Manuel Rubey: "Ich brauche die totale Ordnung"
In der Stadt fährt er nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Musik im Ohr, ein Buch in der Hand. So wird Manuel Rubey nur selten von Passanten angesprochen. „Und wenn, dann sind es immer freundliche Begegnungen.“ Kein Wunder. Sein Lächeln mit den markanten Grübchen ist entwaffnend. Hemden, die er selbst bügelt, weil das etwas Meditatives hat, trägt er am liebsten. Dazu ein Sakko aus Fallschirmstoff vom schicken Label KM/A. „Meine Kleidung ist mir schon wichtig.“
Das Auto braucht der Schauspieler nur, wenn er mit seinen Töchtern Ronja (7) und Louise (3) und Freundin Stefanie ins Waldviertler Wochenendhaus fährt, erzählt er in der U3. Beim Volkstheater setzt er sich zum Ferdinand-Raimund-Denkmal, dann geht es ins Restaurant des 25-Hours-Hotels.
Seine erste bezahlte Rolle war in Raimunds „Der Bauer als Millionär“ vor mehr als zehn Jahren, nachdem er die Schauspielschule abgeschlossen hatte. „Die hab ich nur meinem Großvater zuliebe fertig gemacht, weil er mir immer wieder mit Geld ausgeholfen hat“, erzählt der Sohn einer Ärztin und eines Bildenden Künstlers, der nach vier Semestern das Philosophie- und Politikwissenschaftstudium an den Nagel hängte.
Komödiant
Heute ist der ehemalige Sänger der erfolgreichen Band „Mondscheiner“ ein viel beschäftigter Schauspieler und Kabarettist. Man kennt ihn als „Falco“ im gleichnamigen Film, als Pfarrer in der ORF-Serie „Braunschlag“ oder als Komödiant im Kabarettprogramm „Triest“ mit Thomas Stipsits. Nächste Woche hat sein neuester Film „High Performance“ im Kino Premiere. Da spielt er einen aalglatten Geschäftsmann. Je unsympathischer und brüchiger eine Rolle ist, desto mehr Freude mache sie dem 35-Jährigen. „Die netten Schwiegersöhne hab ich durch.“
Seine Tochter Ronja geht im 15. Bezirk – „wahnsinnig gerne“ – in eine öffentliche Schule, in der 70 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben. „Ich würde den Herrn Strache herzlich einladen sich das einmal anzuschauen, um zu sehen, dass das tadellos funktioniert.“
Rubey fuchtelt mit den Händen, wetzt am Stuhl und wirkt rastlos. Tendenziell ungeduldig und nervös sei er immer gewesen. Seit er vor genau drei Monaten und 21 Tagen mit dem Rauchen aufgehört hat, ist er „schon ein bissl wurlert“. „Am Anfang habe ich immer Kafka gelesen, wenn ich rauchen wollte und ich habe meine Hände mit Häkeln beschäftigt. Während alle anderen in einem Lokal getschickt haben, hab ich gehäkelt.“ Daraus ist mittlerweile eine Fernsehdecke von zwei mal zwei Metern geworden.
Pedant
Auf dem Schreibtisch des Pedanten – „ich brauche die totale Ordnung, sonst gehe ich drauf“ – steht ein Gurkenglas, voll mit den Tschickstummeln. Daneben ein zweites Glas, in das er jeden Tag fünf Euro wirft – Geld, das er sich als Nichtraucher erspart.
Sein geordnetes Büro ist sein Rückzugsgebiet. Zu Hause lebt er mit „drei Chaotinnen, die stärker als ich sind“, daher muss er kapitulieren oder selbst aufräumen. Aufgeräumt ist auch sein Terminkalender, den er dieses Jahr nicht so prall gefüllt hat, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können.
Zurzeit bereitet er sich auf den Film „Gruber geht“ (nach dem Roman von KURIER-Kolumnistin Doris Knecht) vor. Und dann beginnen die Dreharbeiten zur „Braunschlag“-Nachfolge mit David Schalko. „Ich spiele diesmal einen degenerierten Spross einer Industriellenfamilie. Gert Voss und Sunnyi Melles spielen meine Eltern.“
Manuel Rubey führt ein erfülltes Leben. Kaum zu glauben, dass dieser humorvolle Schauspieler auch melancholische Tage hat. „Ich kenne den Blues“, sind seine Abschiedsworte bei der U-Bahn-Station.
Tipp:
Als Hypochonder habe ich Angst vor allen Krankheiten.
Meine Mutter sagte immer: Morgen ist auch noch ein Tag.
Unordnung lässt mich verzweifeln.
Erziehung heißt, Kinder zur Autonomie und zu Selbstbewusstsein zu verhelfen.
Zornig werde ich, wenn ich oder die Kinder in Hundescheiße steigen. Da liefere ich mir auch Schreiduelle mit Hundebesitzern.
Am liebsten hätte ich den Oscar in zehn Jahren.
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