Opernball-Sprüche: "Hier gilt die Rettungsgasse"
* Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2012 *
Im Vorjahr mühten sich Kati Bellowitsch und Klaus Eberhartingerauf bei den Red Carpet-Interviews vor der Staatsoper ab. Dieses Jahr ließ der ORF Alfons Haider und Mirjam Weichselbraun, sowie Kultur-Lady Barbara Rett gleich alle Interviews machen. Was wesentlich mehr Ordnung in den Interview-Marathon brachte.
Weichselbraun: "Barbara Rett spricht mit dem wichtigsten Mann der Staatsoper. (zu Alfons Haider) Du!
Haider (lachend): "Das macht dem Dominique sicher nichts. Sein Vorgänger hätte mich erschossen."
Barbara Rett fragte inzwischen Dominique Meyer, den aus Frankreich stammenden Staatsoperndirektor, was seine sprachlichen "Neuerwerbungen" im Wienerischen seien. "A fesche Katz'!" antwortete Dominique Meyer keck. Ball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh bekam diesen Kracher gar nicht mit, weil sie, wild mit den Händen fuchtelnd, den gerade eintreffenden Herrn Lugner begrüßte.
Die darauf folgenden Interviews verliefen etwas weniger keck. Michael Schönborn, Kardinals-Bruder und in Bälde "Dancing Star", zeigte den "Schönborn-Gruß", der einem Zidane-Kopfstoß in Super-Zeitlupe ähnelt.
Schauspieler Wolfgang Fierek musste sich von Alfons Haider ob seines Leih-Fracks folgende Frage gefallen lassen: "Ist das schon das Sparpaket in Bayern?"
Wenig charmant ging es weiter: Das seit sieben, acht Monaten verheiratete Schauspieler-Ehepaar Lilian Klebow ("SOKO Donau") fragte er: "Bei wem lässt denn die Liebe schon ein bisserl nach?"
Auf Fragen wie diese kann man wohl ebenso wenig eine vernünftige Antwort erwarten, wie bei den Klassikern: "Tanzen Sie? Tanzen Sie heute noch?" - Davon wurde später noch reichlich Gebrauch gemacht.
Altenkopf, nach dem Aufregendsten bei seinem ersten Opernball gefragt: "Für mich im Moment dieses Interview. Es schauen ja eine Menge Leute zu …"
Haider beendete das aufregende Interview sogleich nonchalant: "...und wir schaden nicht Ihrer Karriere: Wir müssen aufhören."
Gut so. Denn es wurde an die "Waldorf und Statler" der Opernball-Übertragung übergeben – Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe kommentierten wieder aus der "Unterwelt" der Staatsoper. Hohenlohe: "Ein bisschen hat`s was von einem Kanichenstall". Dass die beiden "alte Hasen" sind (Copyright: Wagner-Trenkwitz), bemerkte man auch dieses jahr wieder wohltuend.
Christoph Wagner-Trenkwitz: "Wer ist der Mann mit dem Hut? Udo Lindenberg? Nein, man sieht nur den Hut..."
Karl Hohenlohe: "Ich seh nicht einmal den Hut..."
Christoph Wagner-Trenkwitz: "Der Hut ist schon vorbei..."
Wagner-Trenkwitz beschäftigte sich ausführlich mit dem Blumenschmuck am Ball: Fresien, Inka-Lilien, Alstromerien. Und natürlich mit der Lugner Loge. Wagner-Trenkwitz (über die Frisur Helmut Werners): "Es ist noch immer nicht Hansi Hinterseer."
Hohenlohe: "Brigitte Nielsen war ja mit Sylvester Stallone verheiratet - jetzt mit Herrn Lugner beim Operball. Vom Regen in die Traufe."
Wagner-Trenkwitz: "Und dazwischen im Dschungel."
Bei derlei illustren Ballgästen tat der Blick ins Freie wieder gut. Der dort befragte Polizeiinspektor, auf die Frage, ob er lieber drinnen oder draußen wäre: "Lieber heraußen!"
Dort wurde bereits der Bundespräsident mit seinem hohen Gast, UN-General Ban Ki-moon, erwartet. Alfons Haider fand das "wirklich spannend. Kennt man nur aus dem Hollywoodfilm!"
Davor gab es aber noch "die berühmteste Tänzerin der Welt" (Copyright: Hohenlohe) zu sehen: Karina Sarkissova. Der Opernball ist eben ein Jahrmarkt der Übertreibung. Und: "Christoph Leitl lacht."- wie jedes Jahr. Oder eigentlich immer.
Der "Ban-Ki-Moon-Walk"
"Im Ban-Ki-Moon-Walk geht’s die Treppe hinauf," kommentierte Karl Hohenlohe dann den Einzug von Heinz Fischer & Co.
Barbara Rett "schnappte" sich derweil am Parkett ein Mitglied der kulturellen Staatsspitze: Ihren Lieblings-Interviewpartner, Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Dieser freute sich, dass das Staatsopernorchester an diesem Abend anlässlich seiner Vertrags-Verlängerung als "Geschenk" aufspielte. Meyer: "Das Orchester ist extrem lieb zu mir."
Rett: "Wie lieb werden denn Sie zu mir sein?" Auch in diesem Jahr hoffte sie auf einen Tanz mit dem Herrn Direktor. Dieser diplomatisch: "Wir werden sehen..."
Er kann aber auch erfrischend undiplomatisch sein: "Bei uns in Frankreich ist es ein bisschen lächerlich, wenn man seine Orden herzeigt."
Ein wenig undiplomatisch gab sich Alfons Haider auch bei seinem Interview mit Ban-Ki-moon. "Das hab` ich fast erwartet", kommentierte er auf Deutsch, als der oberste Diplomat sagte, sein Traum sei, dass alle Menschen auf der Welt in Würde und in Sicherheit leben können.
Dafür übte er sich in der Kunst des Lesens in den Augenbrauen des Herrn Bundespräsidenten. Diese "sprachen Bände": Es war bereits höchste Zeit für die Eröffnung.
Hier zeigte sich das Duo aus den Katakomben wieder in Bestform:
Wagner-Trenkwitz analysierte die Formation der Jungdebütanten: "Jetzt werden die Schlachtreihen geordnet" Und, als die Damen durch das Spalier der jungen Herren hindurchschritten: "Hier gilt die Rettungsgasse."
In all dem Staatsgewalze wirkte dann die verkürzte ZiB2 mit dem Hochegger-Interview wie eine Realitäts-Injektion. Aber Armin Wolf übergab sogleich wieder an "Reich und Schön". Diesen Titel reklamierten Wagner-Trenkwitz und Hohenlohe gleich einmal für sich.
Die obligaten Interviews mit Bundeskanzler ("viele Gespräche mit Politik und Wirtschaft") und Vizekanzler ("Mineralwasser statt Sekt") überspringen wir einmal.
Ex-Supermodel und Designerin Helena Christensen war bei Alfons Haider zum Interview: Da sie auch gern fotografiert, fragte er auch nach ihrer Fotoakkreditierung. Seine indiskrete Frage, ob sie mit ihm gleich in der Loge einen Walzer hinlegen wolle, wehrte die Dänin eher schüchtern ab.
Dann wurde mit Sopranistin Barbara Frittoli die Frage erörtert, ob es das Wort "Kammersängerin" auch auf Italienisch gibt. Sogar die unverwüstliche Barbara Rett zeigte erste Ermüdungserscheinungen. Sie drückte auf Englisch ihre Begeisterung über Frittolis "Bühnengeschenk" ("Stage present") aus.
Nielsen: "Mein Herz explodiert!"
Gut, dass es da "Brigidde" Nielsen gibt. Die frischgebackene Dschungelkönigin wechselte sofort die Seiten: "Am Obbernball ist es besser, sicher! Ich bin voll von Emotionen, oh mein Gott! Mein Herz explodiert!!"
Und dann der unweigerliche Haidersche Grace Jones-Vergleich: "Wir hatten auch schon Grace Jones hier. Ähnliche Frisur – ein bisschen dunkler halt, aber sonst ganz ähnlich." Bei soviel 80er-Jahre-Glamour stand Richard Lugner ganz traurig daneben. Alfons Haider gönnte dem Baumeister nur wenige Sekunden Redezeit und scherzte auch noch über ein "One Way Ticket" in den Dschungel. Böse. Gut, dass dann ein "echter Sir" bei Mirjam Weichselbraun zum Interview war. Roger Moore rückte wieder einiges zurecht: "Man darf nicht vergessen, wie außerordentlich viel Glück wir haben, hier in Europa zu leben," sagte der Unicef-Botschafter. Und Ariel Muzicant, scheidender Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, schlug ähnliche Töne an: "Es muss alles in der Relation gesehen werden. Man sollte weniger motschkern und kritisieren."
Aber gerade beim Opernball ist das Motschkern halt so schön. Anlass dafür boten die Bilder voller gepflegter Langeweile aus dem neu eingerichteten, sogenannten "Jugendzentrum" auf der Galerie. "Klingt ein bisschen nach Studentenherberge", kommentierte Wagner-Trenkwitz.
Schmunzeln
Da wirkte die frühere Ballmutter Lotte Tobisch wesentlich erfrischender: "Und ich dachte, ich hab das älteste Kleid an, und bin heute die älteste Lady". Der Mann, mit dem sie einen Walzer tanzen würde, "ist noch nicht geboren."
Es folgte noch ein Künstler-Interview von Barbara Rett, die keinen Anflug von Selbstzweifel zeigte. "Bejun Mehta, Sie sind der weltbeste Countertenor. Ich darf das sagen," meinte sie. Der zukünftige Salzburg-Intendant, Alexander Pereira, gab sich auch nicht gerade unbescheiden, immerhin will er künftig in Salzburg seinen eigenen Ball veranstalten.
Man gierte förmlich wieder nach etwas Unernst. Wagner-Trenkwitz im Kammerl: "Du, Kari, sei mir nicht bös, ich brauch` einen kleinen Spaziergang." Hohenlohe: "Wohin gehst`? Aufs Klo? Jakobsweg?" Es folgte ein nettes Filmchen, das im Zeitraffer durch die gesamte Oper führte.
Die tapferen Fernsehzuschauer waren mittlerweile bei der Mitternachtsquadrille angelangt ("Auch hier gilt wieder die Rettungsgasse"). Direktor Dominique Meyer musste noch ein weiteres, letztes Mal vor die Kamera und freute sich über all die glücklichen Menschen. Auch das zur Verabschiedung vereinte ORF-Quintett freute sich - über die ersten Gläser Sekt. "Hoffentlich konnten Sie ein paar Mal schmunzeln," sagte Alfons Haider. Es war ein Abend mit wenig Hoppalas, dafür mit umso mehr lockeren Sprüchen. Da wäre das abschließende Eigenlob gar nicht notwendig gewesen: "Beim ORF sitzen sie in der ersten Reihe".
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