Anti-Aging: Die Tücken des Jugendwahns

Symbolbild
Junge Frauen setzen zu früh auf intensive Faltenkiller – Experten raten zu mehr Sonnenschutz.

Werbung in Magazinen, im Fernsehen und in jeder Parfümerie – das Business mit Anti-Aging-Produkten floriert. Faltenfreie Haut gilt als erstrebenswert, dementsprechend hoch ist die Bereitschaft, Geld in die Bekämpfung eben dieser zu investieren: 50 Prozent der Umsätze des Gesichtspflege-Marktes entfallen in Österreich auf Anti-Falten-Pflege. Doch je größer die Auswahl, desto größer die Verwirrung der Kunden. Ab welchem Alter soll welches Produkt verwendet werden? Je früher, desto besser?

Gute Gene reichen nicht

"Der größte Fehler, den Frauen machen, ist, zu spät mit Prävention und Verlangsamung der Hautalterung zu beginnen", sagt Dermatologe Dennis Gross im Gespräch mit dem KURIER. Er weiß: Lediglich 20 Prozent der Hautalterung sind genetisch bedingt. Laut einer im Journal of Clinical, Cosmetic and Investigational Dermatology veröffentlichten Studie sind die restlichen 80 Prozent das Resultat von Lebensstil und Umwelteinflüssen. Diese Gesamtheit aller nicht-genetischen Faktoren, die als Exposom bezeichnet wird, ist zu berücksichtigen.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Umweltverschmutzung die negativen Effekte von UV-Strahlung verstärkt. Sichtbar werden die dadurch entstehenden Schäden erst viele Jahre nach Ende der Pubertät, die gleichzeitig den Beginn der Hautalterung einläutet. Ab diesem Zeitpunkt wird es für die Haut immer schwieriger, mit dem täglichen Stress umzugehen. Falten und Pigmentflecken sind jedoch bereits die späten Anzeichen von Hautalterung. Patricia Pineau, Scientific Communications Director bei L’Oréal: "Anfangs sind die Schäden für das Auge unsichtbar." Man müsse auf frühe Anzeichen wie Trockenheit, feine Linien und Fahlheit achten – und auf diese Veränderungen reagieren. "Bereits ab dem 25. Lebensjahr nimmt der Anteil an Kollagen und Elastin in der Haut ab", sagt Gross. Diese Fasern sorgen für Elastizität und Straffheit.

Überforderung der Haut

Bereits als 18-Jährige zur klassischen Anti-Aging-Pflege zu greifen, wäre jedoch verkehrt. "Die Produkte sind sehr reichhaltig, da sie viel Fett und Öle enthalten. Diese können bei junger Haut zu verstopften Poren führen und Akne verursachen", warnt Kerstin Ortlechner. "Die darin enthaltenen Säuren und das Retinol regen die Zellerneuerung an, die in diesem Alter noch bestens funktioniert." Durch das Eingreifen in ein intaktes System könne die Haut im Extremfall nicht mehr ihre Schutzfunktion aufrechterhalten. "Statt der Haut etwas Gutes zu tun, passiert das Gegenteil. Sie wird lichtempfindlich, neigt zu Rötungen und schuppt sich", sagt die Hautexpertin.

Die Verwendung von Sonnenschutz zur Routine zu machen, ist laut Gross der wichtigste Schritt für eine gesunde und schöne Haut. "Die Sonne ist unser größter Feind, wenn es um frühzeitige Anzeichen von Hautalterung geht. Sonnenschutz sollte 365 Tage im Jahr benutzt werden, um Schäden durch UV-Strahlung und freie Radikale vorzubeugen", so der Experte. Eine Tagespflege mit SPF (sun protection factor) kann demnach bereits in jungen Jahren als effektives Anti-Aging-Treatment eingesetzt werden.

Doch warum bringen Kosmetik-Firmen immer noch zahlreiche Cremen auf den Markt, die keinen Lichtschutzfaktor enthalten? Die Ursache liegt in der Zusammensetzung des Produkts: "Weil Filter hydrophil (wasseranziehend, Anm.) sind, ist deren Integration in fetthaltige Cremen schwer", erklärt Pineau.

Anti-Aging light

Um die Haut zusätzlich vor negativen Auswirkungen der Umweltverschmutzung zu schützen, legen Beauty-Konzerne wie L’Oréal seit Kurzem ihren Fokus auf antioxidative Inhaltsstoffe, wie beispielsweise den Extrakt der Baicalin-Wurzel. Diese zählt zu den wichtigsten Kräutern der traditionellen chinesischen Medizin und fungiert in der Hautpflege als Radikalfänger.

Ebenfalls im Trend liegen Biosaccharide, welche aus Weizen und Zucker gewonnen werden. Diese bilden eine unsichtbare Schutzbarriere, die als zweite Haut fungiert. Bei Shiseido ging man sogar noch einen Schritt weiter, um kleinsten Schmutzpartikeln aus der Luft entgegenzuwirken: Das in Cremen enthaltene Hybrid Pollution Puder absorbiert die Teilchen und verhindert dadurch direkten Kontakt mit der Haut.

Auch wenn es sich so mancher wünschen würde: Die Hautalterung lässt sich auch mit akribisch verwendetem UV-Schutz und Radikalfänger-Cremen nicht aufhalten. Früher oder später sind die Falten da – dann kann auch zur entsprechenden Anti-Aging-Pflege gegriffen werden. "In den Zwanzigern und Dreißigern reichen Pflege-Produkte mit antioxidativen Inhaltsstoffen und feuchtigkeitsspendender Hyaluronsäure aus", weiß Kerstin Ortlechner. "Ab dem 45. Lebensjahr rate ich zu intensiveren Inhaltsstoffen wie Retinol." Erst dann könne der von der Schönheitsindustrie viel beworbene positive Effekt solcher Produkte auch ausgespielt werden.

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