Frisurentrends: Kurz und gut
Bereits zum 29. Mal fand dieses Jahr in der Royal Albert Hall in London die Alternative Hair Show statt. Veranstalter und Kult-Friseur Tony Rizzo ist Inhaber der Sanrizz-Salons in London und beeinflusst seit vielen Jahren die internationalen Frisurentrends entscheidend mit. Dementsprechend lautet sein ganz persönlicher Anspruch an die Veranstaltung, "zukunftsweisende, alternative Haarkreationen zu entwickeln, die in weiterer Folge die internationalen Haar-Trends beeinflussen".
Für die Teilnahme an dem weltweit wichtigsten Haar-Event kann man sich nicht bewerben, man wird vom Veranstalter persönlich eingeladen. In diesem Jahr stellten, in einer fast dreistündigen Show, gleich 19 Friseure ihr Können unter Beweis.
Kopfsache
Dabei stach ein neuer und gewöhnungsbedürftiger Haartrend sofort ins Auge. Geometrische Kurzhaarschnitte sind jetzt en vogue. Selbst die Newcomer, die im Zuge der Veranstaltung mit dem "International Visionary Award" ausgezeichnet wurden, zeigten verstärkt präzise, raspelkurz geschnittene Kreationen und ließen die Konkurrenz mit ihren extravaganten Langhaar-Mähnen "alt" aussehen. Die eindrucksvollen Inszenierungen waren zwar wenig alltagstauglich, dienten aber dafür als Trendbarometer.
In den 1960er-Jahren machten die Schauspielerin Audrey Hepburn und das Model Twiggy die extreme Kurzhaarfrisur erstmals salonfähig. Doch das Schönheitsideal der Frau mit den gesunden, langen Haaren kam nie aus der Mode. Bis jetzt.
Pixie-Cut
Immer mehr Frauen trennen sich von ihrer Mähne und setzen auf kesses Kurz. Ob internationale Superstars, wie die US-Schauspielerinnen Halle Berry und Katherine Heigl oder heimische Persönlichkeiten, wie ORF -Anchorwoman Marie-Claire Zimmermann und Kabarettistin Andrea Händler. Die moderne Frau beweist Mut zur Veränderung und trägt "Pixie-Cut" (Pixie kommt aus dem Englischen und steht für kleine, freche Elfen) in unterschiedlichen Schnittversionen. Ob mit strengem Seitenscheitel, frechen Stirnfransen oder voluminösen Locken ist Geschmackssache, Hauptsache die Frisur passt zur Gesichtsform und die Haarfarbe zum Typ.
Und pflegeleicht ist der Schnitt auch. Er kann geföhnt oder an der Luft getrocknet, glatt frisiert, struppig oder verwuschelt getragen werden. Und mutiert abends mit Wet-Gel oder Styling-Mousse zur Glam-Frisur.
Die moderne Frau ist Diva und Dandy zugleich
Nicht nur das Designer-Duo Dolce & Gabbana feiert die Diva als Dandy und präsentiert in der aktuellen Herbst/Winter-Kollektion maskuline Mode-Designs für starke Frauen. Auch das Artistic-Team von Bundy Bundy orientiert sich am neuen Bild der Frau. Als einzige Vertreter aus Österreich wurden sie zur Alternative Hair Show nach London geladen, um vor einem internationalen Fachpublikum ihr Können unter Beweis zu stellen.
Das diesjährige Motto der Veranstaltung "Illusion" war eine Herausforderung für die Friseur-Dynastie, die sechs Monate lang an Idee, Konzeption und Inszenierung gefeilt hat. Das Thema ihrer Kunst-Frisuren weckt automatisch Assoziationen an die Filmdiva Marlene Dietrich. Eine Vorreiterin, die gekonnt ihre Weiblichkeit einzusetzen wusste, aber auch verstärkt ihre männliche Seite zu inszenieren verstand. Figaro Hannes Steinmetz konzentrierte sich bewusst auf das Phänomen der modernen, emanzipierten Frau - samt ihrer maskuline Seite: "Unsere Show ist im Grunde ein Spiegel der Zeit. Die selbstbewusste, karriereorientierte Frau ist längst nicht mehr das ,schwache Geschlecht' - sie ist Verführerin und Glamour-Diva. Aber auch ihre toughe, maskuline Komponente ist stark ausgeprägt. Es ist ein emanzipierter Balanceakt." Es war der letzte Auftritt von Hans Bundy (Konzept/Idee/Realisierung) und Susanne Kirnbauer-Bundy (Choreographie) bei der Alternative Hair Show.
Genau diese Zweischneidigkeit präsentierten die Maestros im Zuge ihrer aufwendigen Show. Das Konzept - drei Tänzerinnen und drei Models, halb Frau, halb Mann - zeigte in einer gut choreografierten Performance Frisurkreationen mit einem Hauch Hollywood-Flair. Die feminine, sexy Lady samt üppiger, blonder Lockenpracht in großen, anmutigen Wellen auf der einen Kopfhälfte und die starke Powerfrau im Smoking samt dazu passendem dunklen Kurzhaarschnitt im Sleek-Look, auf der anderen Seite.
Das ist auch der Anspruch der trendbewussten Frau. Sie ist frisurentechnisch experimentierfreudiger geworden. Das Gute daran: Das Haar nimmt dabei kaum mehr Schaden. Denn im Gegensatz zu früheren Zeiten sind die Methoden, die den Friseuren zur Verfügung stehen, schonend und unbedenklich. Angefangen beim Färben über Extensions bis zur Dauerwelle.
Interessant: Eine Typveränderung ist speziell nach einer gescheiterten Liebe oder vor einem Jobwechsel gefragt. Da braucht's nicht nur viel Mut, sondern vor allem einen guten Friseur.
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