Thomas Gottschalk war "in den 80ern offensichtlich überarbeitet"

Thomas Gottschalk war "in den 80ern offensichtlich überarbeitet"
TV-Legende Thomas Gottschalk im Interview über die 80er, das Ende der Welt und seine Karriere als analoger Influencer.

"Gottschalks große 80er-Show" heißt die Sendung, mit der Thomas Gottschalk (69) am Samstag im ZDF zur besten Sendezeit punkten will. Nach "Die große 68er-Show" und "50 Jahre ZDF-Hitparade" ist es die dritte musikalische Zeitreise, die der Entertainer präsentiert. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erinnert sich Gottschalk an die 80er - oder versucht es zumindest.

Herr Gottschalk, viele Musiker, die Sie diesmal in der Sendung haben, waren schon 1983 bei der Konzert-Ausgabe von "Thommy"s Pop Show" in der Dortmunder Westfalenhalle dabei. Was ist Ihnen aus der Zeit in Erinnerung geblieben?

Gottschalk: Ich muss leider sagen, dass zu dieser Zeit meiner Karriere soviel los war, dass ich mich an manches überhaupt nicht mehr erinnere. "Thommy's Pop Show" gehört zu den Sendungen, die irgendwie im Nebel untergegangen sind. Aber ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich zu dieser Zeit ein Special mit Queen für die ARD gemacht habe und von Freddie Mercury total beeindruckt war. Und ich bin sicher der einzige Mensch auf der Welt, der damals bei einem Kiss-Konzert eingeschlafen ist. Ich war in den 80ern offensichtlich überarbeitet.

Konnten Sie als dem Rock zugewandter Mensch mit dem Pop-Jahrzehnt überhaupt etwas anfangen?

Ich hab mir lieber Konzerte von Deep Purple und Yes angeschaut, die damals noch eifrig auf Tour waren, auch wenn die Herren schon etwas angegraut waren. Dennoch ist die Musik das an der 80er-Sendung, worauf ich mich am meisten freue. Die funktioniert ja heute immer noch. Ich bin überzeugt, dass man 2050 keine solche Sendung über die Nullerjahre machen wird oder über das, was 2019 musikalisch unterwegs war. Ich glaube auch nicht, dass Ariana Grande dann noch in irgendeiner Show auftritt.

Die 80er stehen auch für Ihren Aufstieg im Fernsehen - von "Telespiele" über "Na sowas!" bis hin zu "Wetten, dass..?". Fühlten Sie sich selbst wie ein Popstar?

Ich war ein paar Mal auf der Titelseite der Bravo. Das war damals noch was Besonderes. Und ein paar Mädchen haben gekreischt, wenn sie mir auf der Straße begegnet sind. Das war's aber auch. Ich war sicher so was wie ein Influencer, vor allem im Radio hatte ich viele Fans. Und ich konnte da machen, was ich wollte. Mir hat weder bei der Musik, die ich gespielt habe, einer reingeredet, noch bei dem Unsinn, den ich in meinen Moderationen verzapft habe. Günther Jauch und ich hatten damals Narrenfreiheit. Herrlich!

Hat die 80er-Dekade Ihren extravaganten Kleidungsstil beeinflusst?

Mich hat ja eher die Pop-Mode der 60er geprägt und der modische Irrsinn der 70er. In den 80ern fingen alle an, in Schwarz rumzurennen. Das war nix für mich. Aber ich habe mich sowieso nie nach der gängigen Mode gerichtet. Ich habe einfach immer das angezogen, was mir gefallen hat.

In den 80ern gab es den Einzug der Grünen in den Bundestag, die Anti-Atomkraft-Bewegung und Tschernobyl. Heute haben wir die Klimakrise, "Fridays For Future" und Greta Thunberg. Ist die Welt noch zu retten?

Wir dachten schon in den Sechzigern, es geht zu Ende. Das ist das Vorrecht jeder Generation.

Fühlen Sie sich wie der Nostalgie-Verwalter des Fernsehens? Und werden Sie dabei selbst manchmal nostalgisch?

Na klar gibt es im Rückspiegel für mich mehr zu sehen als auf der Straße, die noch vor mir liegt. Ich bin so alt wie mein Publikum. Die haben Spaß mit mir, und ich habe Spaß mit denen. Ich halte nichts davon, so zu tun, als wäre ich ein Techno-Freak oder Instagram-Star. Ich gehöre ins Unterhaltungsfernsehen, dort ist auch meine Kundschaft noch unterwegs und nicht auf YouTube.

Und wenn man Sie bittet, auch noch eine 90er-Show zu moderieren?

Dann sollen sie einen Jüngeren nehmen! Bei den 80ern bin ich noch kompetent, danach lässt es dann nach.

Kommentare