Von der unbändigen Sehnsucht nach Freiheit: Prinz Harry wird 40
Seiner alten Heimat hat er längst den Rücken gekehrt. Und doch kommt die berüchtigte britische "yellow press" nicht ohne Prinz Harry aus. Erst kürzlich überschlugen sich die Boulevardmedien einmal mehr. Will Harry mehr Zeit im Vereinigten Königreich verbringen - oder gar zurückkehren? Der Herzog von Sussex, wie sein Titel lautet, habe seinen "amerikanischen Lebensstil" satt, wurde spekuliert. Harry und seine Frau Meghan hatten sich 2020 aus dem Königshaus zurückgezogen und sich ein neues Leben in Kalifornien aufgebaut. Mittlerweile hat das Paar zwei Kinder, Archie (5) und Lilibet (3). Heute, Sonntag, feiert Harry seinen 40. Geburtstag.
"Ich war ängstlich, als ich 30 wurde, jetzt freue ich mich auf 40", sagt er in einem aktuellen Statement gegenüber der BBC. Seinen Ehrentag will er in Kalifornien feiern und danach mit ein paar Freunden eine Reise unternehmen.
Die Mail on Sunday schrieb, Harry habe alte Freunde und ehemalige Royals-Mitarbeiter aus früheren Zeiten kontaktiert. Eine Quelle vertraute der Sun an: "Harry fühlt sich in Kalifornien immer isolierter, weshalb er wieder Kontakt zu alten Freunden in der Heimat aufnimmt." Wirklich wahrscheinlich ist eine Rückkehr Harrys aber nicht: Ein Grund ist dabei auch ein Streit über Sicherheit für Harry und seine Familie - in Großbritannien wäre das Interesse an ihnen deutlich größer als in Kalifornien.
Kritik an der Familie
Seine Bedenken hebt Harry selbst immer wieder hervor. Doch es dürfte vor allem die schlechte Stimmung in seiner alten Heimat sein, innerhalb seiner Familie hat Harry kaum noch Unterstützer. Mehrere Interviews und Harrys Memoiren "Reserve", in denen er schwere Vorwürfe gegen die königliche Familie erhebt, haben das Verhältnis schwer belastet. Bei König Charles' Krönung saß Harry auch nur in der dritten Reihe. Unmittelbar nach der Zeremonie reiste er wieder ab.
Harry wollte sein Leben nach seinen Wünschen gestalten dürfen. Die Konsequenzen seines unbändigen Bedürfnisses, den Kreislauf innerhalb seiner Familie zu durchbrechen, nahm er in Kauf. Immer wieder thematisierte er Kälte und mangelndes Verständnis für seine Situation.
Schlagzeilen ist Harry von klein auf gewöhnt: "Party-Prinz" oder "Harry the Nazi" - für seine Eskapaden und Fehltritte als Jugendlicher musste er sich wohl so manches Donnerwetter hinter den dicken Schlossmauern anhören. Harry konsumierte Drogen, Alkohol und mindestens einen Goldfisch. Im Elite-Internat Eton hagelte es schlechte Noten.
Aufarbeitung in Psychotherapie
Der Unfalltod seiner Mutter ist für Harry aber das prägende Ereignis seines Lebens. Ihr widmete er "natürlich" - neben Meghan und den Kindern - sein Buch. Wiederholt fragte sich der Prinz, ob seine Mutter tatsächlich gestorben ist oder einfach nur untergetaucht sei. Seinen Privatsekretär wies er an, ihm die Polizeiakten zu dem Fall zu beschaffen, bei einem Besuch in Paris ließ er sich durch den Tunnel fahren, in dem Diana 1997 ums Leben kam. Später macht er eine Therapie, um seine Trauer zu verarbeiten, die auch zu Panikattacken geführt habe. Sein Krieg habe nicht in Afghanistan begonnen, wo er zwei Mal als Soldat im Einsatz war. "Er begann im August 1997", betont Harry. Inzwischen geht es Harry um gesellschaftliche Projekte, die er als Privatperson vorantreibt.
Nichts ist mehr wie bei seinem letzten runden Geburtstag vor zehn Jahren, wie die Zeitung Telegraph bemerkte. Mit 30 hatte er gerade die Armee verlassen, er galt als beliebtestes Mitglied der Royal Family und erwog seine künftigen Optionen. Bruder Prinz William schmiss für den damals Vierten der Thronfolge eine Party, Charles spendete dafür Champagner. Im Namen der Krone tritt Harry seit seiner "Flucht in die Freiheit" vor mehr als vier Jahren, wie er die Auswanderung in die USA selbst nannte, nicht mehr auf. Dafür hat er etwa millionenschwere Verträge für Netflix-Dokus unterschrieben.
Mit Blick auf seinen Abschied aus dem britischen Königshaus hat Prinz Harry eine gemischte Bilanz gezogen. "Ich habe viel verloren", sagte er im März 2023 in Gespräch mit dem Trauma-Experten Gabor Maté. "Aber gleichzeitig habe ich auch viel gewonnen. Meine Kinder so aufwachsen zu sehen, wie sie es jetzt tun, wäre in dem Umfeld dort nicht möglich gewesen", sagte Harry mit Blick auf das Vereinigte Königreich. Die Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte in einer Therapie habe sich angefühlt, wie eine neue Sprache zu lernen. Er fühle sich dadurch jedoch auch immer weiter von seiner Familie entfernt, die diese Sprache nicht beherrsche, so Harry.
Im Februar besucht Harry im kanadischen Vancouver die Invictus Games, die von ihm ins Leben gerufenen Sportwettbewerbe für Kriegsversehrte. Und London? Spielt erst einmal keine Rolle. Aber bis zum 50er kann sich ja einiges tun.
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