Rauschende Toiletten

Rauschende Toiletten
Was uns am Opernball erwartet: Veilchen, Küsschen, Steinchen & Stoff-Wechsel am stillen Örtchen.

Wie sagte Karl Farkas ( 1971), der Groß- und Altmeister des Kabaretts? „Wir Österreicher blicken voll Zuversicht – in unsere Vergangenheit.“ Zum 92. Mal seit der „Ersten Hof-opernsoirée“ am 11. Dezember 1892 (bei der angeblich auch Kaiserin Sisi unerkannt mitwalzte) putzt sich am 7. Februar der heitere „Höhepunkt des Wiener Faschings“ zum feierlichen, um nicht zu sagen frackwürdigen, Staatsakt heraus. Eine Zeitreise im Dreivierteltakt.

Pomp trifft Pump, Reich & Schön trifft Seicht & Verföhnt. Denn, so die einstige Organisatorin Lotte Tobisch: „Auf der ganzen Welt gibt’s doch keine 5000 Anständigen auf an Fleck.“ Desirée Treichl-Stürgkh, seit 2008 im Adelsstand der „Opernball-Lady“, trägt diese Bürde mit Würde, ja sogar mit dezenter Ironie.

Bei der Pressekonferenz im Gustav-Mahler-Saal quittierte sie die Freundlichkeit ihres Hausherrn Dominique Meyer („Sagen Sie ruhig Meier zu mir – so hieß mein Großvater“), der sich „ehrlich auf den Abend freut“, in Anspielung auf dessen verhaltensoriginellen Vorgänger – Ioan Holender – mit dem schlanken Satz: „Endlich ein Direktor, der den Ball schätzt!“

2013 neu: Veilchen in den Händchen, Steinchen auf den Krönchen und süße, seidige Küsschen in den Mündchen.

Die (von „Ferrero“) sind gratis. Wer (Extra-)Würsteln will, muss 10, wen’s gar nach Schampus gelüstet, perlende 415 Euro locker machen.

Franz Welser-Möst dirigiert, Iris Huber & Roman Svabek choreografieren das Defilée der Debütanten, Barbara Rett & Alfons Haider moderieren – dank ORF-Vertrag wohl noch bis 2017. Im lauten Treiben sollte das stille Örtchen nicht „untergehen“: Die im 20. Jahr scheidende Kostümchefin beschließt ihr Wirken so, wie sie’s begann: Annette Beaufaÿs kreierte einen New Look für die „Wartefrauen“ (am WC). Legitim also, von Stoffwechsel und rauschenden Toiletten zu reden.

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