KURIER: Sie haben Film als Kunstform oft als den größten Einfluss auf Ihr Leben beschrieben. Wann hat Ihr Interesse dafür begonnen?
Penélope Cruz: Für mich war das immer der Fall. Filme haben mir Türen geöffnet, Möglichkeiten gegeben, Fragen aufgeworfen und meine Lebensentscheidungen beeinflusst. Als ich "Atamé – Fessle Mich", den Pedro Almodovar-Film sah, veränderte das mein Leben. Ich ging aus dem Kino und beschloss, einen Agenten zu finden, Theaterunterricht zu nehmen und zum Vorsprechen für Rollen zu gehen. So gewaltig war der Einfluss, den dieser Film auf mich hatte. Filme haben immer einen Zauber auf mich ausgeübt.
Wir haben unser erstes Interview vor fast 30 Jahren geführt. Ihr Leben hat sich seither stark verändert. Haben Sie alles, was Sie sich immer wünschten?
Mein Gott, ich war ein blutjunges Mädchen damals. Ich machte vier Filme pro Jahr und hatte kein Leben. Jetzt habe ich zwei Kinder, einen Mann und eine Karriere, und zum Glück genau in dieser Reihenfolge. Ich reise nicht mehr so viel, ich arbeite viel weniger. Mein Leben ist sehr voll, und ja, ich bin dankbar für diesen Job, der es mir erlaubt, einige Wochen ganz intensiv zu arbeiten, und dann einige Monate gar nicht.
Wie weit gehen Sie für eine Rolle?
Ich würde nie etwas tun, das meine Gesundheit gefährdet. Diese Crashdiäten, das ganz schnelle Ab- aber auch Zunehmen geht da einfach nicht. Dafür gibt es Prothesen. Ich kann meine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen, ich habe Kinder, die von mir abhängig sind und mich brauchen. Vor 20 Jahren hätte ich Ihre Frage noch anders beantwortet, da hatte ich eine Kamikaze-ähnliche Einstellung zu diesem Job. Aber heute? Das ist es mir nicht mehr wert. Wir reden ja am Ende des Tages doch nur von Filmen. Was ich aber besitze, ist ein gewisser Mut zur Hässlichkeit. Ich möchte keine Rolle aus Eitelkeit schlechter spielen oder nicht alles geben. Ich habe in meiner Karriere Filme gemacht, in denen ich äußerlich sehr hässlich sein musste. Etwa die Krebspatientin in „Ma Ma“, die nun einmal durch die Hölle geht, und das sollte man auch sehen.
Ihre Kinder kommen langsam in die schwierigen Jahre…
Ja, ich habe zwei Teenager. Zum Glück habe ich damit Erfahrung, denn ich war 20, als ich meinen viel jüngeren Bruder mit mir nach Los Angeles nahm, damit er ein Jahr dort zur Schule gehen kann. Das war eine große Lehre für mich. Ich weiß genau, wozu Teenager fähig sind.
Wie waren Sie als Teenager?
Meine Mutter erinnert mich ständig, dass ich anstrengend war. Meine Eltern ließen mir viel Freiheit, waren aber immer für mich da. Auch, als ich begann Filme zu drehen. Ich dachte natürlich, dass ich eine erwachsene Frau bin. In Wirklichkeit war ich noch ein Mädchen.
Sie waren 17, als Sie "Jamon, Jamon" drehten und dabei Javier Bardem trafen. Wie war er damals im Gegensatz zu heute?
In all den Jahren dazwischen waren wir befreundet. Als Schauspieler wurde und wird er immer besser, das ist wie eine konstante Evolution. Was uns beruflich verbindet, ist, dass wir uns beide als Schüler sehen in diesem Job. Ich kann mich mit ihm sehr gut identifizieren, und das hat sich seit Beginn nie verändert. Er will immer mehr lernen, mehr wissen, und das liebe ich an ihm, denn Schauspielen ist die Schule des Lebens und der menschlichen Beziehungen. Als Mann hat er sich natürlich extrem verändert, denn wir waren ja Kinder, als wir uns kennenlernten. Vater zu werden macht dich zu einem anderen Menschen. Als ich Mutter wurde, hat sich meine ganze Welt in einer Sekunde gewandelt.
Nehmen Sie die Arbeit mit nach Hause, wenn Sie einen gemeinsamen Film machen?
Ich ziehe es vor, dass wir die Arbeit am Drehort lassen, obwohl es manchmal schwierig ist, nicht daheim darüber zu reden. Es darf nur nicht zur Obsession werden. Ich bin dankbar für meinen Job und gebe 100 %, aber dasselbe gilt auch für meine Familie und meine Kinder haben oberste Priorität.
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