach Australien aus, um einer arrangierten Ehe zu entfliehen. Mit dieser "Flucht" legt sie den ersten Grundstein ihres mit Erfolgen gepflasterten Weges.

Sie reist nicht alleine. Im Gepäck hat sie einige Tiegel der Creme ihrer Mutter, die diese einst zum Schutz vor der polnischen Kälte verwendet hatte. Die clevere Helena erkennt sofort das Potenzial der "Cold Creme" (Hautpflege zum Schutz vor Kälte) – auch in Down Under. Das Bedürfnis der Haut nach Pflege ist schließlich unabhängig von der jeweiligen Temperatur. Was noch dazu kommt: Rubinstein ist selbst ihr bestes Testimonial: Sie hat einen perfekten Teint.

Die Rezeptur, die die junge Beauty-Spezialistin schließlich eigens anfertigen lässt, avanciert im Nu zum Darling der Frauen. Helena Rubinstein – alle nannten sie später "Madame" – eröffnet ihren ersten Beauty-Salon in Melbourne. Doch Pflege allein reicht ihr nicht. Schönheit versteht sie als ganzheitliches Konzept. Nicht nur wegen ihres Strebens nach Perfektion, vielmehr geht es ihr um die Befreiung der Frau. "Es gibt keine hässlichen Frauen, nur faule", lautet eines ihrer bekanntesten Gebote. Ihr erster Werbe-Slogan "Beauty is Power" folgt.

Madame setzt Signale

Bald begibt sie sich auf die Suche nach neuen Erkenntnissen und tatkräftigen Dermatologen. Als Pionierin prägt sie erstmals den Begriff der "Hauttypen", auch privat geht sie neue Wege: Sie heiratet den polnischen Journalisten Edward Titus. Beruflich zieht es sie zu dieser Zeit nach Europa, wo sie in Paris und London Salons eröffnet.

Diese Kosmetik-Dependancen gehen als wahre Pilgerstätten in die Geschichte ein. Hier wird den Damen der Gesellschaft gezeigt, wie und was sie tun können, um sich wohl in ihrer Haut zu fühlen. Ein Bestreben, dass durch ihren Umzug nach New York zu Beginn des Ersten Weltkriegs noch verstärkt wird. Denn dort, im Big Apple, sind die Damen mit rotem Lippenstift "bewaffnet". Es ist die Zeit der Suffragetten, die für das Wahlrecht der Frauen kämpfen – mitten unter ihnen: Helena Rubinstein.

Schönheit ist Kunst

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Ihre Engagement für Gleichberechtigung zeigte sich also nicht nur im Geschäft. Helena verschreibt sich der individuellen Schönheit und selbstbestimmten Perfektion von Kopf bis Fuß. Sie hüllt sich in die elegantesten und gleichzeitig umstrittensten Kreationen von Designern wie Elisa Schiaparelli oder Cristobal Balenciaga.

Rubinstein verehrt Künstlerinnen wie Frida Kahlo und steht mit Leidenschaft Porträt – für Größen wie Graham Sutherland oder Pablo Picasso. Außerdem gibt sie sich als Mäzenin, die afrikanische und ozeanische Kunst sammelt, was zur damaligen Zeit unüblich ist.

Im Jahr 1935 eröffnet sie ihr Beauty-Juwel in der Fifth Avenue in Abstimmung mit der MoMA-Show "Fantastic Art, Dada, Surrealism". Doch selbst ihr Erfolg und die damit verbundene Macht schützen die einst eingewanderte Jüdin nicht gänzlich vom vorherrschenden Antisemitismus. Weder das, noch ihre Scheidung oder die neue Ehe mit Atchil Gourielli 1938, bringen sie zu Fall. Rubinstein geht ihren Weg und trumpft mit Errungenschaften wie der Automatik-Mascara (eine Wimperntusche nach heutigem Prinzip) auf.

Bis zu ihrem Tod im Alter von 93 Jahren regiert die schöne Helena ihr Imperium, verändert dabei stets die Welt der Frau und zeigt damit vor allem eines auf: Schönheit ist Macht.

Das Jewish Museum ehrt erstmals das Werk der Beauty-Pionierin, Helena Rubinstein, mit einer umfassenden Schau. Die Ausstellung "Beauty is Power" läuft bis zum 22. März 2015 und zeigt neben ihrer Kunstsammlung – darunter sind Werke von Frida Kahlo, Max Ernst, Henri Matisse, Andy Warhol oder Pablo Picasso – Designer-Kleidung und Schmuckstücke der Beauty-Ikone.

thejewishmuseum.org

Die Macht der schönen Helena
honorarfrei! Helena Rubinstein Foundation Archives, Fashion Institute of Technology, SUNY, Gladys Marcus Library, Special Collections

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