Wie man gefälschte Designerware erkennt
Ob Chanel, Louis Vuitton oder Hermès - vor allem die von Designern kreierten Handtaschen gelten für viele als Objekte der Begierde. Doch nicht immer korrespondiert auch das Budget mit dem Wunsch nach einem edlen Accessoire. Viele greifen in diesem Fall auf Second Hand-Ware zurück, bei der jedoch immer das Risiko zum Griff nach einem Plagiat besteht.
Doch kann man dieses als Laie erkennen? Der KURIER hat bei Anela Franjkovic, Leiterin der Qualitätssicherung beim Onlineshop Rebelle für Designer Second Hand-Mode, nachgefragt.
KURIER: Welche Marken werden besonders häufig gefälscht?
Anela Franjkovic: Unangefochtene Spitzenreiter bei den gefälschten Designern sind Louis Vuitton, Chanel und Hermès. Aber auch Gucci, Prada, Céline und Chloé sind bei Fälschern sehr beliebt. Fälschungsgefährdet sind grundsätzlich hochpreisige und populäre Designer, die sich allgemein großer Beliebtheit erfreuen und einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Das berühmte „Monogram Canvas“-Muster von Louis Vuitton ist das mit Abstand weltweit am häufigsten kopierte Design.
Gibt es untrügliche Anzeichen, dass die Handtasche eine Fälschung ist?
Bei gefälschten Designer-Handtaschen gibt es unterschiedliche Qualitätsstufen. Angefangen mit den Kopien, die sogar ein Laie schnell erkennen kann, weil z.B. der Herstellername falsch geschrieben ist, das Produkt aus minderwertigem Material gefertigt wurde oder extrem nach Klebstoff riecht. Leider gibt es auch viele Fälschungen, die auf den ersten Blick nicht so einfach als solche erkennbar sind. Natürlich gibt es einige objektiv überprüfbare Echtheitsmerkmale, die bei einer Luxus-Handtasche immer vorhanden sein sollten, wie zum Beispiel:
- die richtige Typografie des Designernamens
- eine perfekte Verarbeitung, wie z.B. akkurate, gleichmäßige Nähte
- Hochwertigkeit der verarbeiteten Materialien, z.B. echtes Leder und kein Kunstleder
- sauber gegossene Metallelemente
Bei einer guten Fälschung sieht man aber eben häufig, dass auch auf diese Dinge geachtet wurde. Viele Luxus-Designer verwenden für ihre Handtaschen darüber hinaus daher spezielle Codes, Seriennummern, Stempel oder Hologramme. Diese sind meist versteckt im Inneren des Produktes zu finden. Dies variiert aber von Designer zu Designer sowie von Herstellungsjahr zu Herstellungsjahr. Louis Vuitton-Handtaschen beispielsweise weisen seit 1980 einen sogenannten Datecode auf. Dieser gibt Aufschluss darüber, wo und wann die Tasche gefertigt wurde.
Eine Tasche ohne Datecode ist also entweder eine Fälschung oder vor 1980 produziert. Das berühmte Modell „Neverfull“ von Louis Vuitton beispielsweise gibt es seit dem Jahr 2007. Ohne vorhandenen Datecode kann diese also nicht echt sein. Man sollte dennoch genau hinschauen, denn auch Datecodes, Seriennummern und andere Echtheitsmerkmale werden heutzutage von Fälschern kopiert. Es empfiehlt sich also immer alle Merkmale zu untersuchen und im Zweifel einen Experten zu Rate zu ziehen.
Gibt es als Laie beim Onlineshopping die Möglichkeit auf Echtheit zu prüfen?
Grundsätzlich kann man einige Dinge von vornherein meiden, um nicht Risiko zu laufen für viel Geld ein Plagiat zu erwerben. So sollte man bei einem viel zu niedrigen Preis sofort stutzig werden! Eine Hermès Birkin Bag für wenige hundert Euro? Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um eine Fälschung. Denn selbst gebraucht wird eine echte Birkin Bag von Hermès noch gut und gerne für ca. 10.000 Euro verkauft. Wenn ein Angebot also zu schön erscheint, um wahr zu sein, ist höchste Vorsicht geboten. Bei vermeintlich echten Designer-Artikeln, die von Shops zu einem Bruchteil des üblichen Ladenverkaufspreises in hoher verfügbarer Stückzahl angeboten werden, handelt es sich mit sehr hoher Sicherheit um Fälschungen.
Nach meiner langjährigen Erfahrung, nicht zuletzt in der Leitung der Echtheitsprüfung bei rebelle.com, muss ich sagen, dass es fast ausgeschlossen ist als Laie einen Designer-Artikel beim Onlineshopping verlässlich auf Echtheit zu prüfen. Selbst für Experten ist dies sehr schwierig. Das liegt daran, dass man lediglich diejenigen Informationen zu dem Artikel hat, die der anbietende Online-Shop oder Verkäufer zur Verfügung stellt. Und diese sind oft unzureichend, vor allem aber nicht direkt überprüfbar. Schließlich hält man den Artikel nicht in seinen Händen, kann sich diesen nicht genau anschauen, untersuchen oder anfassen. Man muss also auf die Richtigkeit der Angaben des Verkäufers vertrauen, wenn man online kauft - eine riskante Angelegenheit. Auch ist eine Echtheitsprüfung anhand von Fotos nicht hinreichend möglich. Das liegt daran, dass über Fotos niemals alle objektiven Echtheitsmerkmale feststellbar sind, wie z.B. die Haptik und Qualität hochwertigen Leders, versteckte Nummern etc.
Um eindeutig sagen zu können, ob ein Artikel ein Original oder ein Plagiat ist, muss man diesen schon vor Ort, am besten von einem Experten untersuchen lassen. Um beim Onlineshopping sicher zu gehen, dass man ein Original erwirbt, sollte man daher dringend darauf achten, bei einem renommierten bzw. zertifizierten Shop oder direkt beim Hersteller selbst zu kaufen.
Kommentare