Prinz Harry bricht sein Schweigen mit emotionaler Erklärung

Zusammenfassung
- Prinz Harry und Prinz Seeiso traten nach internen Machtkämpfen und Vorwürfen der Vorsitzenden Sophie Chandauka von ihrer Wohltätigkeitsorganisation Sentebale zurück.
- Die Charity-Kommission fand nach ihrer Untersuchung keine Hinweise auf systematisches Mobbing, Belästigung oder Misogynie, kritisierte jedoch das öffentliche Austragen des Konflikts und die schlechte interne Führung.
- Prinz Harry begrüßte das Untersuchungsergebnis, sieht aber keine Rückkehrmöglichkeit zu Sentebale, solange Chandauka Vorsitzende bleibt.
Prinz Harry hat zum Abschluss einer Untersuchung der gemeinnützigen Organisation "Sentebale", die er vor fast zwei Jahrzehnten gemeinsam mit Prinz Seeiso von Lesotho ins Leben gerufen hat, Stellung genommen.
Der Sentebale-Skandal begann im März, als Prinz Harry und Prinz Seeiso, welche die Wohltätigkeitsorganisation 2006 zur Unterstützung von AIDS-Patienten in Afrika mitbegründet hatten, ihren Rücktritt als Schirmherren und Treuhänder aufgrund interner Machtkämpfe bekannt gaben.
Skandal um Harrys Organisation "Sentebale"
Weitere ranghohe Mitglieder traten daraufhin ebenfalls zurück, während sich die Vorsitzende der Organisation, Sophie Chandauka, mit Vorwürfen an die Öffentlichkeit wandte.
In einem Interview mit dem britischen Nachrichtensender Sky News warf Chandauka Harry vor, der Grund für einen Exodus von Spendern zu sein. Hintergrund sei sein Abschied aus dem engeren Kreis der britischen Königsfamilie und aus Großbritannien vor gut fünf Jahren, sagte die Juristin. Eine Debatte darüber sei nicht möglich gewesen. Zudem sei der Fokus der Hilfsorganisation auf Aidswaisen überholt, weil die Krankheit kein automatisches Todesurteil mehr sei.
Als sie auf Veränderungen drängte, hätten Harry und seine Verbündeten im Stiftungsrat der Organisation versucht, sie aus ihrem Amt zu drängen, sagte Chandauka. Dagegen habe sie sich gewehrt, doch dann sei eine wahre PR-Maschine auf sie losgelassen worden.
Chandauka stellte sich zudem als Whistleblowerin dar, die Probleme um Machtmissbrauch, Mobbing und Frauenhass in der Organisation anprangerte. Sie gab an, die britische Aufsichtsbehörde für Wohltätigkeitsorganisationen eingeschaltet zu haben. Die Behörde teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, Bedenken hinsichtlich der Führung von Sentebale seien ihr bekannt. "Wir prüfen die Angelegenheit, um die geeigneten aufsichtsrechtlichen Schritte zu bestimmen", hieß es weiter.
In einem Interview mit der London Times führte Chandauka unter anderem "Misogynie" als Grund für den Rücktritt des Herzogs von Sussex und des Kuratoriums an.
Misogynie ist ein Begriff für sexistische Unterdrückung und Verachtung von Frauen, der dazu dient, Frauen in einem niedrigeren sozialen Status als Männer zu halten und so patriarchalische soziale Rollen aufrechtzuerhalten. Der Begriff wurde laut dictionary.com und ihrer Website erstmals 2008 von der Aktivistin und feministischen Wissenschaftlerin Moya Bailey geprägt.
Harry begrüßte die Überprüfung durch die Aufsichtsbehörde. "Wir gehen fest davon aus, dass sie die Wahrheit ans Licht bringen wird, die uns letztlich kollektiv zum Rücktritt gezwungen hat", hieß es in einer Mitteilung des ehemaligen Royals laut der Nachrichtenagentur PA im Frühling.
Untersuchungs-Ergebnis entlastet Prinz Harry
Die Ermittlungen sind inzwischen abgeschlossen. Das Ergebnis fällt zu Harrys Gunsten aus. Die Charity-Komission fand nach einer Untersuchung keine Hinweise auf "weit verbreitetes oder systematisches Mobbing oder Belästigung, einschließlich Frauenfeindlichkeit oder Misogynie", berichtet People. Die Kommission stellte auch keine "Übergriffe" seitens Chandauka oder von Prinz Harry fest, kritisierte jedoch beide Seiten dafür, den Konflikt "öffentlich ausgetragen" zu haben, und verwies auf schlechte interne Führung und das "Versäumnis, Streitigkeiten intern zu lösen, was den Ruf der Wohltätigkeitsorganisation schwer beeinträchtigte und das Vertrauen der Öffentlichkeit in Wohltätigkeitsorganisationen insgesamt untergraben könnte."
Harry veröffentlicht Stellungnahme
In einer Stellungnahme sagte ein Sprecher von Prinz Harry: "Es überrascht nicht, dass die Kommission kein Fehlverhalten in Bezug auf Sentebales Mitbegründer und ehemaligen Schirmherrn, Prinz Harry, Herzog von Sussex, feststellt. Sie fand auch keine Hinweise auf weit verbreitetes Mobbing, Belästigung oder Frauenfeindlichkeit und Misogynie bei der Wohltätigkeitsorganisation, wie von der derzeitigen Vorsitzenden fälschlicherweise behauptet."
"Trotz alledem bleibt ihr Bericht in vielerlei Hinsicht beunruhigend unzureichend, vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass die Folgen des Handelns der derzeitigen Vorsitzenden nicht von ihr getragen werden, sondern von den Kindern, die auf Sentebales Unterstützung angewiesen sind", so der Sprecher weiter.
Eine Quelle berichtet indes gegenüber People, dass der Herzog von Sussex und Prinz Seeiso keine Möglichkeit sehen, zur Wohltätigkeitsorganisation zurückzukehren, solange Chanduka im Amt ist, sich aber alle Optionen offen halten.
"Sowohl Prinz Harry als auch Prinz Seeiso sind am Boden zerstört über die faktisch feindliche Übernahme durch Sophie Chandauka", so die Quelle aus dem Umfeld der ehemaligen Treuhänder und Förderer. "Dies war das Lebenswerk von Prinz Seeiso und Prinz Harry. Sie haben die Organisation vor 19 Jahren gegründet und in dieser Zeit viel Herzblut und ihr eigenes Geld investiert, um diese Wohltätigkeitsorganisation zu dem zu machen, was sie heute ist: eine Multimillionen-Pfund-Wohltätigkeitsorganisation, die den begünstigten Gemeinden in Lesotho und Botswana nur Gutes bringt."
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