Ö3-Frau Elke Lichtenegger über ihren Kollaps
Es wurmt einen. Es ist persönlich sehr verletzend", fasste Ö3-Moderatorin Elke Lichtenegger wenige Stunden nach ihrem tränenreichen Zusammenbruch und einem Kurzbesuch im Krankenhaus die Situation nach dem Facebook-"Shitstorm" zusammen: Seit vergangenem Montag sorgt ihre spöttische Aussage über österreichische Musiker in einem Interview mit dem Wiener Stadtsender Okto für große Aufregung im Netz: "Ich dachte, das sei irgendeine österreichische, vollkommen unbekannte Band, die halt irgendwie versucht, uns ein Lied zu verkaufen, das wir aber nicht wollen, weil es wahrscheinlich ganz schlecht ist", erklärte die Moderatorin in dem – aus ihrer Sicht – aus dem Zusammenhang gerissenen Beitrag: "Ich wollte nur den Vergleich von einer internationalen und nationalen Band thematisieren."
Eben noch kannten Elke Lichtenegger nur Ö3-HörerInnen, und jetzt … Eh, Sie haben auch schon den Interview-Ausschnitt gesehen, in dem die Ö3-Moderatorin über "österreichische, vollkommen unbekannte" Bands lästert, die "halt irgendwie versuchen, uns ein Lied zu verkaufen, das wir aber nicht wollen, weil’s eigentlich ganz schlecht ist."
Die Aussage versetzte die österreichischen Musikschaffenden in Wut: Dass man auf Ö3 als österreichische Band nicht gespielt wird, ist die eine, bittere Tatsache, dass man dafür auch noch verhöhnt und abgewatscht wird, war jetzt aber der entscheidende Tropfen zu viel.
Der gewaltige Zorn, der nun über Frau Lichtenegger schwappt, ist verständlich. Er trifft aber natürlich ein bissl die Falsche, wie diejenigen wissen, die schon länger mit österreichischer Popmusik zu tun haben. Sich an der etwas unbedarft wirkenden Moderatorin abzureagieren, ist logisch und leicht, aber zu billig. Denn die ist nur eine brave, gehirngewaschene Erfüllungsgehilfin eines Senders, der das heimische Musikschaffen seit Jahrzehnten mit berechnendem Vorsatz und in voller Absicht ignoriert und ausgrenzt.
Es war der damalige Senderchef Bogdan Roščić, der schon in den 1990er-Jahren beschloss, dass heimischer Pop dem Ö3-Publikum nicht zumutbar sei: Besser, dass er das Ö3-Publikum vertreibe und deshalb aus ökonomischen Gründen draußen bleiben müsse. Dass es sich bei Ö3 bei aller gegenteiligen Anmutung um einen öffentlich-rechtlichen Gebührensender handelt, spielte ebenso keine Rolle, wie seine Ablehnung des Austropop Roščić nicht daran hinderte, als Juror in der ORF-Austro-Talente-Show Starmania zu wirken.
Roščić ist schon lange nicht mehr Ö3-Chef, an Starmania erinnert sich kaum mehr wer, und der österreichische Pop-Musiker Parov Stellar hat doppelt so viele Facebook-Fans wie Ö3. Was zeigt, dass es in erster Linie für Ö3 höchste Zeit ist, den Umgang mit heimischem Pop zu überdenken. Der neue Austropop schafft es, wie man sieht, zur Not auch so.
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