Der König der Roben

Der König der Roben
Thang de Hoo: Der gefeierte Couturier hat eine berufliche Veränderung gewagt. Im Interview erzählt er von seinem neuen Lebensabschnitt.
Der König der Roben

Vor etwa zwei Jahren hat Modeschöpfer Thang de Hoo nach einem Jahrzehnt in seiner Wahlheimat Wien das Couture-Atelier aufgegeben, die Koffer gepackt und die Stadt verlassen. Nicht nur seine Stammkundschaft rätselte über sein Motiv. Der "König der Roben" zog in die Schweiz und hierzulande wurde es still um ihn. Wie aktiv er ist, sieht man auf seinem Facebook-Profil (www.facebook.com/ThangDeHoo) .

Bei seiner Stippvisite in Wien traf ihn der KURIER zum Interview und fragte nach den Beweggründen und seinem neuen Leben.

KURIER:

Sie haben vor knapp zwei Jahren, fast über Nacht, Wien verlassen. Was war passiert?

Thang de Hoo:

Ich hatte ein lukratives Angebot aus der Schweiz (Modehaus Daniel Benjamin Geneva) erhalten und wollte mich der neuen Herausforderung stellen.

Ist Ihnen das leicht gefallen? Sie hatten sich als ernst zu nehmender Couturier etabliert, zahlreiche prominente Stammkunden im Land. Kann man das von heute auf morgen zurücklassen?

Ich liebe Wien, aber irgendwann bin ich in einen ewig gleichen Trott gefallen. Es waren Jahr für Jahr dasselbe Klientel, die gleichen Anlässe und ähnlich gewünschte Modell-Kreationen an der Tagesordnung. Nach dem Opernball 2010 kam der entscheidende Anruf aus der Schweiz. Für mich war es nicht die Entscheidung wegzugehen, sondern neu anzufangen. Das Leben ist ein ständiges Abschiednehmen.

 

 

Der König der Roben

Wie hat Ihre Stammkundschaft darauf reagiert?

Einige haben sich enttäuscht abgewendet, andere sind mir nach wie vor treu. Generell bin ich dafür, dass man nicht ein Leben lang bei ein und demselben Designer bleiben muss, Veränderung in jeder Hinsicht ist gut und eröffnet ein neues Blickfeld.

Lebt es sich in der Schweiz für einen Designer besser?

Ich habe vor etwa einem Monat eine Wohnung im malerischen Lausanne bezogen. Direkt am Genfer See. Es ist idyllisch, ruhig und ich gehe sogar spazieren. Ich genieße den Ausgleich zum hektischen Berufsleben. Das habe ich in der Stadt niemals gemacht.

Thang de Hoo, der Perfektionist, der keine zwei Minuten ruhig sitzen kann, vertreibt sich die Zeit mit Spaziergängen?

Absolut. Ich arbeite mit einem professionellen Team und lerne eine neue Sprache – Französisch. Ich sitze oft im Flieger und pendle von Kontinent zu Kontinent: eine Show in Australien oder Qatar, eine Präsentation in Buenos Aires und Mitte Juni ein Filmfestival in Moskau.

Haben sich Ihre Entwürfe verändert – stilistisch unterscheidet sich doch der Geschmack der Araber von den Russen und den Europäern?

Prinzipiell nicht. Ich arbeite mit hochwertiger Seide, Leder und Pelz und meine Kreationen sind in der Schnittführung schlicht. Ein und dasselbe Modell bleibt simpel für den Europäer, fällt aber für die arabische oder russische Klientel opulenter aus, da mehr Stickereien und Tüll zum Einsatz kommen.

Sie eröffnen im kommenden Herbst eine Boutique in Moskau?

Die Russen genießen das Leben und den Pariser Chic erst seit den 1980er-Jahren. Sie lieben Mode und sind eine dankbare und leidenschaftliche Kundschaft.

Zur Person: Darling der Society

Der niederländische Modeschöpfer Thang de Hoo wurde 1962 in Leiden (Südholland) geboren. Er absolvierte das T.S.M.K. – das renommierte Fashioncollege in Den Haag und kam Anfang der 90er- Jahre nach Wien. Seine Couture-Kreationen öffneten ihm schnell Tür und Tor zur Hautevolee in Österreich. 1998 wurde er Chefdesigner bei "Liska", danach Kreativ­direktor des Modehauses "Fürnkranz" mit eigenem Couture-Studio in Wien-5.

Bei vielen Events verlangte man stets nach dem "König der Roben" – ob Opernball oder KURIER-ROMY. 2010 verließ er Wien für eine lukrative Kooperation mit dem Traditionsunternehmen Daniel Benjamin in Genf.

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