Linda Evans, die Sauberfrau der Seifenoper wird 80
Bis zu ihrem 15. Lebensjahr, so erzählte sie einmal, habe sie noch mit Puppen gespielt. Ihre Eltern, professionelle Tänzer mit norwegischen Wurzeln, „befahlen“ es der mittleren der drei Töchter geradezu, hatte die Älteste doch bereits mit 15 geheiratet: „Das wollten sie mir und sich ersparen, indem sie mich kindlich hielten.“
Linda Evans (geborene Evenstad aus Connecticut) verlobte sich zwar mit 18, aber mit dem Kollegen Patrick Curtis (heute 83) gab es nur zwei Jahre Theater.
Mit 26 gelang ihr das Kunststück, am Tage ihrer Hochzeit mit dem Regisseur und Blondinensammler John Derek (gestorben 1998 mit 72) zugleich (Stief-)Großmutter zu werden. Derek, davor mit Ursula Andress und danach mit Bo Derek verheiratet, verließ Linda 1975, als sie noch in einer Westernserie mitritt, ganze sechs Jahre, ehe sie mit einem Schlag zu Weltruhm kam. Nicht als „Christl von der Post“ wie in Carl Zellers „Vogelhändler“ (1891) – aber als Krystle mit dem Biest in „Dynasty, der Denver Clan“ (9 Staffeln, 218 Folgen, 1981–’89). Seifenoper statt Operette! Der geniale TV-Produzent Aaron Spelling (gestorben 2006) hatte ihr die Traum- und Albtraumrolle ihres Lebens auf den Luxusleib geschneidert.
Intrigantenstadl
Das verfilmte Öl-Gemälde der superreichen Carringtons in Colorado hielt Milliarden rund um den Erdball in Atem. Es flogen die Fetzen, es wogten die Herzen, es bogen sich bei den spektakulären wie spekulativen Volten des Plots die Balken. Ein teilweise sogar blutrünstiger, jedenfalls total wohlstandsverwahrloster Intrigantenstadl.
Das Duell der braven, blonden zweiten Frau des Patriarchen mit der bösartigen, selbstverständlich dunkelhaarigen ersten Gemahlin Alexis – der weitaus dankbarere Part, den sich Joan Collins (89) angeblich „nach und nachts“ verdient hatte – setzte sich auch fröhlich am Set fort.
Evans, die sauberhafte Wiedergängerin des Prüderie-Paradefalls von Hollywood, Doris Day ( 2019 mit 97), war in all den Rankünen das Lieblingsopfer von John Forsythe ( 2010 mit 82) und Konsorten – Blondinen, offenbar auch bei Bosheit bevorzugt. Sie behauptete zwar, erst „unmittelbar“ nach Ende der Serie ein Facelifting samt Laserbeschuss in Anspruch genommen zu haben, aber sie fügte hinzu: „Nicht aus Schönheitswahn“, sondern nur, um die redlich erworbenen Sorgenfalten loszuwerden. Collins wiederum wusste vom Drehalltag anderes: „Jeden Morgen besichtigten wir aus nächster Nähe ihre neuen Operationsnarben.“
Blanker Neid? Zweifellos galt Linda Evans lange Jahre als eine der schönsten Frauen Amerikas. Sie erschien 1971 erstmals im Playboy als Centerfold mit Heftklammern um den Nabel, und 1982, mit fast 40, noch einmal zur Bestätigung. Sie hat einen Stern auf dem Walk of Fame, war fünfmal für den Golden Globe nominiert und gewann ihn 1982.
Nach „Dynasty“ bäumte sich Evans noch einmal mit „Fackeln im Sturm“ auf (1985), wandte sich nach ihrer zweiten Ehe mit Designer Stan Herman (heute 92) und der Liaison mit dem griechischen Musiker Yanni (68) bald vom Business ab. Sie hat keine Kinder, aber 21 Fitnessstudios.
Kommentare