Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“

Der Tiroler lebt und arbeitet seit über 20 Jahren an Vivienne Westwoods Seite.

Kult-Designerin Vivienne Westwood (72) entwarf in diesem Jahr als Kuratorin des Wiener Staatsballetts die Kostüme für das Wiener Neujahrskonzert – gemeinsam mit ihrem Kreativdirektor und Ehemann Andreas Kronthaler (47). Der Tiroler lebt seit 25 Jahren in London und ist seit 1992 mit der englischen Modeschöpferin verheiratet. Im Blauen Salon des Hotel Sacher sprach der gelernte Goldschmied Kronthaler mit dem KURIER über seine Leidenschaft für das Ballett, Mode als Plattform, Politikverdrossenheit und sein Leben im Chaos.

Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2014
Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2014
Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2014
Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2014
Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2014
Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2014

KURIER: Herr Kronthaler, haben Sie einen Bezug zum Ballett?

Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“
Kronthaler
Andreas Kronthaler: Ich habe 1986 neben dem Studium zwei Jahre als Billeteur in der Staatsoper gearbeitet und mir im Zuge dessen oft Vorstellungen angesehen. Die erste, kurz vor Weihnachten, war der Nussknacker von Tschaikowski. Ballett ist ein Gipfeltreffen von Dekor, Tanz, Musik und Kostümen – eine Ausdrucksform, die bewegt.

War es leicht, diese Ballett-Kostüme zu kreieren?

Es war eine Herausforderung. Aber es gab viele Inspirationsquellen. Zum einen das Palais Liechtenstein (Kulisse für das Neujahrskonzert-Video 2014). Ich war hingerissen von dem prächtigen Rokoko-Ballsaal mit den riesigen Lustern und dem Parkettboden von Thonet. Die Tänzer selbst könnten unterschiedlicher nicht sein, es galt, sie typgerecht einzukleiden. Ich habe viel Zeit im Archiv verbracht und große Roben aus den Kollektionen umgearbeitet.

Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“
Kronthaler
Sie sind seit 1992 mit Vivienne Westwood verheiratet, es heißt, sie lebt in ihrem eigenen Universum.

Das tut sie auch! Sie hat die Gabe, die Welt um sich nicht wahrzunehmen. Sie arbeitet immer und wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, fährt sie U-Bahn oder Rad. Sie hat ihren eigenen Fokus. Beim Radfahren beispielsweise gewinnen wir Abstand. Ich nehme Eindrücke wahr und lasse sie sickern. Wenn ich wieder arbeite, herrscht pures Chaos – und das gibt mir Energie, es hilft mir Prioritäten zu setzen.

Sie sind kein Freund der schnelllebigen Gesellschaft.

Jede Saison alles wegzuwerfen und etwas Neues auf den Markt zu bringen, ist Wahnsinn. Viele glauben, genau das spornt zum Konsum an. Ich beobachte eine Kehrtwende. Viele lehnen herkömmlichen Luxus ab. Qualität und Maßschneiderei sind gefragt. Typgerechte Kleidung, persönlich gefertigte Möbelstücke, das verloren gegangene Handwerk kehrt zurück.

Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“
Kronthaler
Sie legen wert auf Tradition?

Die Vergangenheit ist die Basis. Gerade heute hat man viele Möglichkeiten, sich damit auseinanderzusetzen. Es wäre arrogant, es nicht zu tun.

Vivienne Westwood nutzt Mode gerne als Plattform ...

... und das macht sie seit Jahrzehnten. Mode kann Information tragen. Vivienne weist so auf den Klimawandel hin. Jeder Mensch hat eine Verantwortung. Ignoranz ist gefährlich. Ohne Umwelt gibt es keine Zukunft.

Andreas Kronthaler: „Chaos gibt mir Energie“
Kronthaler
Sind Sie ein politischer Mensch, haben Sie die Nationalratswahlen verfolgt?

In Österreich waren die letzten Jahre geprägt von Monotonie, die Politiker sind eigentlich farblos. Es fehlt ihnen das Charisma, um Wähler zu begeistern. Generell wäre ich bei den Grünen zu Hause. Gerade in Österreich gibt es den biologischen Anbau seit Generationen – das Land ist in dieser Hinsicht unbewusst visionär. Besonders im Vergleich mit England.

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