Lokalaugenschein in Bayern

Auch in Pöcking am Starnberger See trauert man um Otto Habsburg: "Er hatte nichts von einem Ich-bin-Kaiser-Gehabe".

Immer wieder schwingt die schwere Holztür auf und Menschen treten aus der Mittagshitze in die Kühle der Kirche. Es ist ein heißer, sonniger Tag, trotzdem kommen seit dem frühen Morgen Wegbegleiter und Nachbarn, um Abschied von Otto Habsburg zu nehmen. Hier in Pöcking am Starnberger See südlich von München hat er gelebt. Hier ist in der Kirche St. Ulrich bis Samstag sein Sarg aufgebahrt.

Auf den wenigen Holzbänken liegen Patenzettel. Die beiden Kondolenzbücher füllen sich rasch. "Danke für das Vorbild, das Sie uns gegeben haben" ist zu lesen. Oder: "Wir verneigen uns vor Deiner Größe." Eine ungarische Delegation legt einen Kranz vor dem Sarg nieder, ein Botendienst gibt Blumen mit Kondolenzgrüßen ab.

Am späten Vormittag kommt Otto von Habsburgs jüngster Sohn Georg in die Kirche, in Begleitung seiner Frau Eilika, ihrer beiden Töchter und des kleinen Sohnes. Schweigsam nehmen sie Platz, bekreuzigen sich, beten ein Vaterunser.

Viele Trauergäste bedauern den Verlust einer großen Persönlichkeit - oder eines lieben Nachbarn. "Er und seine Frau sind mir oft begegnet", erzählt Ernst Ziegelmaier aus Pöcking. "Er war ein höflicher, bescheidener Mensch, der mich sogar nach einer schweren Operation im Krankenhaus besucht hat." Viele schätzten sein zurückhaltendes Wesen: "Er hatte nichts von einem Ich-bin-Kaiser-Gehabe", sagt Gerd Schröder, der seit vielen Jahren mit der Familie bekannt ist. "Wir haben hier noch Zita (Ottos Mutter) erlebt und waren bei seinem Fest zum 95. Geburtstag."

Kondolenz

"Wir waren auf dem Weg nach München und haben extra einen kleinen Umweg gemacht", berichtet Familie Gerber aus Lermoos. Annemarie Mahn ist eigens aus Augsburg angereist: "Gekannt habe ich ihn nicht, aber ich verfolge die Habsburger schon mit, seit ich ein kleines Mädchen war." Sie lobt die schlichte Aufbahrung in der Kirche: "Schön ist, dass ihm österreichische Gebirgsschützen die letzte Ehre erweisen."

Doch nicht immer wird in Pöcking der mediale Andrang mit Wohlwollen verfolgt: "Ihr Österreicher habt ihn unmöglich behandelt. Für euch rede ich nicht", schimpft ein Pensionist. Eine Frau, von Tränen überwältigt: "Er war ein wertvoller Mensch." Das sieht auch Heinz-Dieter Arnold so, der viele Vorträge von Habsburg besucht hat: "Schade, dass ihm höhere Ämter verwehrt worden sind. Politisch war Habsburg ein Vordenker, den man sich ganz vorne vorstellen hätte können."

Fraglich, ob er das gewollt hätte: "Er hat einmal gesagt, dass er auf EU-Ebene mehr erreichen konnte, als wäre er österreichischer Kaiser gewesen", sagt Margaretha Schweiger, die ihn ein, zwei Mal traf. "Er meinte, da hätte er sich immer zurückhalten müssen. So durfte er einem Parlamentarier auch mal sagen, dass er ein Esel ist."

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