Niki Lauda: Die Neidgenossenschaft

Niki Lauda: Die Neidgenossenschaft
Beim Spaziergang in den Weinbergen spricht der Ex-Airliner Niki Lauda über seine Shopping-Aversion und Bescheidenheit.

Er weiß natürlich ganz genau, was er verdient. "Ganz logisch, sonst könnte man ja nicht haushalten", sagt Niki Lauda, unterwegs mit Chivas, dem 13-jährigen Golden Retriever. "Aber es hat überhaupt keinen Sinn für mich, zu sagen, wie viel ich verdiene, weil wir in einer unglaublichen Neidgenossenschaft leben. Deshalb rede ich überhaupt nie über Geld."

Es ist 7.30 Uhr, der Tau auf dem hohen Gras spiegelt die Morgensonne wider. Früher traf man den Unternehmer um diese Zeit beim Frühstück im Hotel Imperial. Jetzt, nachdem er seine Airline-Anteile verkauft hat, spaziert er gemütlich durch die Grinzinger Weinberge. "Gehen wir meine übliche Runde, querfeldein." Birgit, seine Frau, bringt gerade die Zwillinge, Mia und Max, in den Kindergarten. "Die beiden halten mich so positiv auf Trab. Das kostet kein Geld und ich genieße sie."

Was er bei seinen großen Söhnen Lukas (33) und Mathias (31) wegen seiner Formel-1-Karriere versäumte, holt er bei seinem zweieinhalb Jahre alten Pärchen nach. Spielerisch lernen sie mit Zahlen und Geld umzugehen. Wenn die Kinder mit ihren Plastikrollern wild durchs Haus fahren, wird "Olizei" (Polizei) gespielt. "Ich setze mich hin und muss sagen: ,Halt, Sie sind zu schnell gefahren. Das kostet 30 Euro." Dann zählen sie auf Englisch bis dreißig , das können sie."

Erstes Auto

Niki Lauda: Die Neidgenossenschaft

Er selbst wurde streng erzogen. "Mit zwölf war ich auf dem Fabriksgelände beim Großvater der Schneeräumer. Ich bin um vier Uhr aufgestanden und hab’ pro Stunde zehn Schilling verdient", erinnert sich der Enkelsohn des Industriellen Hans Lauda (Veitscher Magnesitwerke). "Ich hab’ so lange gespart, bis ich mir mit 16 um 1500 Schilling ein VW-Cabrio, Baujahr 1949, gekauft hab’." Um im Formel-1-Cockpit von March-Ford sitzen zu können, nahm er sich mit 21 Jahren einen 2,5-Millionen-Schilling-Kredit (190.000 €) auf. "Erst wie ich bei Ferrari gefahren bin und Geld verdient hab’, konnte ich’s zurückzahlen." Er schätzt, dass er damals 20 Prozent von dem verdient hat, was heute Vettel & Co kassieren.

Dass er oft als Sparefroh oder sogar als Schnorrer bezeichnet wird, ärgert ihn. "Man kann es auch Bescheidenheit nennen. Wer selbst das Geld verdient, hat einen anderen Bezug dazu, als einer, der es geerbt oder im Lotto gewonnen hat." Er weiß mit Geld umzugehen. "Trotzdem bin ich großzügig. Ich lade auch Leute zum Essen ein."

Auf Kleidung legt der 63-Jährige keinen Wert. Jeans von Levi’s, Hemd, Pullover – das rote Kapperl. "Shoppen hasse ich wie die Pest." Als vor ein paar Wochen in Montreal alle Jeans und Pullis schmutzig waren, bat er einen Freund, mit ihm in ein Einkaufszentrum zu fahren, wo er alles auf einem Fleck kaufen konnte. "Innerhalb von acht Minuten hab ich drei Pullover und zwei Jeans gehabt." Dann landete er in der Kinderabteilung. "Da hab’ ich gewütet. Ich wollte den Zwillingen je drei Sachen mitbringen. Nach Hause gekommen bin ich mit 15."

Wenn es um seine Mia-Maus und seinen Pupsi – "so nennen wir Max, weil er immer in die Windel furzt" – geht, ist er großzügig. Sein Luxus ist, "dass ich selber entscheiden kann, was ich mache. Die Birgit wirft mir immer meine Spontanität vor." Wenn er zum Beispiel in München mit jemandem etwas besprechen will, steigt er in den privaten Flieger und ist ruck-zuck dort. "Damit zwinge ich die anderen, schneller zu machen. Ich verschwende keine Zeit und kein Geld. Ich kann nur schwarz-weiß gehen, mich machen diese ewigen Grauzonen und Diskussionen narrisch."

Neue Projekte

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Als Pensionist  sieht sich Lauda noch lange nicht. "Ich bin gerade in einer interessanten Phase, wo viele neue Projekte da sind. Das alles hat nichts mit dem Fliegen zu tun. Ich habe die Augen offen und schaue, was auf mich zukommt." Mehr will der im Sternzeichen Fische Geborene nicht verraten. Gesprächiger ist er, wenn er über seine konservative Anlagestrategie spricht. "Ich habe mein Geld bei drei verschiedenen Banken angelegt, die drei unterschiedliche Vorgaben von mir haben. Da kommt unterm Strich, wenn man die Inflation rechnet, nix raus." Er sei nie ein Immobilieninvestierer gewesen. "Da kenn’ ich mich nicht aus." Er kauft nur Häuser, in denen er auch wohnt. In Ibiza wird gerade ein neues, kindergerechtes, gesucht. "In Wien sind wir schon vor ein paar Jahren übersiedelt", sagt Lauda und zeigt auf sein Domizil in Grinzing. Loslassen ist seine Devise. Gelassenheit sein Prinzip.

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