Opernball abseits des Glamours

Opernball abseits des Glamours
Nicht überall geht es so prunkvoll wie im großen Ballsaal zu.

Zwanzig Euro will der Barkeeper in der Kellerdisco für einen Mojito. "Einen leiste ich mir, sonst kaufe ich mir aber heute nichts mehr", erklärt die 17-jährige Debütantin und sucht in ihrer Balltasche nach Geld. Ihre Freundin steht daneben und bestellt nichts: "Das ist mir einfach zu teuer hier."

Ihrer Begeisterung für den Opernball tun die geschmalzenen Preise sonderbarerweise keinen Abbruch. Die beiden stehen fast alleine in der Disco - um Mitternacht. Und dennoch: "Es ist noch viel besser als ich es mir vorgestellt habe. Der Ball ist wie ein riesiges Labyrinth, wir haben noch gar nicht alles entdeckt", schwärmt die ebenfalls 17-jährige Begleiterin der Debütantin.

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Die jungen Eintänzer bringen ihre Getränke ohnehin lieber selbst mit und treffen sich auch während des Balles gerne am Dachboden der Oper, zu dem nur Debütanten und Dienstpersonal Zugang haben.

Ein Bier für acht Euro

Die Preise - mehr als acht Euro für 0,33 Liter Bier und 10,50 Euro für ein Paar Würstel - scheinen hier niemanden zu schockieren. "Das ist der einzige Tag an dem dieses Haus positiv bilanziert, das muss man doch unterstützen", lacht eine Dame mit einem Glas Champagner für 36 Euro in der Hand, die Jahr für Jahr in eine Loge eingeladen wird.

Geheimtipp Kantine

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Jene Auskenner auf dem Ball, die sich gerne günstiger betrinken, suchen lieber die nicht ausgewiesene und sehr versteckte Kantine des Hauses auf, in der ein Seidel Bier schon um 2,70 Euro offeriert wird.

Hinter den Kulissen

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Würstelgeruch und Volksmusik

Überraschend viele Deutsche Gäste tummeln sich heuer in den wenig glamourösen, linoleumausgelegten Gängen der Oper.

Im Heurigen, der sich im Untergeschoß des Gebäudes befindet, riecht es schon am Eingang nach Würstel. Dazu geigt eine Live-Band auf - Volksmusikhits. Zünftige Stimmung will sich aber auch nach Mitternacht nicht wirklich einstellen.

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Im Heurigen gibt es Live-Musik und Würstel-Duft.

Dancing Stars

So unterschiedliche Musik wird in der Oper nicht alle Tage geboten. Ein Arzt aus Wolfsburg besucht den Ball schon zum dritten Mal mit seiner Frau. "Uns geht es vor allem ums Tanzen, und dass man sich hier wirklich einmal herausputzen kann. Das geht nur auf dem Opernball und auf Faschingsfesten".

Schon in der Disco haben die beiden ihre Tanzkünste - vor geringem Publikum - bewiesen, danach geht es wieder in den überfüllten, großen Tanzsaal, um die Walzerschritte aufzufrischen.

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Es wird nicht getanzt

Aufs Tanzen verzichtet ein Paar aus Stuttgart lieber. Minutenlang hat es dem Treiben im Ballsaal amüsiert zugesehen, aber seit sie ihren Sohn verloren haben, tanzen die beiden nicht mehr. "Das war zwar vor langer Zeit, meine Frau schafft es noch immer nicht." Der Opernball gefällt aber auch ohne Gewalze.

"Wir sind zum ersten Mal hier. Auch weil wir mit Wien unsere Beziehung verbinden. Vor 53 Jahren haben wir uns hier kennengelernt", schwärmt der deutsche Ballgast melancholisch. "Ich hätte meiner Frau gerne ein neues Kleid dafür gekauft, aber sie wollte keines. Ihr Schrank ist voll mit Kleidern."

Um 00:30 Uhr gehen die beiden in ihr Hotel. Die Nacht habe sich ausgezahlt, sind sich die beiden einig und holen sich ihre Ballspende.

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Auch nicht getanzt hat die 81-jährige Pensionistin, die mit ihrer Schwiegertochter gekommen ist. "Die Männer fehlen zum Tanzen, wir sind nur zu zweit hier". Sie sind ebenfalls aus Deutschland, leben aber in Tirol - die Schwiegertochter arbeitet in einer Schihütte.

"Bevor ich das Zeitliche segne, wollte ich noch hierher", erzählt die rüstige Ballbesucherin. "Schön ist es, nur der Ballsaal wirkt im Fernsehen viel größer."

Ihr Kleid hat sie sich schon vor Jahren für ihre goldene Hochzeit gekauft. Jetzt wird es wieder ausgeführt. Damit hat sie sich immerhin etwas Geld gespart.

Die günstigste reguläre Eintrittskarte kommt auf 290 Euro. Für viele ist sie offenbar tatsächlich jeden Cent wert.

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