Yoga mit Ralf Bauer

Yoga mit Ralf Bauer
Yoga hat aus dem Schauspieler Ralf Bauer einen anderen Menschen gemacht. Ein Gespräch über Konsequenz, Yoga als Altersvorsorge und die Entscheidung, ungeschminkt vor die Kamera zu treten.

Herr Bauer, die meisten Prominenten, die Yoga praktizieren, drehen ihre DVDs am Strand vor azurblauem Meer. Sie haben sich für den Wintersportort Lech entschieden. Ungewöhnlich, nicht?

Ich habe jetzt meine vierte Yoga-DVD gemacht und habe zwei Mal am Meer und zwei Mal in Lech gedreht. Mir gefällt die Frische in Lech, weil man auch im Sommer durchatmen kann. Und ich wohne immer bei meinem Freund Axel Pfefferkorn im "Aurelio". Die Herzlichkeit und Professionalität im Hotel sind unschlagbar.

Viele fangen mit Yoga an, hören aber nach gewisser Zeit wieder auf. Sie praktizieren es seit Anfang der 1990er-Jahre. Wie ist es Ihnen gelungen, dranzubleiben?

Wegen meiner Rückenschmerzen, um die sich auch alles in den Übungen auf der neuen DVD dreht. Sobald ich pausiert habe, waren sie da, mit Yoga nicht. Mein Tai-Chi-Lehrer, der sein Leben lang Yoga gemacht hat, sagte: "Wenn ich alt bin und verstanden habe, worum es im Leben geht, möchte ich noch gesund sein, um es zu leben." Yoga ist eine Altersvorsorge, jeden Tag zehn Minuten zu üben, ist schon sehr viel.

Und das reicht wirklich?

Konsequenz ist das Wichtigste. Ich mache jeden Morgen 21 Sonnengrüße. Wenn ich gut drauf bin, brauche ich dafür zehn Minuten, sonst fünfzehn. Man kann mit sieben Sonnengrüßen anfangen und sich über 14 auf 21 steigern. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich den Handstand besser kann, wenn ich 21 Sonnengrüße mache.

Ist es ein Zufall, dass in allen drei Zahlen die Sieben steckt oder hat das für Sie einen tieferen Sinn?

Es ist eine Zahl, die ich mag. Die Quersumme meines Geburtsdatums ist Sieben und mir wurde einmal gesagt, dass ich beruflich immer Glück haben werde, wenn ich eine Wohnadresse mit Nummer Sieben habe. Zufällig ist das bei mir so. Ich feiere heuer das 22-jährige Bühnenjubiläum und musste mich bisher nur zwei Monate arbeitslos melden. Das war im Jänner 1994, als ich schon in Vorbereitung für eine Serie war.

Wer leicht aus der Haut fährt kann von Yoga profitieren

Yoga mit Ralf Bauer

Als Sportler haben Sie eine noch längere Karriere hinter sich. Sie haben schon mit neun Jahren Kampfsport gemacht. Ist das nicht ein Riesen-Vorteil im Vergleich zu spätentschlossenen Sportberufenen?

Die Muskeln kennen glücklicherweise kein Alter. Wer später anfängt Sport zu treiben, kann innerhalb eines Jahres seine Muskelkraft um 100 Prozent erhöhen, auch mit 75 Jahren. Wer kann, sollte aber früher anfangen – vor allem jene, die viel Stress haben. Der Stress sucht sich sonst immer eine Stelle, wo er rauskommt. Das sind dann die persönlichen Schwachstellen.

Yoga wird sehr viel zugesprochen. Es soll fit und jung halten, vor Stress schützen und viele andere positive Effekte haben. Kann Yoga das wirklich alles erfüllen?

Natürlich kann es keinen Stress wegmachen und auch keine Hektik im Beruf verhindern. Man muss auch bedenken, dass jeder Mensch einen anderen Charakter hat. Aber wer leicht aus der Haut fährt, hektisch oder gestresst ist, kann davon profitieren. Es geht um die Bündelung der eigenen Kraft, was man mit Yoga lernen kann. Um seine Emotionen ein wenig im Griff zu haben, sind aber schon einige Monate nötig. Und mit den Jahren wird man natürlich immer besser. Ich lerne bis heute dazu. Ein Wunder von heute auf morgen darf sich also niemand erwarten.

Was verstehen Sie genau darunter, wenn Sie vom Kraftbündeln sprechen?

Es geht nur darum, seinen Körper wieder zu erspüren. Das verlernen viele von uns im Erwachsenenalter. Die meisten leben im Kopf, vergessen auf den Körper und damit auf ihre innere Stimme. Auf meiner DVD zeige ich im ersten Kapitel Schauspielübungen. Das ist wichtig, weil man als Schauspieler lernt, den Körper wahrzunehmen. Wenn man Muskeln und Sinnesorgane wieder sensibilisiert, hat man eigentlich schon zwei Drittel der Übungen geschafft. Das ist das Wichtigste überhaupt.

Yoga ist vor einigen Monaten durch einen Artikel in der New York Times unter Beschuss geraten. Es ging um die Verletzungsgefahr und die Qualität von YogaLehrenden. Ist es nicht gefährlich unter Anleitung einer DVD Yoga zu machen?

Nein. Wenn jemand auf seinen Körper hört, kann er nichts falsch machen. Das Blöde ist nur, dass einem das Ego und die Selbstüberschätzung oft im Wege stehen. Nur weil ein anderer sich weit nach vorne beugen kann, heißt das nicht, dass ich das auch auf Anhieb können muss. Nicht jeder Mensch ist gleich beweglich, manche brauchen einfach länger. Man darf sich von den eigenen Gedanken nicht rausbringen lassen. Doch Yoga ist ja auch dazu da, abschalten zu können.

Sind Sie durch Ihre lange Praxis vor Ge fühlen wie Wut, Hass oder Neid gefeit? Man hat fast das Gefühl.

Natürlich nicht, aber ich kann mit meinen Gefühlen besser umgehen. Jeder Mensch hat alle Gefühle in sich vereint, gute und schlechte. Durch Yoga wird man flexibel, und wenn zum Beispiel Neidgefühle aufkommen, kann man schauen, warum. Wir im Westen sehen vor allem das, was wir nicht haben, anstatt zu sehen, was wir haben. Das kommt vom Leben im Überdruss.

Das klingt bodenständig und bescheiden. Trotzdem arbeiten Sie als Schauspieler in einem Bereich, in dem Bodenständigkeit und Bescheidenheit kaum zu finden sind. Lässt sich Ihre Lebensphilosophie überhaupt mit der Fernsehwelt vereinbaren?

Mit meinem Gedankengut in dem Business zu bestehen, ist nicht immer einfach. In der Filmbranche ist das Ego extrem ausgebildet – vor und hinter der Kamera. Das muss auch sein, weil du sonst nicht weiterkommst. Wir leben momentan auch in einem Jahrzehnt, wo Äußerliches immer wichtiger wird, sonst würden nicht so viele Schauspielerinnen zum Schönheitschirurgen gehen. Bei Männern geht es noch etwas besser, und ich konnte mich dank Yoga vom Äußerlichen distanzieren.

Das klingt nach einer Herausforderung. Wie geht das?

Ich lasse mich im Fernsehen zum Beispiel nicht mehr schminken. Das war und ist ein Kampf. Letztes Jahr war ich auf Tour und habe im Frühstücksfernsehen Werbung für mein Programm gemacht. Danach habe ich eine Mail mit den Worten "Mensch Bauer, du bist alt geworden," bekommen. Was der Zuschauer nicht wusste: Ich hatte 30 Tour-Auftritte hinter mir und musste sehr früh aufstehen, um rechtzeitig im Studio zu sein. Aber das ist nicht mehr schlimm für mich. Das ist ein Prozess, das ist Yoga.

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