Schauspielerinnen prangern an: Warum die Filmwelt sie alt aussehen lässt
Auf der Leinwand wirkt alles immer so perfekt, selbst wenn zum Beispiel Alicia Vikander (damals 29) als „Lara Croft“, gerade noch einmal so dem Tod entronnen, unter einem Felsen hervorkriecht, ist ihr Teint auch trotz leichter Schmutzspuren noch rosig – Traumfabrik halt.
Gegen Retusche
Und da setzt unter anderem Hollywood-Star Kate Winslet (45) an, die sich strikt gegen Retusche bei ihrer Crime-Serie „Mare of Easttown“ wehrt. „Sie (damit ist ihre Rolle als Ermittlerin Mare gemeint) ist eine voll funktionsfähige, fehlerhafte Frau mit einem Körper und einem Gesicht, das sich auf eine Weise bewegt, die mit ihrem Alter (...) übereinstimmt“, sagte sie dazu der New York Times.
Genau um das geht es, auch im Film Frauen ihrem Alter entsprechend zu zeigen, mehr Diversität zuzulassen, finden auch heimische Schauspielerinnen wie Birgit Minichmayr, die sich dazu kürzlich im Magazin Spiegel äußerte.
Man habe sie für die Rolle einer 45-jährigen Frau angefragt und der Regisseur war absolut für sie, nur für die Leute vom Sender war sie als 44-jährige für diese Rolle zu alt. „Ich bin eine zu stolze Frau, um euch den Beweis dafür erbringen zu müssen, dass ich diese Rolle spielen kann – nur weil eurer degenerierten Meinung nach, Frauen ihrem Gesicht mit Botox und anderen Mitteln alles Mögliche antun müssen. Dann bin ich leider nicht dabei“, hat sie den Castern selbstbewusst entgegen geschmettert.
Gut so, findet auch ihre Kollegin Patricia Aulitzky (42), die selbst schon ähnliche Erfahrungen machen musste. „Ich könnte da auch viele Beispiele bringen, unter anderem wurde auch lange diskutiert, ob ich als 40-Jährige zu alt bin, um die Ehefrau eine 50-jährigen Mannes zu spielen“, postete sie auf Instagram.
Man müsse endlich darüber reden, es aufzeigen, darauf aufmerksam machen, so die Landkrimi-Ermittlerin. Für dieses Posting bekam sie viel Zuspruch, auch von Kolleginnen wie Nicole Beutler (52), Michou Friesz (59) oder Fanny Krausz (31).
„Der Bulle von Tölz“-Star Katerina Jakob (63) schlägt in dieselbe Kerbe und machte ihrem Ärger kürzlich via Facebook Luft. „Diversity bedeutet Unterschiedlichkeit, da ist man offensichtlich beim Fernsehen noch weit davon entfernt, wenn es um Körperfülle bei Frauen geht“, sagt sie da.
Bei einem Vorgespräch für eine Rolle wurde sie negativ auf ihr Gewicht angesprochen, was die Schauspielerin richtig fassungslos gemacht hat. „Bei Männern wird es immer akzeptiert, wie es ist. Männer ab einem gewissen Alter können eine Figur haben, wie sie möchten, wir Frauen nicht!“, erbost sie sich.
„ Wir Frauen, die ein bisschen mehr Körperfülle mit uns rumtragen, sind im deutschen Fernsehen nicht so präsent.“ Sie findet auch ihre grauen Haare toll und hat nicht vor, das zu ändern.
Da hat sie etwas mit Hollywood-Kollegin Andie MacDowell (63) gemeinsam, die bei den Festspielen in Cannes mit grauer Haarpracht glänzte. „Älter zu werden ist schön. Wir brauchen uns nicht zu schämen“, ist sie überzeugt.
Nur, die Rollenangebote für Frauen ab einem gewissen Alter, sind nach wie vor dünn gesät – egal ob in den USA oder hierzulande.
„Ich war frustriert – wie es so viele Frauen in verschiedenen Karrieren sind – über die Vorstellung, gesagt zu bekommen ,Nun, das war’s: Deine besten Zeiten liegen hinter dir und jetzt bist du in deinen 40ern und es interessiert sich niemand mehr für dein schauspielerisches Talent, oder deinen Ideen oder wer du als Frau oder Person bist “, erzählt Nicole Kidman (54) dem You-Magazin.
Viel jüngere Frau
Und das wird sich nie ändern, wenn es weiterhin normal ist, dass bei Besetzung von Liebespaaren der Altersunterschied so enorm ist. In „Pretty Woman“ (1989) war Richard Gere 40, Julia Roberts süße 22. Im Film „King Arthur“ (2004) war Hauptdarsteller Clive Owen 40, sein „Love Interest“ Keira Knightley 19.
Auch Maggie Gyllenhaal erzählte einmal, dass sie mit 37 „zu alt“ für eine Rolle gewesen sei, deren männlicher Gegenpart 55 war.
"Alte Weiber und Hexen"
Selbst die großartige Meryl Streep (72) war der Meinung, dass ihre Karriere mit 38 Jahren beendet sein werde und mit 40 nur mehr die Rollen für „alte Weiber und Hexen“ bleiben würden.
„Als älter werdender Schauspieler hat man mehr Chancen, als als älter werdende Schauspielerin. Das ist so“, so auch Uschi Glas (77) zum KURIER.
Laut einer Studie der Fachzeitschrift Journal of Management Inquiry verdienen Schauspielerinnen im Alter von 34 Jahren im Durchschnitt pro Film am meisten. Bis zu diesem Alter steigen die Gagen junger weiblicher Hollywoodstars, sie verdienen sogar etwas mehr als Männer desselben Alters.
Dafür fallen die Gagen für Frauen ab Mitte 30 rapide, während Männer im Alter von 52 Jahren am besten verdienen. Zufall?
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