Elfriede Ott: "Allein sein kann ich nicht" Elfriede Ott

Unterwegs mit Elfriede Ott am 17.04.2013 in Wien
Die Schauspielerin Elfriede Ott über Lebensmenschen Fritzi, Sohn Goran und die Liebe zur Malerei.

Auf den Stock gestützt kommt sie in eines ihrer lichtdurchfluteten Wohnzimmer mit Blick auf die Hofburg und den Michaelerplatz. Dort steht auch die Staffelei der begeisterten Malerin. „Mein Knie ist zwei Mal operiert worden. Seit vier Jahren humple ich“, sagt Elfriede Ott, „und es tut furchtbar weh“.

Elfriede Ott: "Allein sein kann ich nicht" Elfriede Ott
Unterwegs mit Elfriede Ott am 17.04.2013 in Wien
Am 26. Mai 1944 stand sie das erste Mal auf der Bühne des Burgtheaters. Vor zwei Jahren war ihr letzter Auftritt im Theater in der Josefstadt. Leiser tritt die Kammerschauspielerin trotzdem nicht. In der Ausstellung ihrer Bilder („Unterwegs zu mir ...“) im WIFI Wien zeigt sie ihr künstlerisches Talent. Druckfrisch liegt ihr neues Buch „Worüber ich lache“ auf dem Tisch. Und drei Mal in der Woche unterrichtet sie immer noch in ihrer Schauspielakademie. Interviews gibt sie am laufenden Band. „Wenn Sie mich was fragen, was mich jeder fragt, kriegen Sie ein rotes Kreuzerl“, sagt die 87-jährige Grande Dame des österreichischen Theaters und hebt Kater Nikolaus auf ihren Schoß.

Treue Freundin

Elfriede Ott: "Allein sein kann ich nicht" Elfriede Ott
Unterwegs mit Elfriede Ott am 17.04.2013 in Wien
Noch vor ein paar Jahren hatte sie drei Hunde und drei Katzen. „Es ist so traurig, jetzt hab’ ich nur noch die Anni, Nikolaus und meine Pipsi.“ Darf die kleine Hündin, ihr absoluter Liebling, bei ihr schlafen? „Ich darf bei ihr im Bett schlafen.“ Nein, allein sein kann sie nicht. War sie auch nie. Seit fast 60 Jahren ist Frau Fritzi Tag und Nacht an ihrer Seite. „Ich war 12, als ich kam, sie war 25 und für mich ein Wesen aus einer anderen Welt. Ich wollte diese Luft atmen“, sagt Fritzi, Otts Alter Ego. Am Anfang kümmerte sie sich um die Hunde, später, als Elfriede Otts Mutter älter wurde, „hab’ ich ihr geholfen, alle Zeitungsberichte auszuschneiden und einzupicken“, erinnert sich Fritzi.

Die Freundin, Köchin und Assistentin – „ich koordiniere alle Termine“ – hat nie geheiratet. Es waren ja die Männer der Ott im Haus. Erst Ernst Waldbrunn dann Hans Weigel. „Nur der Oskar Werner war vor meiner Zeit“, sagt Fritzi. Welcher Ott’sche Partner war ihr am liebsten? „Hans Weigel. Wir haben so eine wahnsinnige Blödelaffäre gehabt. Er war das Weigili und ich das Fritzili. Dann sind wir zum Raiffeisli und zum Postili gefahren.“

Perfektes Make-up

Fritzi sei ihr Lebensmensch. „Ohne sie würde ich in ein totales Chaos stürzen, furchtbar“, sagt Ott. So jung sieht sie aus mit den feuerroten Haaren, perfektem Make-up und Silber lackierten Fingernägeln. Wer hilft ihr dabei? „Die Nägel lasse ich machen. Schminken tu ich mich selber.“ Dazu fällt ihr eine Geschichte ein. „Ich habe einen Soloabend in Paris gehabt. Fritzi und ich waren im Hotelzimmer und es war Zeit, mich zu schminken. Da geht das Licht aus. Es ist mir nichts anderes übrig geblieben, als mich in totaler Finsternis zu schminken. Die Wimpern gepickt, den Lidstrich gezogen und die Lippen bemalt. Als das Licht nach einer Stunde wieder anging, war ich neugierig, was ich da gemacht hab. Es war alles perfekt.“

Elfriede Ott: "Allein sein kann ich nicht" Elfriede Ott
Unterwegs mit Elfriede Ott am 17.04.2013 in Wien
Während Fritzi Kaffee und Kuchen serviert, stößt Goran zur Runde dazu, gibt Elfriede Ott ein Bussi auf die Wange und sagt: „Servus, Mama.“ Der fesche Mann (38) war einst ihr Schüler, vor sechs Jahren adoptierte sie ihren „Beschützer“. Goran leitete Otts Nestroy-Festspiele in Maria Enzersdorf, die es nicht mehr gibt. „Es scheiterte hauptsächlich am Finanziellen. Es ist so schade, das ist mir wirklich ein Stich ins Herz“, seufzt sie.

Große Enttäuschung

Elfriede Ott: "Allein sein kann ich nicht" Elfriede Ott
Unterwegs mit Elfriede Ott am 17.04.2013 in Wien
Macht es sie depressiv? „Drei Mal rotes Kreuzerl. Diese Frage stellt jeder“, sagt sie, um dann doch den Irrtum aufzuklären. „Das sind keine Depressionen, ich bin manchmal deprimiert und verzweifelt, wie jeder andere auch. Das Ende meiner Festspiele war zum Beispiel so eine Enttäuschung“, sagt sie und macht sich bereit für den Spaziergang auf dem Kohlmarkt.
Elfriede Ott: "Allein sein kann ich nicht" Elfriede Ott
Unterwegs mit Elfriede Ott am 17.04.2013 in Wien
Dort zeigt sie, gleich gegenüber ihrer Wohnung, das Uhrengeschäft, das einst ihrem Vater gehörte. Deshalb musste Tochter Elfriede auch das Handwerk erlernen. Damals hasste sie die Uhrmacherei, „weil ich dafür nicht begabt war und Schauspielerin werden wollte“. Heute versteht sie, wenn die Eltern ihrer Schauspielschüler wollen, dass ihre Kinder auch noch etwas anderes lernen. „Weil ich weiß, dass die Schauspielerei ein Drahtseilakt ist“, sagt die Komödiantin, die 2009 mit der Platin-KURIER-ROMY für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Uhren kann sie schon lange nicht mehr reparieren. Dafür kann die Ott spielen, singen, schreiben, lehren und malen.

Buchtipp

Elfriede Ott: "Allein sein kann ich nicht" Elfriede Ott
Buch, Elfriede Ott, Worüber ich lache, Erlebte und gesammelte Anekdoten
Elfriede Ott, „Worüber ich lache“. Mit der Veröffentlichung dieser humorvollen Anekdoten möchte sie Erinnerungen an die vielen jüdischen Autoren wachhalten. Auch zahlreiche selbst erlebte Anekdoten finden in dieser heiteren Sammlung ihren Platz. Amalthea Verlag, € 24,95.

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