Mama Händler: "Andrea lügt!"

Andrea Händler mit Mama Gerti
Die Kabarettistin packt in ihrem neuen Programm über frühen Sex aus.

Volles Haus, tolle "Kulisse", pralle Verbalerotik – fast stand zu befürchten, die gamsigen Gratisblätter würden tags darauf taxfrei titeln: "Andrea Händler versext das Kabarett." Zum Glück versiebt sie’s nicht (siehe Kritik, Seite 23). Denn: Im privaten wie beruflichen Gedenkjahr – sie wurde 50, ihre Karriere 30 – verdient sich die hin- und herzzerreißende Erz-Komödiantin mit ihrem Solo "Ausrasten" höchste Achtung.

Mama Händler: "Andrea lügt!"
Ein paar der Seeböck-Schüler, vordere Reihe von links nach rechts: Robert Schartel, Eva Billisich, Reinhard Nowak, hintere Reihe von links nach rechts: Sylvia Schwartz, Alfred Dorfer, Roland Düringer, Andrea Händler
Allein die ganze "Oktave" ihrer Stimminterpretationen – von Türke, Tölpel, Trantüte und Tussi bis Tierwelt – erhebt die One-Woman-Show (mindestens) zur "Fünf-Goschen- Oper". Die VIPs – wieReinhard Nowak,Dolly Schmidinger&Barbara Karlich– wieherten. Auch als Verbeugung vorm brillanten Background-Duo, AutorinAngelika Hager& RegisseurinEva Billisich. Riesenjubel, runde Sache. Wo wäre der Haken?

Na, ja ... Händler berichtet so delikat detailliert von eigenen Lebens- und Liebeslagen, dass es alle für bare Münze nahmen. Alle? Nö, nicht alle.

Mama Händler: "Andrea lügt!"
Franz Schnaitt, Andrea Händler 13.10.2014, Wien, Kulisse, Premiere Ausrasten
Etwa diese Story vom gemeinsamen Urlaub mit ihrer Mutter. "Erst unlängst", wie Andrea treuherzig hinzufügt, "ich war vielleicht 20." Also: Zwei Generationen Händler in der "Karibik des kleinen Mannes", in Jesolo. Dort fällt der Frau MamaGiovanniauf, ein Papagallo, wie dem Prospekt für hormonelle Verwirrung entsprungen. Giovanni tritt auf wie weiland der Eroberer Marco Polo, putzt aber nur Tretboote. Soll sein.Gerti Händlerschmachtet dahin – schickt aber ihre Tochter als Stuntgirl eigener Phantasien in die Schlacht. Andrea, seit dem "ersten Mal" mit einemGrahamin den Sprachferien im englischen Seebad, tut wie geheißen, erfährt aber statt der erhofften "sexuellen Nahversorgung" nur einen Pronto (Quickie auf Italienisch).

Dazu die Mutter heute entrüstet: "Geh, die Andrea lügt doch!" Wie "lügt"? "Das Ganze war nicht in Italien, sondern in Griechenland!"

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