Echter Trend zum falschen Pelz

Weiß und Schwarz sind diese Saison angesagt.
Stella McCartney hat’s vorgemacht: Wintermäntel ohne Tierfelle sind der Trend des Winters.

Stella McCartney ist eine Frau mit Prinzipien: Seit ihrer Kindheit lebt sie vegetarisch, ihre Mode-Kollektionen waren stets vegan, also frei von tierischen Produkten. Nur von Kunstpelz hatte die Modeschöpferin bisher die Finger gelassen – mit der Begründung, das Imitat sehe dem Original zu ähnlich. "Ich fürchtete, dass ich Werbung für echten Pelz machen würde", sagte die Britin einmal.

Für dieses Dilemma hat sie nun eine Lösung gefunden: Die zotteligen Kunstpelze aus ihrer aktuellen Herbst-/Winterkollektion wurden mit einem sichtbaren Label versehen, auf dem "Fur Free Fur" steht, also "pelzfreier Pelz". Eine Bezeichnung, auf die man stolz sei, erklärt die Designerin: "Unser Haus hält Pelz für nicht relevant. Wir finden ihn altmodisch."

Täuschend echt

Nicht nur in der High Fashion sind "Fake Furs" der Trend des Winters. Ein Grund dafür sei die immer besser werdende Qualität, berichtet Julia Nigl vom Modehaus Steffl. "Fake Furs sind mittlerweile so gut gemacht, dass man auf den ersten Blick nicht mehr sagen kann, ob er echt ist oder nicht." Ein weiterer Vorteil: der Preis. Ab 300 Euro bekommt man bei Steffl einen "veganen" Mantel, für Nerz, Fuchs oder Kaninchen muss man das Dreifache hinlegen – mindestens. Inzwischen, so Nigl, greifen auch viele kaufkräftige Kunden aus ethischen Gründen zu Imitaten.

Bei Esprit verkauft man seit Jahren ausschließlich Webpelz – aus einer "ethisch-moralischen Grundhaltung" heraus, sagt Pressesprecherin Mona Schmadl. "Wir stellen fest, dass der Kunde mehr nachfragt und bei der Kleidung mehr auf Nachhaltigkeit und Transparenz achtet. Man will sich mit der Marke identifizieren, das ist einfach der Zeitgeist." Sogenannte "Fur Free Retailer" müssen ihre Produkte kennzeichnen und werden vom Tierschutzverein "Vier Pfoten" kontrolliert. McCartney, so Schmadl, sei eine Vorreiterin für tierfreundliche und zugleich schicke Mode, die "Queen of Vegan High Fashion".

Pastelltöne

Neben den klassischen Mantelfarben Weiß und Schwarz sind diese Saison Fake-Fur-Westen in Pastelltönen angesagt, weiß Christine Gerlach von Peek & Cloppenburg. Auch mit einem mit Kunstfell gefütterten Parka liegt man heuer modisch auf der sicheren Seite – und das ganz ohne schlechtes Gewissen.

1841 sollen zwei Franzosen erstmals einen Pelz nachgeahmt haben. Das heutige Herstellungs- verfahren ist kompliziert: Sogenannter Kunst- oder Webpelz besteht in der Regel aus einem Baumwoll-Grundgarn sowie aus synthetischen Fasern (Florgarn). Auf speziellen Webstühlen werden die beiden Garne miteinander verwebt, sodass sie nach außen hin zu sehen sind. Auf die Innenseite kommt ein elastischer Kleber, der verhindern soll, dass die "Haare" ausfallen.

Er liebt die Provokation, auch wenn es um das sensible Thema Tierfelle geht: Karl Lagerfeld sieht keinen Grund, auf die Verwendung von Pelzen zu verzichten, sagte er der New York Times. Zuvor war das Modehaus Fendi, dessen Chefdesigner Lagerfeld ist, für seine Pelz-Kreationen von der Tierschutzorganisation Peta angegriffen worden. "Es ist einfach zu sagen, kein Pelz, kein Pelz", so Lagerfeld. "Aber es ist eine Industrie. Was ist mit all den Arbeitslosen, wenn die Pelzindustrie abgeschafft wird?" Solange die Menschen Fleisch essen und Leder tragen, könne er die Kritik nicht ernst nehmen.

Der Modeschöpfer gilt als Tierfreund, über seine Katze Choupette schrieb er sogar ein Buch. Der Besuch einer Fleischerei sei für ihn viel schlimmer als ein Pelzmantel: "Das ist, als würde man einen Mörder besuchen."

Auch das Wiener Modehaus Liska verkauft Pelze von Fendi. Und sieht – erwartungsgemäß – keinen Grund, die teuren Mäntel durch Imitate zu ersetzen. "Wir glauben an mündige Konsumenten", sagt Robert Liska, Chef des Unternehmens. Webpelze seien für das "nachhaltig und verantwortungsvoll produzierte Naturprodukt Pelz" keine Konkurrenz.

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