New Yorks neuer Bürgermeister: Die ungewöhnliche Geschichte von Zohran Mamdanis Ehe

Rama Duwaji und Zohran Mamdani blicken sich vor Flaggen an.
Rama Duwaji ist keine typische First Lady. Kennengelernt hat Zohran Mamdani über eine Dating-App.

Er nennt sich den "schlimmsten Albtraum" von US-Präsident Donald Trump: Der 34 Jahre alte Linkspolitiker Zohran Mamdani wird als erster Muslim Bürgermeister von New York. Sein Erdrutschsieg bei der Bürgermeisterwahl am Dienstag ist eine schwere Niederlage für Trump, rund ein Jahr nach der Wiederwahl des rechten Republikaners zum Präsidenten.

Blitzaufstieg: We ist Zohran Mamdani

Trump hatte Mamdani wegen seiner Pläne für ein günstigeres Leben im "Big Apple" als "100 Prozent kommunistischen Irren" beschimpft. Mamdani selbst nennt sich einen "demokratischen Sozialisten", er gehört dem linken Flügel der Demokratischen Partei an.

Mamdani wurde 1991 als Sohn indischstämmiger Eltern in Uganda geboren. Seine Mutter ist Filmemacherin. Sein Vater renommierter Politikprofessor. In Alter von sieben Jahren übersiedelte der neue New Yorker Bürgermeister nach New York.

Im Wahlkampf setzte er vor allem auf ein Thema: Mamdani verspricht, New York für die gut acht Millionen Einwohner wieder bezahlbarer zu machen - etwa durch einen Mietpreisdeckel, kostenlose Busse oder Kindertagesstätten sowie städtisch geführte Lebensmittelgeschäfte. "Friert die Mieten ein" und "Eine Stadt, die wir uns leisten können" lauteten seine Slogans. Bezahlen will er dies mit höheren Steuern für Wohlhabende und Unternehmen.

Mamdani hat einen Blitzaufstieg hingelegt: Noch vor einem Jahr war der Abgeordnete aus dem Stadtteil Queens im Parlament des Staates New York nahezu unbekannt. Mit einer geschickten Kampagne in Onlinemedien und zehntausenden freiwilligen Wahlhelfern gelang es ihm, vor allem bei jungen Leuten zu punkten.

Rama Duwaji: Keine Typische First Lady

Verheiratet ist der 34-Jährige seit eingen Monaten mit Rama Duwaji, die selbst eigentlich so gar nichts mit Politik am Hut hat. Die junge Frau stammt aus der Kreativbranche. Duwaji ist von Berufs Wegen Animatorin, Illustratorin und Keramikerin. 

CNN betont, dass die 28-Jährige bisher nicht die die traditionelle Rolle einer zukünftigen First Lady übernommen hat. So hat sie nicht für Zohran Mamdani Wahlkampf gemacht. 

Duwaji hält sich lieber im Hintergrund. Sie absolvierte auch keine gemeinsamen Fernsehauftritte, noch hat sie während des Wahlkampfes ihres Mannes einem Magazinporträt zugestimmt. Auch ihr Instagram-Account ist vielleicht nicht das, was man sich gemeinhin von einer Bürgermeister-Gattin erwarten würde. 

Hier präsentiert Duwaji ihre Kunstwerke sowie kritische Kommentare zum Nahostkonflikt.

Auf Dating-App kennengelernt

Wie der neue New Yorker Bürgermeister laut The Independent im Podcast "The Bulwark" Anfang November verriet, hat er seine syrischstämmige Ehefrau über die Dating-App Hinge kennenglernt. Dabei habe er gescherzt, dass "es immer noch Hoffnung für diese Dating-Apps gibt".

Was seine Hintergrundgeschichte betrifft, hat das Paar etwas gemeinsam. Auch Duwaji hat bereits einiges von der Welt gesehen. Sie wurde in Texas geboren, wuchs jedoch ab ihrem sechsten Lebensjahr in Dubai auf. Später studierte sie in Qatar und den USA. 

Hochzeitsfoto in der U-Bahn

Im Februar hatten Duwaji und Mamdani standesamtlich im Yorker Rathaus geheiratet. 

Auf Instagram teilte Mamdani Fotos vom Hochzeitslook der Braut, den man nicht gerade als klassisch bezeichnen könnte. Die Künstlerin traute sich in einem Spitzenkleid und Boots. Darüber trug sie aufgrund des kalten Wetters einen Mantel.

"Rama ist nicht nur meine Frau, sie ist eine unglaubliche Künstlerin, die es verdient, auf ihre eigene Art und Weise bekannt zu werden", schrieb der Politiker unter eine Reihe an Hochzeits-Fotos. Das frischverheiratete Paar posierte unter anderem in einer New Yorker U-Bahn. 

Das erfrischende Posting, in dem Mamdani seine Ehefrau preiste, ging viral.

Bisher keine Zentralfigur der Demokraten

Mit breitem Lächeln, federndem Gang und einer zugewandten Art erinnert Mamdani nicht wenige an den jungen Barack Obama, der es mit Parolen wie "Hope" (Hoffnung) und "Yes we can" (Ja, wir schaffen das) 2008 gegen alle Vorzeichen ins Präsidentenamt schaffte. Unterstützt wurde Mamdani vom linken Flügel der Demokraten und unabhängigen Politikern wie dem früheren Präsidentschaftsbewerbers Bernie Sanders. Das Establishment der Demokraten betrachtete den Durchstarter dagegen bisher teils mit Argwohn.

Ein Muslim an der Spitze von New York, das ist fast ein Vierteljahrhundert nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine kleine Sensation. Viele jüdische US-Bürger zeigten sich allerdings besorgt, weil Mamdani das israelische Vorgehen gegen die Palästinenser im Gazastreifen als "Völkermord" bezeichnet hatte. Zudem distanzierte er sich zunächst nicht klar von Parolen wie "Globalize the Intifada", die viele Juden als antisemitisch brandmarken.

Angemessene Kritik und Diffamierungen

Nach scharfer Kritik bekannte sich Mamdani zum Existenzrecht Israels und sagte, es gebe "keinen Platz für Antisemitismus". In New York leben rund 1,3 Millionen jüdische Bürgerinnen und Bürger, das ist die größte städtische Gemeinde außerhalb Israels.

Dennoch war Mamdani ähnlich wie früher Obama unaufhörlich Schmähungen ausgesetzt. Trump-Anhänger posteten im Internet Karikaturen wie eine Freiheitsstatue mit schwarzen Ganzkörperschleier. Rechtsgerichtete Medien wie Fox News werfen ihm vor, den "Heiligen Krieg" (Jihad) gegen Ungläubige zu unterstützen und Geld von Terrorgruppen anzunehmen.

Selbst Mamdanis aussichtsreichster Gegner Andrew Cuomo, selbst Demokrat, spielte auf dieser Klaviatur. Der mit 67 Jahren fast doppelt so alte Cuomo kicherte laut hörbar, als der bekannte Podcaster Sid Rosenberg Mamdani unterstellte, er würde über neue Anschläge nach dem Muster des 11. September "jubeln". Cuomo war Mamdani bei der Vorwahl der Demokraten im Sommer deutlich unterlegen und trat nun als Unabhängiger an. Sein Comeback misslang allerdings - womöglich auch, weil Trump ihn unterstützte.

Mamdani ist Sohn der indischen Regisseurin Mira Neir, deren Film "Salaam Bombay!" 1988 für einen Oscar nominiert wurde, und des ugandischen Politologen Mahmood Mamdani. Er wurde 1991 in Uganda geboren und kam mit seinen Eltern im Alter von sieben Jahren nach New York. Er besuchte gute Schulen, versuchte sich als Rapmusiker und beriet vor seiner Wahl zum New Yorker Abgeordneten Bürger bei Räumungsklagen. Seit 2018 ist er US-Staatsbürger.

Keine Präsidentschaftskandidatur möglich

Bei Trump-Anhängern hält sich hartnäckig das Gerücht, Mamdani habe sich den US-Pass mit Falschangaben erschlichen. Immer wieder wird lautstark seine "Abschiebung" gefordert. Mamdanis Anhänger sehen ihn dagegen als Hoffnungsträger gegen Trump und die verkrusteten politischen Strukturen in den USA. Bis ins Weiße Haus wird ihn die Begeisterung allerdings nicht tragen: Da Mamdani in Uganda geboren wurde, ist ihm ähnlich wie dem Steirer Arnold Schwarzenegger, der es von Hollywood weiter für die Republikaner ins Amt des Gouverneurs von Kalifornien brachte, der Weg ins Präsidentenamt laut US-Verfassung versperrt.

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