Kiefer Sutherland: Mit 55 zweifacher Opa
Hollywood-Star Kiefer Sutherland, wohl am berühmtesten für seine Rolle als tougher Geheimagent Jack Bauer in „24“, kommt in die Jahre. Mit 55 ist er nicht mehr sonderlich daran interessiert, die Anzahl der Actionfilme und TV-Serien in seiner Biografie zu erhöhen.
In den letzten Jahren konzentrierte er sich aufs Regieführen und drehte „Forsaken“ mit seinem Vater. Der Sohn des legendären Donald Sutherland (86) begann seine Karriere als Mitglied des „Hollywood Bratpack“, einer Gruppe von Jungschauspielern in den 1980er Jahren, der auch Judd Nelson (62), Emilio Estevez (59), Charlie Sheen (56), Molly Ringwald (53) und Ally Sheedy (59) angehörten.
Sutherland war mit seiner Kollegin Julia Roberts (54) liiert und sorgte für Schlagzeilen, als die geplante Hochzeit nur wenige Tage davor abgesagt wurde. Kurzauftritte im L.A. County-Gefängnis für Alkohol am Steuer sind auch längst Geschichte. Sutherland ist ruhiger geworden und hat dem Whiskey abgeschworen.
Vor einigen Jahren war er ein fiktiver US-Präsident in „Designated Survivor“, derzeit dreht er die Serie „Die First Lady“, in der er einen echten spielt: Franklin Delano Roosevelt (1945).
KURIER: Welche Erinnerungen haben Sie an „24“?
Kiefer Sutherland: Wir haben 196 Folgen in acht Jahren gedreht. Die Crew und die Kollegen sind zusammengewachsen. Wir hatten 16 Hochzeiten in der Zeit, und über 30 Babys. Als die Serie endete, war es hart für mich, auf einmal nicht mehr jeden Tag all diese Leute zu sehen, die Freunde geworden sind.
Was haben Sie gemacht, als Sie plötzlich eine Unmenge an Freizeit hatten?
Ich war in Panik. Ich wusste erst überhaupt nicht, was ich mit mir anfangen soll. Ich hatte acht Jahre lang eine Routine und dann war da auf einmal nichts. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich um 5:30 Uhr früh aufgewacht bin, weil ich das so gewohnt war. Dazu kommt, dass man als Schauspieler in diesem Business immer Angst hat, dass man nie wieder arbeiten wird, dass einen keiner will. Ich habe ein Jahr gebraucht, um mich an die Freizeit zu gewöhnen, und als ich endlich begonnen habe, die Zeit mit meiner jüngeren Tochter zu genießen, mit ihr zu reisen, untertags in den Central Park spazieren zu gehen, mit irgendwelchen Leuten dort Schach zu spielen und mich richtig zu entspannen, bot mir Lars von Trier (65) „Melancholia“ an. Das Gute war, dass ich in diesem Jahr zum zweiten Mal Opa wurde. Da habe ich gemerkt, wie alt ich werde. Ich schaffe es, vielleicht eine Stunde mit meinen beiden Enkeln zu spielen, dann brauche ich einen Nachmittagsschlaf! Das war bei meinen Töchtern viel leichter.
Sie wurden sehr jung Vater, mit 22. Glauben Sie, dass Sie ein besserer Großvater sind?
Absolut, von den Ermüdungszuständen mal abgesehen. Ich erinnere mich an einen Geburtstag meiner älteren Tochter. Ich sagte: „Es tut mir so leid, dass wir einander großziehen mussten.“ Sie lachte und meinte, sie hätte es nicht anders haben wollen. Aber natürlich ist mir klar, wie unreif ich war.
Sie reisen immer schon gern, nicht wahr?
Ja, das ist meine Leidenschaft, obwohl ich erst relativ spät damit begonnen habe, mit 23. Ich flog mit einem Freund, einem Sänger und Songwriter, nach Hawaii. Keine Ahnung, warum wir ausgerechnet dorthin wollten, vermutlich um Mädels abzuschleppen und Spaß zu haben. Wir hatten komplett übersehen, dass Hawaii das Top-Reiseziel für Flitterwochen ist. Wir hatten beide vorher viel gearbeitet und waren total weiß. Wir saßen wie zwei Bleichgesichter am Pool und waren von tiefgebräunten Menschen umgeben. Wir sahen aus wie ein homosexuelles Pärchen. Meine zweite Reise führte mich nach Irland, ganz allein, mit einem Rucksack. Und meine Dritte in die Tschechoslowakei.
Sie haben auch eine starke Connection zum legendären Beverly Hills Hotel …
Das kann mal wohl sagen, dort bin ich öfter aufgewacht und wusste nicht, wie ich hingekommen bin! Ich liebe die Tatsache, dass die Millionen in Renovierung und Umbau investiert haben, und es sieht genauso aus wie vorher (lacht). Nein, für mich hat dieses Hotel eine besondere Bedeutung, weil mich mein Vater zum ersten Mal dorthin mitgenommen hat, als ich 15 Jahre alt war, und die Geschichte dieses Gebäudes hat mich ungeheuer beeindruckt. Das Piano in der Bar an dem Judy Garland (1969) gesungen hat während James Stewart (1997) spielte, die Anekdoten über geheime Affären der Stars. Das alles war ein Grund, warum ich Schauspieler werden wollte.
Was haben Sie als junger Bub empfunden, als Sie Ihren Vater in den Sexszenen in „Wenn die Gondeln Trauer Tragen“ (1973) gesehen haben?
Das war ziemlich merkwürdig, vor allem auch deshalb, weil mich Julie Christie (81) total angetörnt hat, und ich mir die ganze Zeit dachte, vielleicht kann ich meinen Vater ausblenden. Stattdessen machte ich die Augen zu und dachte nur, Oh Gott, das ist Daddy.
Machen Sie Sport?
Das Einzige, was ich lieber mache als Golf spielen, ist vor der Kamera stehen. Und das heißt was, denn ich liebe Golf, obwohl ich entsetzlich schlecht bin. Fast so schlecht wie mit technischen Dingen. Ich hasse Computer. Ich schreibe Briefe immer noch mit der Hand.
Kommentare