KURIER: Ihre Rolle ist eine reife Frau, zurückhaltend in ihrer Gefühlswelt. Was hat Sie davon angezogen?
Penélope Cruz: Ich war wie hypnotisiert vom Skript, von dieser Frau. Es war eine intensive Reise – und ein Geschenk. Als ich das Drehbuch las. war ich an einem Abend damit fertig und dachte, "Ja, der Mann hat wieder einmal ein Wunder vollbracht". Eine Ehre so was angeboten zu bekommen, auch wenn es vielleicht die schwierigste Rolle war, die ich je gespielt habe.
"Der Mann" – das ist in diesem Fall Pedro Almodóvar?
Ja. Wir probten monatelang in seinem Haus. Das ist seine Art zu arbeiten. Er ist ein Künstler, aber auch ein Handwerker. davon gibt es nicht mehr viele, und die, die es gibt, muss man vergolden. Denn nur daraus entstehen so wunderbare Resultate. Er kreiert Schicht über Schicht an exzellenter Arbeit, und alle Leute, die mit ihm arbeiten, sind genauso. Du willst ihn nicht enttäuschen, weil er jemand ist, der sein Leben für den Film geben würde, selbst wenn das übertrieben klingt.
Sie haben schon sieben Filme mit ihm gedreht. Bombardieren Sie ihn manchmal mit eigenen Ideen?
Dafür respektiere ich ihn zu sehr. Ich bin die glücklichste Frau der Welt, dass ich sieben Projekte mit ihm verwirklichen konnte. Ich weiß, ich klinge wie ein Fangirl. Aber ich weiß auch, dass er mich anruft, wenn er einen Film vorbereitet, für den ich die Richtige bin. Und ich bin jedes Mal unendlich dankbar, wenn dieser Anruf kommt.
Ist Ihr Landsmann Almodóvar gar der Grund, warum Sie Schauspielerin wurden?
Als ich 16 war, habe ich "Atame – Fessle Mich" gesehen, ein Film, der erst ab 18 erlaubt war. Ich bin aus dem Kino gekommen und wusste, ich muss mir einen Agenten suchen, denn ich will Schauspielerin werden. Das war ein Traum. Zwei Jahre danach hat er mich angerufen, aber ich war zu jung für die Rolle (in der Medien-Satire "Kika"). Aber er sagte: "Ich werde dir für meinen nächsten Film einen Part schreiben." Er gibt mir ein Sicherheitsnetz und bringt mich daher auch dazu, etwas zu machen, wovor ich wirklich Angst habe.
Sie bekamen dieses Angebot mitten im Lockdown?
Ja, im ganz argen Lockdown, als wir in Madrid eingesperrt waren. Wir wussten nicht, ob und wann wir drehen würden. Wir waren alle nur deprimiert. Und in diesem Moment gab mir Pedro Hoffnung – auf etwas, worauf ich mich freuen konnte.
Sie kennen ihn ja sowohl beruflich als auch privat.
Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich eine private Seite hat. Er schreibt drei Drehbücher gleichzeitig. Erst, wenn wir drehen, ist er glücklich. Ich verstehe das. Ich bin Ehefrau und Mutter und gehe darin auf, aber vollständig bin ich erst vor der Kamera.
Sie haben jüngst auch noch eine Rolle in der Komödie "Official Competition" über das Filmbusiness gespielt.
Das war befreiend und witzig, weil ich darin eine solche Psychopathin bin. Einerseits klug und charmant, andererseits idiotisch, wild, exzentrisch und komplett ohne Filter. Ich bin so ganz anders, daher war es so lustig, in ihre Schuhe zu schlüpfen. Dieser Film wirft nicht das beste Licht auf Stars und Regisseure.
Haben Sie so etwas schon einmal auf dem Set erlebt?
Nun, wir machen oft verrückte Dinge. In "Don’t Move" (2004) bewegte ich drei Monate meine Beine nicht. Eine Tante sagte: "Du hast den Verstand verloren." Eine Kollegin erzählte mir, dass ein Regisseur von ihr wollte, als Vorbereitung auf eine Rolle ein Monat lang zu einem bestimmten Psychiater zu gehen. Sie machte das – und der Psychiater ist der Regisseur! Es ist zum Glück nichts passiert.
Kommentare