Stimme der 80er: Frühere Eurythmics-Sängerin Annie Lennox wird 65

Stimme der 80er: Frühere Eurythmics-Sängerin Annie Lennox wird 65
Eurythmics machte sie zur Elektro-Diva, als Solokünstlerin erntete sie Grammys und einen Oscar.

Es war wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk: Nach zehn Jahren sang Annie Lennox erstmals wieder die Eurythmics-Hits "Would I Lie to You", "Here Comes the Rain Again" und den Klassiker "Sweet Dreams" zusammen mit ihrem Ex Dave Stewart. Das Eurythmics-Duo stahl Stars wie Bruce Springsteen und Debbie Harry bei Stings Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Regenwalds am 9. Dezember in New York die Show.

Vor fünf Jahren standen die beiden Synthiepop-Stars zwar schon einmal auf der Bühne bei einem Grammy-Konzert, aber "nur" mit einem Beatles-Song zu Ehren der Pilzköpfe. Lennox wehrte sich lange dagegen, die alte 80er-Jahre-Magie wiederaufleben zu lassen. "Ich denke, es ist erledigt, es ist vorbei", sagte sie dem Telegraph 2014. "Ich bin gerne frei." Nun hat sie mal wieder bewiesen, warum sie nicht nur das Gesicht, sondern auch die Stimme der 80er war. Am 25. Dezember feiert die Oscar-gekrönte Sängerin und Songwriterin ihren 65. Geburtstag.

"Cooler than ice cream and warmer than the sun", sang Lennox 1983 lasziv in "Who's that girl". In den 80er-Jahren dominierte das britische Duo die Charts mit Hits wie "Love is a Stranger" and "There Must be an Angel (Playing with My Heart)".

Traumatischer Beginn einer Weltkarriere

Lennox wuchs in den 50er-Jahren im schottischen Aberdeen in einer einfachen Familie auf. Doch eine Chorleiterin förderte schon mit sieben ihr musikalisches Talent und half ihr, ihre Stimme zu entwickeln. Mit einem Stipendium studierte sie an der Royal Academy of Music in London Flöte, Klavier und Cembalo und kellnerte mit langen braunen Haaren und in Hippie-Kleidern, um sich über Wasser zu halten.

Dabei lernte sie ihren späteren Eurythmics-Partner Dave Stewart kennen. Mit der Popgruppe "The Tourists" hatten sie erste Hits, doch die Gruppe löste sich auf, und Lennox und Stewart blieben auf 35.000 Pfund Schulden sitzen. Lennox bekam Panikattacken; sie trennen sich privat, aber arbeiteten weiterhin zusammen. "Es war die Hölle und ich will so etwas nie wieder erleben", sagte sie später laut Daily Mail. "Ich war am Boden zerstört von den Traumata und Dramen."

Dennoch gründeten Lennox und Stewart eine neue Band, das Synthiepop-Duo Eurythmics. Stewart beschrieb dem National Public Radio viel später die paradoxe Situation: "Vorher haben wir niemals Songs geschrieben; jetzt schreiben wir 140 Lieder über unsere Trennung." "Ich war ziemlich depressiv", sagte Lennox rückblickend dem Independent: "Also hatte ich das Bedürfnis, etwas emotional, psychologisch und künstlerisch durch Schreiben, Singen und Aufführen auszudrücken."

Soziales Engagement vor neuer Musik

Nach der Auflösung der 80er-Jahre-Hitmaschine im Jahr 1990 machte sich Lennox bereits mit ihrem ersten Album "Diva" einen Namen als Solokünstlerin und wird seither regelmäßig mit Brit Awards, Grammys und anderen Preisen ausgezeichnet. 2004 gewann sie einen Oscar für den Song "Into the West" des dritten "Herr der Ringe"-Films "Die Rückkehr des Königs". Sie engagiert sich für Menschenrechte, Feminismus, gegen Armut und für Aids-Aufklärung. Dafür wurde sie 2010 von der Queen geehrt und erhielt 2017 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis.

Ihr aktuelles, sechstes Studioalbum heißt zwar "Nostalgia" (2014), doch davon ist nichts zu merken, wenn Lennox mit ihrer Soul-Stimme Jazz- und Bluesklassiker wie "I Put a Spell on You", "Georgia on My Mind", "Summertime", und "Strange Fruit" singt. Gelassenheit hat Botox und andere Eingriffe ersetzt: "Ich bin 64 und habe Falten, na und? Ich habe mir ein paar Falten verdient", sagte sie Good Housekeeping. "Der Druck auf Frauen, gut auszusehen, ist so groß, aber in diesem Lebensabschnitt weiß ich zu schätzen, dass Gesundheit das größte Geschenk von allen ist."

Seit ihrem Album "Songs of Mass Destruction" von 2007 hat sie keine eigenen Lieder mehr geschrieben: "Weil ich zu glücklich war", sagte sie dem Telegraph. Sie lernte ihren dritten Ehemann, den südafrikanischen Gynäkologen Mitch Besser, bei ihrer karitativen Arbeit mit HIV-positiven Müttern in Afrika kennen. Die Beziehung habe sie gelassener gemacht. "Ein Teil von mir fühlt sich ziemlich vollständig an und muss nicht mehr losgehen und sich ausdrücken."

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